Die erste Domain, die erste Marke: Was kann ein Start-up in Bezug auf SEO falsch machen?

12. September 2019 | Von in SEO

Irgendwann ist immer das erste Mal. Ein neues Unternehmen wird sich recht zügig für eine Marke und in der Folge auch für eine Domain entscheiden. In Bezug auf SEO kann man dabei aber interessanterweise einige Fehler machen, die sich nachhaltig negativ auf die späteren Rankings auswirken können.

Die folgenden sieben Punkte basieren auf fast 20 Jahren SEO-Erfahrung. Ich empfehle allen Start-ups, diese recht frühe Entscheidung eines Unternehmens sehr ernst zu nehmen, da diese Entscheidung durchaus Auswirkungen auf die Zukunft hat.

Grundsätzlich gilt natürlich: Man kann Marke und Domain immer noch ändern. Aber ohne Reibungsverluste geht das irgendwie nie. Also: Wer sich am Anfang Gedanken macht, kann sich später diese Reibungsverluste vielleicht ersparen.

1. Vorbelastung prüfen

Wer eine neue Domain nutzt, sollte überprüfen, ob diese Vorbesitzer hatte, die diese Domain in Bezug auf Google „verbrannt“ haben. Das gilt vor allem für Websites aus den Bereichen „Porns, Pills + Casino“. Dort kann es durchaus passieren (siehe die Fallstudie von lunapark), dass der Vorbesitzer verhindert, dass die neue Website erfolgreich wird.

Man sollte also unbedingt zwei Aspekte prüfen:

  1. Gibt es in der Wayback Machine Spuren einer Website aus den genannten Bereichen?
  2. Über eine Linkdatenbank (wie Majestic, Ahrefs, Moz) sollte geprüft werden, ob – und wenn ja, welche – Backlinks auf die Domain zeigen. Gibt es dabei Backlinks, die gegen Google-Richtlinien verstoßen und damit zur Gefahr für die neue Website werden können?

2. Generische Domains sind oft besser als Länder-Domains

Häufig entscheiden sich Unternehmen für eine .de-Domain. Das ist grundsätzlich auch eine gute Idee – bringt aber ein Problem mit sich: Wer eine .de-Domain für internationale Inhalte nutzen möchte, wird in Bezug auf SEO oft Nachteile erleben.

Nun klingt „international“ erstmal irgendwie nach „weltweit“. Das muss aber gar nicht sein. Schon wer Inhalte für zwei Länder oder Sprachen bereitstellen möchte, muss über diesen Aspekt nachdenken. Bei Start-ups heißt das: Man sollte darüber nachdenken, ob man jemals internationalisieren möchte. Und auch wenn das erstmal in weiter Ferne liegt, sollte man schon beim Start die richtigen Weichen stellen.

Die beste Lösung: eine Domain zu nutzen, die nicht länderspezifisch ist. Also: Kein .de, kein .at, kein .ch, sondern .com, .net, .org, .info oder etwas anderes (“generische Domains” = gTLD). Dann kann man später mit Unterordnern (z. B. website.com/us/) oder Subdomains (z. B. it.website.com) arbeiten und diese Websites optimal auf die jeweiligen Länder oder Sprachen ausrichten.

Noch ein Tipp: Es kann natürlich auch eine Strategie sein, für jedes Land, in dem man präsent sein möchte, eine eigene länderspezifische Domain zu nutzen (also eine .de für Deutschland, eine .fr für Frankreich, und so weiter). Das kann man durchaus machen. In Bezug auf SEO hat es aber den Nachteil, dass jede dieser Domains alleinstehend ist und keine von den anderen in Bezug auf Backlinks profitiert. Und Backlinks sind leider immer noch ein ziemlich wichtiger Ranking-Faktor.

3. Keine deutschen Wörter in der Domain

Wer eine einheitliche Domain für alle Länder/Sprachen nutzt, muss dann auch sicherstellen, dass innerhalb dieser Domain keine deutschen Wörter verwendet werden – natürlich immer vorausgesetzt, dass man die Internationalisierungsfrage mit „Ja“ beantwortet hat.

Beispiel: Eine Domain wie www.arbeitsjacken-shop.com ist an sich gar nicht mal so schlecht. Wenn man dann aber diese Domain und diese Brand für eine französische oder italienische Website verwendet, wird man vor Ort eher fragende Kunden vorfinden, die nicht wissen, was sich hinter der URL www.arbeitsjacken-shop.com/fr/ verbirgt.

Also: Wer irgendwann mal internationalisieren möchte, sollte entweder auf einen Fantasienamen setzen oder englische Wörter nutzen.

4. Marke sollte nicht nur aus generischen Suchbegriffe bestehen

Eine Brand wie „Arbeitsjacken Online“ klingt erstmal gut: Jeder, der das hört, weiß, was hier angeboten wird. Es hat aber gerade bei neuen Unternehmen einen entscheidenden Nachteil: Wer nach „arbeitsjacken online“ sucht, stößt nicht zwangsweise auf den Shop, sondern – wegen der generischen Wörter – evtl. auf andere Marken:

Auch John Mueller von Google hat sich hierzu geäußert:

I don’t think it’s always the best strategy […]. In a lot of cases, especially if you’re in a competitive market, if your domain is essentially a combination of your keywords, then it tends to be hard to even rank for your brand.

5. Domain/Marke nicht zu spezifisch wählen

Eine Marke bzw. die genutzte Domain kann bei späterem Wachstum auch mal zu einem Hindernis werden. Ein Beispiel: mymuesli ist eine meiner Lieblingsmarken. ABER: Wer nur die Marke hört und mymuesli noch nicht kennt, könnte auf die Idee kommen, dass es dort nur Müsli gibt.

Das war früher (bei Unternehmensgründung) auch mal so, aber mittlerweile werden dort ja auch Porridge, Tee und noch einige andere Produkte verkauft. Und ich kenne nicht wenige Unternehmen, die später mal ihre Brand ändern mussten, weil sie mit ihrem Produktportfolio über die initiale Ausrichtung hinausgewachsen sind.

Es gibt ja auch einige SEO-Agenturen, die anfänglich nur SEO angeboten haben und die auch das Wort SEO im Markennamen führen. Und wenn dann später noch SEA, Analytics & Co. hinzukommen, kann es hinderlich sein, wenn man immer noch „Die SEO Jungs“ heißt.

Mein dringender Tipp: Bei der Wahl der Domain/Marke würde ich immer etwas generischer denken.

6. Auf Verständlichkeit achten

Das hier ist jetzt wirklich aus eigener, leidvoller Erfahrung: Für mich ist es bei einer Marke wichtig, dass man sie korrekt schreiben kann, wenn man den Namen mal gehört hat.

Mit Bloofusion habe ich da sicherlich einiges falsch gemacht. Wer das hört, schreibt vielleicht „bluefusion“. Manch einer liest auch „bloodfusion“. Die meisten sprechen unsere Marke auch falsch aus: Aus „Bloo“ wird dann in der Regel „Blow“. Also in jeder Hinsicht nicht geschickt gewählt. (Bloofusion ist ja die Kombination aus den Ursprungsunternehmen Bloonatic und Synapsefusion. Und, nein, über diesen Aspekt haben wir bei Gründung wirklich nicht nachgedacht.)

Also: Denkt darüber nach, dass man euren Namen eindeutig verstehen kann, weil es sonst auch zu Reibungsverlusten kommen kann. Wer nach „bluefusion“ in Google sucht, stößt dann auf Websites wie www.bluefusioncreative.com oder bluefusionfun.com – und nicht auf uns. (Zum Glück kann man ja auch Google Ads für die „Falschschreibungen“ schalten.)

7. Auf Fehlschreibungen verzichten

Angenommen, ich hätte eine neue Marke namens “Eichhornchen” (also ohne “ö”). Was würde passieren, wenn jemand nach meiner Marke gesucht? Es könnte durchaus passieren, dass Google das als Fehlschreibung erkennt und dann Nutzern die “falschen” Suchergebnisse anbietet:

Grundsätzlich würde ich also empfehlen, auf Marken zu verzichten, die als Fehlschreibung interpretiert werden können. Das kann man ja ganz einfach überprüfen, indem man die Marke einfach mal bei Google eingibt.

Also …

Für Start-ups ist SEO in der Regel ein wichtiger Kanal. Unternehmen sollten also bei der Wahl der Marke und der Domain alles richtig machen, um möglichst schnell relevanten Traffic von Google zu bekommen.

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

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