Erst die Website machen, dann SEO? No Way! [Search Camp 213]

25. Januar 2022 | Von in Podcast "Search Camp", SEO

In dieser Episode geht es um einen Fall, den ich gar nicht so selten habe: Ein Unternehmen erstellt erst eine neue Website und wendet sich dann an die SEO-Agentur, um die Site zu optimieren. Es gibt fünf sehr gute Gründe, warum das definitiv der falsche Weg ist.

 

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Erst die Website machen, dann SEO? No Way!

Es gibt so ein paar Sätze, die höre ich einfach total ungerne. Der schlimmste Satz ist der: „Wir haben die Website schon mal livegestellt.“. Also im Rahmen von Relaunch-Projekten. „Wollten Sie da noch drüber gucken?“.

Aber um den geht’s eben heute nicht, sondern ich zitiere vielleicht mal aus dem, was mir ein potenzieller Kunde geschrieben hat. Hintergrundgeschichte ist, wir hatten vor einem Jahr mal Kontakt und dann schreibt er mir so: „Ja, damals standen wir vor dem Entwicklungsstart unserer Website. Inzwischen haben wir diese erfolgreich umgesetzt und wollen jetzt SEO machen.“

Und das ist immer so ein Thema, wo sich die Zehennägel hochkrempeln. Ich höre das leider noch zu oft, sicherlich weniger als damals. Also dieses „Hey! Wir machen erst die Website und dann denken wir über SEO nach.“, ist das sinnvoll? Nein.

Warum ist es eigentlich besser, SEO direkt bei der Erstellung einer Website reinzunehmen? Ich habe gleich 5 Punkte mitgebracht. Insgesamt muss man natürlich sagen, es geht einfach darum, doppelten Aufwand zu vermeiden. Im Worst Case ist es so, dass quasi erst irgendwas gemacht wird, Programmierung oder Content, und später muss man dann im Worst Case alles neu machen. So passiert das in der Praxis relativ selten, das muss ich zugeben, aber es kann passieren. Und deswegen 5 gute Gründe oder 5 Punkte, wo es eben wichtig ist, Relaunch und SEO auf jeden Fall zusammenzudenken.

 

#1: Die technische Basis

Punkt Nummer 1 ist das, was ein typisches SEO-Thema ist, nämlich: Die technische Basis sollte stimmen. Das ist heute gar nicht mehr so ein großes Argument, wie es das vielleicht schon mal war. Weil zum einen sind wir so ein paar Horror-Technologien losgeworden und zum anderen sind die Content-Management- und Shop-Systeme besser geworden.

Also früher gab es immer noch die theoretische Chance, dass du irgendwohin gegangen bist und jemand hat dir eine Website in Flash gemacht oder hat Framesets benutzt. Alles so Technologien, die SEO-technisch eigentlich relativ tödlich waren. Sowas wird dir heutzutage nicht mehr angedreht.

Und nochmal: Die ganzen Systeme sind besser geworden, ob es jetzt ein WordPress ist oder ein Shopware oder ein TYPO3, das passt schon alles.

Die Möglichkeit gibt’s natürlich immer noch. Also rein theoretisch kann dir ein SEO-unwissender Webdesigner eine Website andrehen, die sehr JavaScript-lastig ist, wo zum Beispiel die einzelnen Seiten auf der Website gar keine URL mehr haben. Das heißt, da kriegt man seine Inhalte gar nicht in den Index rein. Nochmal: Das ist sehr, sehr unwahrscheinlich, aber es kann dazu kommen.

Und gerade deswegen ist es natürlich schon wichtig, auch am Anfang einfach mal darüber zu sprechen: Was wollt ihr denn da so für Technologien einsetzen? Natürlich, die ganzen JavaScript-Frameworks sind oder viele davon sind sehr SEO-kompatibel. Das ist auch gut so. Und auch die Webdesigner sind natürlich nicht Idioten, die das SEO-Thema noch nie gehört haben. So ist es ja nicht.

Aber ich muss schon sagen, ich habe in den letzten Jahren natürlich einiges gesehen, und das war zum Teil schon schlimm. Wichtig ist es natürlich auch, und wir sind immer noch beim Thema Technik, dass man zum Beispiel Pagespeed bei Design reinnimmt. Es ist natürlich manchmal schwierig, wenn man jetzt ein bestehendes System hat und jetzt will man rückwirkend irgendwie noch irgendwas optimieren, um die Seite schneller zu machen. Das geht natürlich, kostet aber. Und da merke ich schon, dass es jetzt bei den letzten Projekten eigentlich gut läuft, wenn man eben direkt gleich bei der Erstellung der Website sagt: Folgendes wollen wir auf jeden Fall mit drin haben. Zum Beispiel Lazy Loading, dieses ganze Preload, Preconnect, also alles so Themen, die eben dafür helfen können, dass eine Website später auch schön schnell ist.

Auch das Thema Markup natürlich. Also Markup kann dir Vorteile bieten, vor allem in Bezug auf die Optik. Und wenn du jetzt sagst, du willst zum Beispiel ein FAQ Markup drin haben, dann kann man das prima im Rahmen von so einer Website-Erstellung mit abfrühstücken. Du brauchst natürlich im Backend die Möglichkeit, dann Fragen einzugeben. Du brauchst im Frontend die Möglichkeit, dass das dann eben auch entsprechend ausgespielt wird mit dem ganzen Markup. Andere Fragen natürlich auch, wobei das ist es typischerweise nicht, also zum Beispiel, dass man auch alles verändern kann, dass man ein Alt-Attribut bei Bildern setzen kann.

Nochmal: Das ist heutzutage eigentlich Standard, sollte man aber trotzdem mal geprüft haben. Kann ich die Meta Descriptions verändern? Auch das Standard, sollte man aber einmal prüfen. Nicht so Standard ist es zum Beispiel auch, Schablonen-Mechanismen einzusetzen, um zum Beispiel direkt für 100.000 Produktseiten gute Meta Descriptions auszuliefern. All das kann man im Rahmen dieses Relaunches gut machen.

 

#2: Das Template

Es gibt noch viel mehr technische Themen, aber da würde ich jetzt erst mal das Buch zumachen und zum zweiten Teil übergehen, nämlich: das Template. Template heißt quasi, wie sieht‘s denn später aus in der Website? Da habe ich eigentlich immer ganz gerne zwei Sachen, nämlich zum einen, dass im direkt sichtbaren Bereich sich auch schon relevanter Content befindet. Und zum zweiten, dass wichtige Inhalte auch ohne Aufklappen oder andere Interaktionen direkt sichtbar sind.

Das sind beides Faktoren, die vielleicht ein bisschen umstritten sind. Ich finde sie allerdings erst mal aus einem Sicherheitsgedanken gut und natürlich auch für den Nutzer. Also auch da finde ich es wichtig, wenn der Nutzer auf eine Seite kommt, dass er direkt sieht, wo er eigentlich ist und nicht erst drei Bildschirme Header-Bild oben drüber kommen. Sondern dass man wie gesagt beim Template eben auch direkt darüber nachdenkt, was kann man da alles falschmachen, das Menü, dass das nicht überfrachtet ist. Solche Themen kann man natürlich besser vorher einmal klären als später.

 

#3: Domain(s)

Der dritte Aspekt, der mir wichtig ist, vor allem bei komplett neuen Websites, und da erlebe ich es leider immer noch oft, dass da Fehler gemacht werden, nämlich die Domain-Frage. Ich meine, viele haben jetzt einfach ihre Domain und das ist entschieden und gut, aber wenn du jetzt wirklich eine neue Website machst, zum Beispiel die Frage zu stellen: Brauchst du jetzt eine Domain, also zum Beispiel eine „.com“, auf der du alles bündelst, oder brauchst du ganz viele, weil du in 20 Ländern aktiv bist?

Gibt noch viel mehr Fragen, die sich in Bezug auf die Domain stellen. Zum Beispiel: Ist das, was in der Domain steht, beschränkt mich das potenziell in der Zukunft? Angenommen ich mache jetzt diekleineseoagentur.de auf und in einem Jahr stelle ich fest, ich wollte auch SEA anbieten, dann ist diese Domain natürlich erst mal relativ schlecht. Oder meine Domain heißt diekleineseoagentur.com und auf einmal stelle ich fest, ich will ja auch in Frankreich verkaufen mit dieser Domain, und dann stehen da deutsche Wörter drin. Also das sind ganz viele Aspekte und ich verweise da auf „Alles auf Start“ Episode 14, da ist nämlich quasi noch mal so meine Checkliste drin: Auf was würde ich eigentlich alles bei einer Domain achten?

 

#4: Inhalte und Struktur

Natürlich in meinen Augen das wichtigste Thema. Natürlich Technik, überhaupt keine Frage, wichtiges Thema, aber Inhalte und Struktur finde ich natürlich noch wichtiger. Zum Beispiel einfach die Frage: Habe ich für alle relevanten Suchbegriffe starke Inhalte? Wir hatten eben wirklich letztens einen Fall, wo jemand eine Website gemacht hat und sehr, sehr wichtige Content-Prinzipien einfach komplett ignoriert hat. Man hört dann ja oft auch so Sätze wie „Ja, wir wollten da nicht so viel Text draufhaben“.

Kann man ja machen, aber in Bezug auf SEO ist das dann tödlich. Und dann sind die ganzen Texte schon geschrieben, dann fängst du eben wieder vorne an. Und grad dieses „Viel Bilder, wenig Text“-Thema, das ist natürlich oft auch ein Kampf zwischen Agentur und Kunde. Grad, wenn der Kunde sagt „Wir wollen eigentlich überhaupt keinen Text haben“ und der SEO sagt dann eben „Ja, das ist halt schlecht“. Oder der Kunde will gerne einen Onepager haben. Da übrigens der Hinweis auf „Alles auf Start“ Episode 48. Oder er möchte eigentlich gut geschriebene Artikel auf kleine einzelne Seiten aufteilen, was in Bezug auf SEO jetzt auch nicht so wahnsinnig gut ist.

Also: Man kann in Bezug auf Inhalte und Struktur wahnsinnig viel falschmachen. Und ich habe es leider schon erlebt, dass man dann wirklich an irgendeinem Punkt sagen muss „Sorry, aber kleine Schnitte werden es hier nicht mehr tun. Sondern das, was du da gemacht hast, kannst du eigentlich einmal komplett in die Tonne treten.“. Und das ist schade.

 

#5: Relaunch/Go-Live

Und dann habe ich noch Aspekt Nummer 5, das ist auch der letzte Aspekt, den ich unbedingt nennen möchte: Eine SEO-Betreuung beim Go-Live ist in meinen Augen, gerade wenn es eine nicht neue Website ist, unvermeidlich. Also man sollte das haben. Nämlich vor allem, dass eben zum Beispiel an 301-Umleitungen gedacht wird, von dem alten Content auf den neuen Content. Dass man sich nicht aus Versehen bei dem Relaunch irgendwas wegschneidet, was in irgendeiner Weise relevant war. Das habe ich eben leider auch zu oft erlebt in letzter Zeit, dass man eben keine Beratung hatte.

Wir hatten einen Shop, der wirklich auch sehr gut lief, und dann kamen die Shop-Betreiber und sagten „Boah! Wir haben …“, ich glaube, es war „drei Viertel der Sichtbarkeit eingebüßt durch den Relaunch.“. Und ich denke so: Ja, ihr habt wahrscheinlich keine Umleitungen gesetzt. Umleitungen hatten sie in diesem Fall sogar wirklich gesetzt, hatten sich aber wahnsinnig viel Content weggeschnitten, also viele Kategorien, die vorher sehr, sehr gut gerankt hatten. Und das sind eben so Sachen, die eine SEO-Agentur einfach, oder auch ein Freelancer natürlich, die darauf achten würden, was du hast und dass du auf keinen Fall irgendwas Relevantes verlierst. Oder wenn, dann eben, natürlich, irgendwas kann man immer verlieren, man kann auch mal was wegschmeißen, das ist gar keine Frage, aber eben diese großen Abstürze, die darf es eben eigentlich bei einem Go-Live der neuen Website definitiv nicht geben.

 

Finale

Deswegen, und ich sage das jetzt nicht, dieses finale Fazit meinerseits, weil wir eine Agentur haben und wir gerne mit Leuten Geld verdienen, natürlich tun wir das, das ist natürlich auch vollkommen legitim, dass wir das tun. Aber ich sag‘s eben primär, weil ich nicht jeden Tag, aber regelmäßig sehe, was passiert, wenn man das eben nicht macht.

Das heißt nicht, dass man hier jetzt irgendwie den Gegenwert eines Mittelklasse-Autos investieren muss, so eine SEO-Betreuung ist eigentlich gar nicht so wahnsinnig teuer, wenn es jetzt um Relaunch-Betreuung geht und wenn man vielleicht auch nur jemand haben möchte, der in neuralgischen Phasen dazukommt und sich Sachen anguckt.

Aber nochmal: Erst Website machen, dann SEO, ist definitiv schlecht, weil es eben dazu führen kann, dass man im Worst Case alles einmal in die Tonne treten muss und da nochmal komplett neu macht.

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

2 Kommentare zu “Erst die Website machen, dann SEO? No Way! [Search Camp 213]”

  1. Avatar-Foto Sarah

    Danke fürs Schreiben über SEO für Webseiten. Der Artikel ist sehr spannend aufgebaut und ich habe ihn gerne gelesen. Ich wünsche Bloofusion weiterhin viel Erfolg.

  2. Avatar-Foto Sandra Isler

    Ich bin Freelancer und habe mich sehr über den Artikel gefreut. Ich habe gelernt, dass SEO von Anfang an mit in die Planung einer Website einfliessen sollte.

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