Testing what you (don’t) know – Google Ads Best Practices auf dem Prüfstand

15. Oktober 2025 | Von in SEA

“Best Practice ist…” – das hast du mit Sicherheit schon öfters gehört. Ob in Webinaren, Blogartikeln, Anleitungen usw., auf diese bekannten Empfehlungen wird von Online Marketer:innen und auch von Google immer gerne verwiesen, wenn es um die Erstellung und Optimierung von Google Ads-Kampagnen geht.

Aber besonders von Google gegebene Empfehlungen sollten mit Vorsicht genossen werden. Um Googles Best Practices zu hinterfragen und herauszufinden, ob diese tatsächlich zu einer besseren Performance führen, haben wir drei unterschiedliche Tests erstellt.

Test 1: Responsive Suchanzeigen

Best Practice: So viele Anzeigentitel und Textzeilen wie möglich angeben.

Bei responsiven Suchanzeigen bei Google Ads gibt es die Möglichkeit, bis zu 15 Anzeigentitel und bis zu vier Textzeilen anzugeben. Google empfiehlt, möglichst alle dieser möglichen Text-Assets zu nutzen. Der Vorteil daran soll sein, dass Google viele verschiedene Asset-Kombinationen testen kann und so die besten Anzeigen für jeweilige Nutzer:innen erstellen kann. Werden die maximal verfügbaren Anzeigentitel und Textzeilen nicht genutzt, wird von Google meist eine schlechtere Anzeigeneffektivität prognostiziert.

Doch sind die Anzeigen mit den maximal möglichen Assets wirklich die, die auch am besten performen? Sollten Werbetreibende wirklich Google die Kontrolle darüber überlassen, wie genau ihre Suchanzeigen aussehen?

Um das herauszufinden, haben wir einen A/B-Test erstellt. In der einen Variante wurden alle 15 Anzeigentitel und alle vier Anzeigentitel ausgefüllt. In der anderen Variante drei Anzeigentitel und zwei Anzeigentitel. Der Test lief über fünf Wochen für eine Suchkampagne mit generischen Keywords.

VarianteKostenImpressionenKlicksCTRConversion-WertConversion-Rate
15 Anzeigentitel und 4 Anzeigentitel2.846,05€66.0722.8664,34%5.459,32€2,27%
3 Anzeigentitel und
2 Anzeigentitel
2.834,43€68.1642.8304,15%4.630,75€2,10%
Differenz-11,36€2.092-36-0,19%-828,57€-0,17%
Differenz in %-0,40%3,20%-1,30%-4,30%-15,20%-7,40%

Fazit: Die Test-Variante hat zwar mehr Impressionen generiert, allerdings waren die Klick-Zahlen, die CTR und auch Conversion-Wert und -Rate geringer. Die Anzeigeneffektivität scheint also tatsächlich etwas geringer und die Anzeigen nicht relevanter für die Zielgruppe gewesen zu sein, als bei der Variante mit 15 Anzeigentiteln und vier Anzeigentiteln.

Test 2: Gebotsstrategie manueller CPC für Brand-Kampagnen

Welche Gebotsstrategie für welche Kampagnentypen genutzt werden sollte, ist nicht ganz unumstritten. Für Umsatz-basierte Kampagnen und bei genug Daten wird meistens der Ziel-ROAS genutzt. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Brand-Suchkampagnen. In diesem Fall nutzen viele Online-Marketer:innen gerne die Gebotsstrategie “manueller CPC” statt den von Google generell empfohlenen Ziel-ROAS.

Vorteile der Gebotsstrategie “manueller CPC” sind ein meist geringerer Klickpreis bei einem gleich hohen Anteil an möglichen Impressionen.

Aber wird Google hier eventuell Unrecht getan und der Ziel-ROAS ist eigentlich die bessere Gebotsstrategie für Brand-Suchkampagnen? Um das herauszufinden, haben wir eine Brand-Suchkampagne, die mit der Gebotsstrategie Ziel-ROAS lief, auf den manuellen CPC umgestellt. Die Ergebnisse nach zwei Monaten Umstellung im Vergleich zum vorherigen Zeitraum sind die folgenden:

VarianteKostenImpressionenKlicksDurchschnittlicher CPCCTRConversion-WertConversion-RateAnt. an mögl. Impr. im SuchnetzwerkROAS
manueller CPC190,26€2.9211.6720,11€57,24%12.378,84€9,74%97,30%6.506
Ziel-ROAS678,08€2.5061.6210,42€64,68%11.962,32€9,25%98,91%1.764
Differenz-487,82€415510,31€-7,44%416,52€0,49%-1,61%4.742
Differenz in %-356,40%16,56%3,15%-381,82%-12,99%3,48%5,29%-1,65%368,82%

Fazit: Nach der Umstellung der Gebotsstrategie auf den manuellen CPC ist der größte Unterschied bei den Kosten zu beobachten. Da die Klickpreise deutlich gesunken sind, gehen auch die Gesamtkosten stark zurück. Impressionen, Klicks und Conversion-Wert sind allerdings nicht zurückgegangen, was in einem deutlich stärkeren ROAS resultiert. Lediglich der Anteil an möglichen Impressionen ist leicht gesunken, allerdings immer noch auf einem hohen Niveau. Die Umstellung auf den manuellen CPC war in diesem Fall also die richtige Wahl.

Test 3: Call-to-Actions in Video Ads

Wenn es um Videos für YouTube Ads geht, werden von Google gerne die ABCDs genannt, nach denen sich Werbetreibende bei der Erstellung der Creatives richten sollten. Die Buchstaben stehen dabei für folgende Empfehlungen:

  • A = Attract: Die ersten (Milli-)Sekunden sind entscheidend. Deshalb sollten besonders die ersten Sekunden überzeugen und die Aufmerksamkeit der Zuschauer:innen erregen. Dafür sollten Elemente wie beispielsweise bestimmte Hooks oder eine direkte Ansprache genutzt werden.
  • B = Brand: Die Brand sollte mehrmals im Video vorkommen. Idealerweise sowohl im Audio, als auch als Logo eingeblendet.
  • C = Connect: Im Video sollte eine Verbindung zu den Zuschauer:innen hergestellt werden. Dies kann besonders gut mit emotionalen Elementen oder Humor erzielt werden.
  • D = Direct: Die Zuschauer:innen sollen klare Handlungsanweisungen erhalten, um zu wissen, welche Aktion sie durchführen sollen, nachdem sie das Video gesehen haben. Dazu gehören Call-to-Actions wie zum Beispiel “Jetzt den Newsletter abonnieren” oder “Klicke jetzt auf den Button x”.

In unserem Test haben wir uns mit Punkt “D = Direct” befasst. Sorgt ein klarer Call-to-Action wirklich für mehr Interaktionen mit dem Video?

Um dies zu testen, haben wir ein Ausgangsvideo verwendet, bei dem kein Call-to-Action am Ende des Videos auftaucht. Als andere Variante haben wir das Video einmal angepasst mit einem Call-to-Action-Button, der am Ende des Videos eingeblendet wird und dazu aufruft, den Shop zu besuchen.

Beide Videos wurden in dieselbe Anzeigengruppe integriert, um herauszufinden, ob Google eine Variante häufiger ausspielt als die andere. Die Anzeigen liefen für vier Wochen.

VarianteKostenImpressionenKlicksCTRVideowiedergabe zu 100%
Video ohne CTA186,70€57.15580,01%9,03%
Video mit CTA41,67€10.571510,48%31,19%
Differenz-145,03€-46.584430,47%22,16%
Differenz in %448%541%638%4800%345%

Fazit: Obwohl die Anzeige ohne Call-to-Action mehr als fünfmal so häufig ausgespielt wurde, hat die Anzeige mit Call-to-Action mehr als fünfmal so viele Klicks erzielt. Der Call-to-Action scheint also in diesem Fall eindeutig zur Interaktion angeregt zu haben.

Fazit

Kann man Googles Best Practices also ohne zu zögern übernehmen? Die Tests sagen “jein”. Die Best Practices zu befolgen kann zu einer besseren Performance der Kampagnen bzw. Anzeigen führen. Allerdings kommt dies auch stark darauf an, welche Ziele die Kampagne verfolgt und welche Kennzahlen für die individuelle Kampagne die wichtigsten sind, um zu bestimmen, was eine “gute” Performance überhaupt ist. Zudem sollte man natürlich im Hinterkopf behalten, dass die Ergebnisse dieser Tests nur bedingt aussagekräftig sind, da es sich um einzelne Test handelt und dieselben Test bei anderen Kampagnen andere Ergebnisse zeigen könnten.

So oder so zeigen die Ergebnisse eines: Hinterfragen und testen lohnt sich! Denn nicht immer sind die eigenen Hypothesen und die allgemeinen Empfehlungen für individuelle Kampagnen zutreffend. Also immer schön weiter testen, testen, testen.

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Helen Gietmann

Helen Gietmann ist Senior Online-Marketing-Managerin bei der Online-Marketing-Agentur Bloofusion.

Wenn sie nicht gerade arbeitet, beschäftigt sie sich am liebsten mit Musik. Ansonsten verbringt sie gerne Zeit mit Sport, dem kreativen Schreiben und Netflix. Immer, wenn es möglich ist, versucht sie außerdem zu verreisen. Ihr Lieblingsziel: Der grüne, raue Norden Spaniens.

Helen ist in den folgenden sozialen Netzwerken vertreten:

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