Google mag jetzt doch lieber dynamische URLs?
Der Blog-Post von Google “Dynamic URLs vs. static URLs” hat doch einige Reaktionen hervorgerufen. Kein Wunder, berührt der Post doch viele SEO-Grundregeln. Wenn ich als Kunde das lesen würde, würde ich mich schon fragen, warum Bloofusion das immer empfohlen hat und warum Google damit jetzt angeblich ein Problem hat.
Fangen wir vorne an:
Was sind dynamische, was sind statische URLs?
Die meisten Websites verfügen über Inhalte, die dynamisch generiert werden, d.h. zum Beispiel aus einer Datenbank geholt und in Seiten eingefügt werden. Eine Immobilien-Site hat dann z.B. eine Expose-Seite wie
http://www.immobiliensite.de/expose?id=34785&cmd=show
Früher hatten Suchmaschinen oft Probleme mit solchen dynamischen URLs (Fragezeichen, gefolgt von mehreren durch Kaufmannsund getrennte Parameter). Deswegen nutzen viele Websites das so genannte URL-Rewriting. Für die dynamische URL wird ein statischer Alias erzeugt, so dass die Seite nach außen wie eine statische Seite aussieht, z.B.
http://www.immobiliensite.de/exposes/einfamilienhaus-in-brandenburg-34785.html
Wie gesagt: Früher gab es schon eindeutige Gründe, statische URLs zu nutzen, weil Suchmaschinen die dynamischen URLs einfach nicht “mochten”. Heutzutage ist das alles nicht mehr der Fall, weil Suchmaschinen dynamische URLs gut indexieren können.
Noch einmal zur Erklärung: Es geht hier nicht darum, dass statische URLs an sich schlecht wären. Es gibt ja eben auch viele statische Seiten, die über statische URLs verfügen. Es geht nur um das Setzen von Aliasen, um dynamische URLs nach außen durch statische URLs zu ersetzen.
Warum ist Google dann auf einmal gegen statische URLs?
Google argumentiert, dass aus den dynamischen URLs mehr Informationen gewonnen werden können. Die Beispiele, die Google gewählt hat, sind sehr gut. Ich frage mich halt nur, ob ich auch möchte, dass Google diese Schlüsse immer ziehen kann. Im Zweifelsfall könnte Google dann ja auch anhand der URL entscheiden, bestimmte Seiten gar nicht zu indexieren (weil z.B. “query=SUCHBEGRIFF” in der URL vorkommt und Google das für eine irrelevante Seite hält).
Wenn man die dynamischen URLs durch statische URLs ersetzt, muss man das sehr konsequent machen. Einige Shop-Systeme haben damit Probleme, so dass Inhalte doppelt erfasst werden können (=Duplicate Content): unter der dynamischen URL und unter der statischen URL. Ehrlich gesagt ist das aber ein beherrschbares Problem, bei dem nur wenige Kunden wirklich Probleme haben.
Warum sollte man dennoch auf statische URLs setzen?
Ich sehe da hauptsächlich drei Argumente:
- Die URLs sehen einfach besser aus. Ich glaube daran, dass “hübsche” Suchmaschinenergebnisse einfach eine bessere Klickrate aufweisen.
- Wenn jemand von einer anderen Website auf mich verlinkt und dort vielleicht nur die URLs aufführt, ist die statische URL deutlich besser, weil dann im verlinkten Text meine Suchbegriffe vorkommen.
- Wie gesagt möchte ich gar nicht immer, dass Google auf Basis der URL Schlüsse ziehen kann. Ich kann mir schon vorstellen, dass bestimmte Arten von URLs dann nicht mehr oder nicht mehr bis in die Tiefe gecrawlt werden.
Also?
Meiner Meinung nach bleibt alles beim Alten. Google hat prinzipiell eine schlüssige Argumentation, die aber etwas kurzsichtig und vor allem einseitig ist. Ja, bei der Nutzung statischer URLs vergebe ich die Möglichkeit, dass Google auf Basis der URL Rückschlüsse auf meine Site-Struktur ziehen kann. Ja, ich darf bei der Vergabe statischer URLs nicht patzen und muss das rigoros durchziehen.
Ich glaube aber nach wie vor, dass die Vorteile überwiegen – vor allem, wenn man es eben richtig macht.

Markus Hövener
Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.
Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

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September 24th, 2008 at 16:47
Ihr seid am Zahn der Zeit, liebe Kapitäne! 😉
Also ich werde bei den Rewrites bleiben, weil ich da meine Keywords reinpacken kann und das sieht dann auch der Kunde. Basta!
Zwei Fragen noch zum Thema:
a) Das Einsetzen von Aliasen wird häufig sehr zeitaufwändig geschildert. Gibt´s dazu von euch Tipps 6 Tricks?
b) was sagt eigentlich Yahoo und MSN zu dynamischen URLs? Kein Problem?
Gruß
Olli
September 24th, 2008 at 16:52
zu a) Wie aufwändig das alles ist, hängt ja stark von dem Projekt ab. Ich lasse auf jeden Fall immer den XENU über eine Website laufen, um Links zu finden, die immer noch auf dynamischen URLs zeigen. Damit kann man die eigentlich recht flott finden.
zu b) Mein Eindruck ist, dass es gerade bei MSN schon wichtiger ist, nicht zuviele Variablen zu haben. Von daher würde ich immer auf statische URLs setzen (auch wenn einem in DE eigentlich nur Google interessieren muss).
September 25th, 2008 at 00:53
Hm, was Google für eine Freude hat sich mit 100en URLs rumzuschlagen an denen eine SessionID dranhängt würde mich schon mal interessieren.
Ich werde auf jeden Fall mal bei einem Shop meinen URL “Modeller” abschalten und schauen, was das Ranking dazu meint.
September 25th, 2008 at 10:01
@torsten: keep us posted 😉
September 25th, 2008 at 17:14
Ich glaube auch, dass hier eher Mücken zu Elefanten gemacht werden. Wer statische URLs verwendet, hat nach wie vor alle Vorteile auf seiner Seite. Und wer bei einem Relaunch darauf umsteigt, macht sicher keinen Fehler. Allerdings sind dann die Umleitungen der alten Seiten, die in den Suchmaschinen bekannt sind, auf die neuen Seiten etwas aufwändiger.
September 25th, 2008 at 19:39
Tja, dass ist doch das schöne am SEO. Du musst alles in Relation bringen. So auch das 😉
September 26th, 2008 at 10:32
Ich bezweifle, dass Google mit mehreren IDs aus einem CMS mehr anfangen kann als mit einem schönen Keyword.
Rewrites haben noch den kleinen Vorteil, dass *.tld/keyword ja auch das Keyword in dem Backlink mitgeben. Also doppelter Vorteil. Bei IDs lässt sichs ja mehr als Streuung sehen bzw. eine Priorisierung des Contents wäre logisch, oder?
Oktober 13th, 2008 at 10:52
Wurde auch untersucht, wie viele URLs sich Google beim dyn. statt statischen Adressen reinschlürft? Scheinbar gibt es da immer noch Unterschiede, dass bei dyn. weniger Seiten geholt werden.
Man darf auch nicht vergessen, dass bei Webauftritten aus Datenbanken (primär ja immer mit dyn. Adressen) oft DC zu tausenden von Seiten erzeugt werden, weil die Parameter sich bei gleichem Content ändern können. Das war meines Erachtens eines der Hauptgründe für die anfängliche Skepsis/Zurückhaltung von G. gegenüber dyn. URLs. Man kann an ihnen erkennen, dass der Content aus Datenbankobjekten erzeugt wird!
Unsere Tests haben übrigens ergeben, dass G. derzeit bis zu 7 Variablen als URL schluckt, Yahoo! und MSN deutlich weniger (3-4).
Ich sehe das wie beim neuen “Lesen” von Flash-Inhalten. Nett, aber für Kern-SEO noch immer keine echte Alternative oder “Entwarnung”.