Hast Du ein sauberes Linkprofil? [Alles auf Start 67]

25. August 2022 | Von in Podcast "Search Camp", SEO

Das Konzept „Linkprofil“ gibt es schon recht lange: Wer mit seinen Backlinks nicht in ein bestimmtes Schema passt, kann Nachteile in den Rankings erleiden. Was ist davon zu halten? Braucht es ein bestimmtes Dofollow-Nofollow-Verhältnis? Gibt es das überhaupt – das perfekte Linkprofil?

 

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Hast Du ein sauberes Linkprofil?

Ja, Moin! Herzlich willkommen bei Alles auf Start, Episode 67, zum Thema Linkprofil. Ja, wie so oft, wo kommen meine Themen her? Ehrlich gesagt von euch. Diese Frage taucht seltener auf in den letzten Jahren, aber sie taucht eben immer noch auf. Und deswegen möchte ich euch heute mal in die Welt des Linkprofils entführen. Und ja, mal gucken, wie valide ist denn diese Idee? Was können wir damit anfangen? Und so weiter und so fort.

Es geht um Backlinks, also andere Websites, die auf deine Website verlinken. Und da ist es ja nun mal so: Das ist nach wie vor ein relevantes Ranking-Kriterium. Das heißt, wenn du keine Backlinks hast oder ganz wenige, werden andere Konkurrenten an dir vorbeiziehen, die deutlich mehr Backlinks haben und vielleicht auch qualitativ hochwertigere Backlinks.

Weil das schon so lange ist, haben Menschen angefangen, ja, schon vor 20 Jahren, Links aufzubauen. Und natürlich kann man darauf warten, dass genügend Links entstehen. Kann man machen. Tun nicht so unbedingt alle. Ja, oder mit Qualität beeindrucken, ja, geht auch. Häufig wurden dann Links aufgebaut und Google hat dann dagegen arbeiten müssen und hat halt gesagt, Okay, Sachen, die uns unorganisch vorkommen, dann können wir diese Links entwerten oder wir strafen sogar die Website ab, die das gemacht hat. Oder wir werten sie ab. Geht alles.

 

Was ist eigentlich „normal“?

Genau hier greift die Idee vom Linkprofil. Denn Google kennt ja nicht nur die Backlinks von deiner Website, sondern wirklich von Millionen Websites. Und wenn sie das kennen, dann können Sie auch sagen: Was ist eigentlich normal?

Du hast ja zum Beispiel Backlinks aus verschiedenen Quellarten. Ich sage mal, vielleicht verlinken ein paar Blogs auf dich, vielleicht ein paar Foren, ein paar Portale, ein paar lokale Websites und, und, und. Oder es gibt zum Beispiel ja auch die Dofollow– und die Nofollow-Links. Das wird auch in einigen Tools mit ausgegeben, wie viel – oder prozentual, wie da deine Verteilung ist.

Das könnte Google alles erheben, weil sie eben diese ganzen Backlinks haben und weil sie natürlich den Index haben und wissen können, was was ist. Und da können sie eben sagen, okay, was ist eigentlich normal, was hat so eine normale Website? Und wenn du jetzt hingegangen bist und du hast – weiß nicht – 100 Blogger bestochen und hast – von 100 Backlinks hast du 100 Bloglinks, dann sieht das erstmal unorganisch aus, weil es eben – weil dein Linkprofil, also die Gesamtheit deiner Verlinkungen sieht halt anders aus als das, was Google von dir erwarten könnte, was normal ist.

 

Gibt es denn überhaupt „normale“ Linkprofile?

Erstmal ist das eine ganz gute Idee. Und deswegen wäre es ja eigentlich gut, sich das eigene Linkprofil anzuschauen und dann zu sagen: Hm, okay, wenn ich an einer Stelle vielleicht zu viel von dem einen hab, dann muss ich halt was anderes dagegen aufbauen, damit es eben halbwegs organisch aussieht. Das könnte eine logische Schlussfolgerung sein.

Ich persönlich glaube daran nicht und das liegt einfach daran, dass dieses Linkprofil – das kann man sich sicherlich im Durchschnitt angucken, aber verschiedene Websites oder Branchen zum Beispiel funktionieren anders. Zum Beispiel, du hast eine B2B-Website, du stellst irgendwelche komischen Maschinen her. Dann wirst du sehr wahrscheinlich 0% Backlinks haben aus Foren, weil für dieses sehr spezifische Themengebiet gibt es keine Foren. Und du wirst auch keine Bloglinks haben, weil es gibt wenig Fan-Blogs für gegenläufige Doppelschneckenextruder. So könnte es also nicht funktionieren.

Aber dann könnte Google das doch einfach branchenspezifisch machen. Die könnten doch einfach sagen, Okay, ich sortiere deine Website in so einer Schublade ein. Zum Beispiel, ich habe erkannt, du bist B2B und dann gucke ich mir die Linkprofile von allen B2B-Websites an.

Erstmal ist das schwierig, weil zum Beispiel für B2B oder B2C hat Google eigentlich kein Konzept. Ich glaube schon, dass sie das algorithmisch erkennen könnten, aber erst mal per se haben sie das nicht. Auch innerhalb von B2B oder B2C gibt es dramatische Unterschiede. Angenommen, du hast einen B2B Shop für Schrauben oder für Möbelbeschläge. Ganz gutes Beispiel, Möbelbeschläge. Super. Dann hast du nämlich viele Forenlinks. Zum Beispiel – ich weiß nicht – du hast vielleicht Möbelbeschläge, die für Camper interessant sind, also für Wohnwagen. Dann werden einige Foren auf dich verlinken. Wenn du jetzt einen B2B-Shop hast für Hochvoltgeneratoren, die irgendwie für das Verlegen von Bahntrassen gebraucht werden, dann hast du das halt nicht. Also: Nur weil es B2B ist oder nur weil es B2C ist, kannst du daraus nicht dieses eine Linkprofil ableiten.

Jetzt kann man sagen, das machen wir jetzt noch detaillierter, aber man erkennt eigentlich immer relativ schnell, dass es dieses „normale“ Linkprofil eigentlich nicht geben kann. Das hat zum Beispiel auch damit zu tun, angenommen, du hast zwei Unternehmen, die einen sind total faul auf Social Media und die anderen machen total viel auf Social Media. Und jetzt ist es per se erst mal so, alle Backlinks, die eigentlich von LinkedIn, Twitter, Xing und sonst wem kommen, das sind alles Nofollow-Links. Das heißt, das eine Unternehmen, das viel auf Social Media macht, wird viele Nofollow-Links haben. Das andere Unternehmen, was da überhaupt nicht aktiv ist, wird einfach weniger davon haben. Und jetzt ist die Frage, ich kann jetzt ja nicht den einen dafür bestrafen – in Anführungsstrichen – dass sie nicht auf Social Media aktiv sind. Oder ich könnte ja auch – weil ich sehr viele Nofollow-Links habe, weil ich Social Media mache – kann es sein, dass ich wieder aus dem normalen Linkprofil rausrutsche. Ich kann auch niemanden dafür bestrafen, dass er auf Social Media aktiv ist. Das geht auch nicht. Also ich hoffe, dass ihr seht, wo das Problem bei der ganzen Sache eigentlich liegt, dass es dieses normale Linkprofil eigentlich nicht geben kann.

 

Also: Was soll ich machen?

So. Das heißt, ich habe eben schon erzählt, es gibt einige Tools, die zum Beispiel solche Ratios/Verhältnisse für euch auswerten. Die sagen dann eben zum Beispiel, Nofollow-Links zu Dofollow-Links ist das und das Verhältnis. Ich habe dann manchmal Leute in Seminaren oder in der SEO-Sprechstunde, die mich fragen: “Ich habe hier 78%, ist das gut oder ist das schlecht?” Und hier wieder das Problem, dass viele Tools oft Metriken generieren, die mit der realen Situation da draußen überhaupt nichts zu tun haben und die Leute auch nur verwirren und vielleicht auch in Richtung falscher Entscheidungen drücken.

Hoffentlich können wir uns darauf einigen, dass das Linkprofil eigentlich egal ist. Und trotzdem muss ich sagen: Ich würde immer vermeiden, dass es ungewöhnlich aussieht. Also, Beispiel: Du hast einen Shop und du sprichst 100 sogenannte Mama-Blogs an, in denen Produkte rezensiert werden und kriegst dann 100 Links von Mama-Blogs. Nach dem, was ich eben gesagt habe, ist es sehr wahrscheinlich, dass Google damit kein Problem hat. Gleichwohl, es heißt ja immer so schön: Nur weil du nicht paranoid bist, heißt es nicht, dass sie nicht hinter dir her sind. Das heißt, es könnte natürlich trotzdem sein, dass Google ganz bestimmte Filter laufen hat oder ganz bestimmte Algorithmen, die ganz bestimmte Muster erkennen können, weil Google vielleicht erkannt hat, dass einige Websites, die Linkaufbau machen, solche Muster haben.

Und deswegen ist es natürlich trotzdem, auch wenn eigentlich unklar ist, ob das so verwendet wird, würde ich persönlich immer dahingehen, dass man auch ein diverses Linkportfolio hat. Gemäß dem englischen “Don’t put all your eggs in one basket.”, ne? Nicht alle Eier in ein Körbchen reinlegen, niemals nur auf eine Taktik setzen. Denn was natürlich jederzeit passieren kann, ist, dass Google eine ganz bestimmte Art von Links auf einmal entwertet oder darauf eben einen Filter legt oder ein Algorithmus oder sonst wie das auf einmal erkennt. Und dann sind quasi alle deine Bemühungen weg. Du hast super Mama-Bloglinks eingesammelt und das ist eine großartige Leistung gewesen. Aber Google sagt eben auf einmal, Boah, dieses Muster, das sehen wir sehr oft in letzter Zeit, deswegen entwerten wir die einfach mal alle. Deswegen macht das bitte nicht, sondern wie gesagt, versuchen, diverses Linkportfolio aufzubauen. Und gerade, wenn du so in diesen klassischen Kategorien denkst, so Blog, Forum, News Portale zum Beispiel, aber auch lokale Links, versucht, viele Strategien zu verfolgen, damit es eben divers aussieht, damit es organisch aussieht.

 

Finale

Das war so das, was ich zum Thema Linkprofil sagen wollte. Wie gesagt, ist ein Thema, was etwas abgenommen hat, aber was mich in den letzten Wochen und Monaten noch ein paar Mal erreicht hat, deswegen wollte ich es auf jeden Fall jetzt hier nochmal bringen.

Ich hoffe, ich halte dich davon ab, dass du, ja, ganz bestimmte Maßnahmen unternimmst, weil eben irgendein Tool dir das sagt. Ähnlich ist das übrigens mit diesen toxischen Links. Auch da hatte ich letztens wieder einen Fall, da hat mich jemand angefragt und meinte, dass ein ganz bestimmtes Tool gemeint hat, er hätte viele toxische Backlinks. Also Backlinks, die quasi negativ für dich gewertet werden können. Und auch da das gleiche Thema, dieses Tool kann nicht wirklich Links bewerten. Es kann heuristisch arbeiten, es kann ein paar Ideen entwickeln, was einen schlechten von einem guten Link unterscheidet. Ja, das kann es. Aber nur, weil das Tool dann sagt, dieser Link ist potenziell toxisch – und leider steht da nicht dran potenziell, sondern toxisch – heißt das erst mal nichts, also rastet da nicht aus.

Ohnehin wird Google so ziemlich jeden schlechten Link einfach entwerten und wegschmeißen. Gar kein Problem. Aber wie gesagt: Ihr wollt keine Stuss-Links aufbauen, ihr wollt gute, echte, unangreifbare Links aufbauen und die müssen eigentlich immer aus verschiedenen Quellen kommen, dann habt ihr auch ein schönes Linkprofil und dann ist es wahrscheinlich für Google extremst schwierig, euch einfach mal aufgrund eurer Backlink-Struktur komplett ins Nirvana zu schießen.

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

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