Mit Long-Tail-Suchanfragen Vertrauen aufbauen? [Alles auf Start 53]

27. Januar 2022 | Von in Podcast "Search Camp", SEO

Google vertraut brandneuen Websites erstmal nicht. Vertrauen muss aber unbedingt aufgebaut werden, um eine Website nach vorne zu bringen – gerade für Startups ein häufiges Problem. In dieser Episode geht es daher um die Strategie, als vertrauensbildende Maßnahme gezielt mit Long-Tail-Suchanfragen zu starten.

 

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Mit Long-Tail-Suchanfragen Vertrauen aufbauen?

Ich habe euch heute ein schönes Thema wieder mitgebracht und es ist in gewisser Weise eine Anschluss-Episode an die letzte „Alles auf Start“ Episode, das war ja Nummer 52, heute sind wir bei 53, und es geht um Long-Tail-Suchanfragen und warum das gerade für Start-ups wichtig ist.

Ich muss vorab sagen, ich werde ein paar Sachen vereinfacht darstellen. Das ist leider manchmal einfach so, damit es irgendwie noch händelbar bleibt. Trotzdem, inhaltlich ist das richtig, aber an einigen Stellen muss ich ein paar Abkürzungen nehmen, um das Ganze ein bisschen händelbar zu halten.

Also, es geht um folgende Situation: Du hast eine neue Website. Zum Beispiel, weil du ein Start-up bist. Du hast jetzt, ob du es als Bootstrapping machst oder du hast Geld dir rangeholt, wie auch immer, auf jeden Fall hast du eine neue Website. Das heißt, du hattest vorher keine. Das heißt, du fängst quasi auf einer grünen Wiese an. Das hat eine wichtige SEO-Implikation, und die muss einem klar sein, um eben jetzt auch zu gucken, wie können wir denn jetzt eigentlich SEO-technisch nach vorne kommen?

Erstmal gibt es natürlich eine Situation, auf die ich heute nicht eingehe, nämlich, wenn du jetzt eine ganz neue Website hast, fehlen dir erstmal Backlinks. Und Backlinks ist ein relativ wichtiger Teil der Ranking-Gleichung. Das heißt, wenn du die nicht hast, kommst du erstmal faktisch gar nicht nach vorne. Das Thema hatten wir hier schon bei „Alles auf Start“, deswegen lasse ich es jetzt an dieser Stelle einfach mal.

 

Vertrauen

Und trotzdem gibt’s noch ein anderes Problem und das ist sowas wie Vertrauen. Vielleicht ist das wie in einer Beziehung: Ich gehe abends raus und lerne in einer Bar jemand Nettes kennen, ich weiß nichts über diese Person. Und am ersten Abend sagt sie mir, du bist echt ein ganz Netter und ich bräuchte wohl eine Million Euro von dir. Ich denke mal, in 99,99 % der Fälle würde dieses Gespräch relativ eindeutig ausgehen, natürlich auch, weil die wenigsten Menschen eine Million zu Hause rumliegen haben, ihr könnt das durch jede andere beliebige Geldsumme ersetzen. Aber selbst, wenn ihr das Geld hättet, würdet ihr nicht am ersten Tag einem wildfremden Menschen irgendwie einfach euer Vertrauen schenken in dieser Beziehung. Außer wenn du natürlich das Geld nicht brauchst und mit der Schippe, Schiebkarre rausbringst, die wenigsten Leute tun das.

Naja, und so ist das mit Google auch. Google weiß noch nichts über diese Website, Google hat noch nicht gelernt, dass das eine gute Website ist. Google weiß noch gar nicht, wofür die eigentlich so steht, wie ist denn die Qualität der Website einzuordnen. Vieles von dem, was Google macht, braucht Nutzersignale. Also Menschen müssen irgendwas Positives machen, damit Google dann auch was Positives daraus folgern kann. Und das fehlt einfach am Anfang.

Das heißt, diese Themen wie Trust oder Historie, die sind einfach bei null. Jetzt könnte man natürlich sagen, Google, dann gib uns doch bitte einfach Vorschusslorbeeren. Also wenn du diesen Trust nicht hast und diese Historie, dann unterstelle uns doch einfach mal, dass wir mit den besten Absichten unterwegs sind und trage da doch einfach schon mal einen schönen hohen Wert ein für uns. Und da muss man leider sagen, das wird so nicht ganz funktionieren.

Das liegt auch vor allem an sehr vielen Website-Betreibern da draußen. Vor allem einfach dem, was auch so in den letzten 20 Jahren passiert ist, dass Google einfach oft erlebt hat, dass Leute minderwertige Websites zusammenzimmern, um damit einen kurzfristigen Erfolg zu feiern. Und so funktioniert Google einfach nicht mehr, dass sie sagen, hey, ich vertraue da, da ist eine Website aufgetaucht, ich vertraue der schon erst mal. Eher selten, muss man ganz ehrlich sagen.

 

Ranking-Faktoren

Also Trust oder Historie, wie auch immer wir es nennen wollen, ist ein Teil der Ranking-Faktoren. Das heißt natürlich trotzdem, es gibt viele Ranking-Faktoren, und am Ende muss man auch nicht immer in allem immer eine supergute Note haben. Das heißt, selbst wenn du da eine Null stehen hast, können natürlich andere Faktoren auf deiner Website immer noch sehr gut sein. Das heißt, du kannst natürlich theoretisch trotzdem erscheinen. Das allerdings nur bei einer geringen Konkurrenzsituation.

Das heißt, jemand sucht etwas, und es gibt Content bei dir auf der Website mit Trust gleich null. Und dann gibt’s aber Content auf anderen Websites, die haben einen Trust deutlich größer als null. Dann wird Google sich in der Regel dafür entscheiden. Was man also machen muss? Man muss möglichst wenig Konkurrenten gegen sich haben.

Das habe ich in der Regel mit sogenannten Long Tail Suchanfragen, also spezielle Suchbegriffe, die eher selten gesucht werden, also die ein niedriges Suchvolumen haben, die natürlich trotzdem gesucht werden, aber natürlich einfach nicht in der Menge. Und da ist es dann eben auch so, dass die Konkurrenzsituation auf einmal deutlich entspannter wird.

Jetzt kann man sagen, das ist ganz nett, aber warum sollte ich das tun, auf einen Suchbegriff abzielen, der vielleicht 30-mal im Monat gesucht wird? Was habe ich davon? Naja, und die Idee dabei ist eigentlich ganz banal: dass man sich nämlich die Kette langsam hocharbeitet.

Das ist so ein bisschen wie mit dem Vertrauen. Wenn man sagt so, am ersten Abend frage ich nicht nach der Million, sondern ich schnorre mir eine Zigarette oder ich frag mal nach 10 Euro. Und wenn die dann am nächsten Tag zurückgeliefert werden, dann können wir das nächste Mal über 20 Euro sprechen oder über 50. So funktioniert eben auch Vertrauen, man muss es langsam aufbauen.

Und mit Long-Tail-Suchanfragen kannst du eben beweisen, dass du gute Inhalte hast. Und in der Folge, wenn du das bewiesen hast gegenüber Google, dann kannst du es eben auch schaffen, Rankings für allgemeinere Suchanfragen zu kriegen. Und da vielleicht auch nochmal so die Fachbegriffe, man spricht dann auch von Short Head und Mid Tail. Also Short Head sind sehr allgemeine Suchanfragen, Mid Tail ist eben so die mittlere Liga, und dann gibt es noch die Liga der Long-Tail-Suchanfragen, also die, die eben sehr selten gesucht werden. Das ist so diese klassische Einteilung.

Und wie gesagt: Ich fange eigentlich mit den schlechten Suchbegriffen an, also denen mit wenig Suchvolumen, um mich eben langsam hochzuarbeiten, um zu beweisen, dass ich was kann.

 

Ein Beispiel

Was heißt denn das in der Praxis? Angenommen, du willst eine Website machen zum Thema Abnehmen. Und welchen Twist du dir da jetzt auch immer heraussuchst, ob du irgendwelche Kurse verkaufen willst oder Produkte dafür oder was auch immer, ist an diesem Punkt eigentlich vollkommen egal.

Aber wenn du jetzt eine neue Website live stellt, also abnehmen24profi.de, dann wirst du für „Abnehmen“ nicht ranken. Egal wie toll Dein Content ist, schaffst du einfach nicht. Und stattdessen ist es dann eben deutlich besser, mit diesen Long-Tail-Suchanfragen anzufangen, also mit sehr spezifischen Themen, zum Beispiel „Wieso Protein zum Abnehmen“, „Warum viel trinken beim Abnehmen“ oder „Warum hilft grüner Tee beim Abnehmen?“.

Dafür produzierst du starke Inhalte und gehst richtig in die Tiefe. Wichtig sind mir eben insgesamt zwei Sachen dabei: Zum einen ist, du bleibst beim großen Thema, für das du ranken möchtest. Das heißt, alles, was du machst, hat dann eben mit diesem Thema Abnehmen zu tun und jetzt nicht irgendwie „gesund leben“ und „besseres Schlafen“, sondern ein möglichst kohärentes Bild zu schaffen, wofür du eigentlich stehst. Also bleibe bei deinem Kernthema und baue das langsam von unten nach oben auf.

Und dann nochmal wichtig: hohe Qualität. Also das, was gerade in den Quality Rater Guidelines steht, dass du das richtig ernst nimmst. Hohe Qualität, richtig in die Tiefe gehen, dir einfach auch einen Namen zu machen mit deinen Inhalten. Und dann kann es eben wirklich passieren, ich sage extra, kann, weil es muss natürlich nicht passieren, weil „Abnehmen“ zum Beispiel hat immer noch einen sehr hohen Konkurrenzgrad, aber dann kann es passieren, dass du dich langsam immer weiter qualifizierst für Mid-Tail-Suchbegriffe und irgendwann vielleicht sogar mal für Short-Head-Suchbegriffe.

Das, was ich jetzt alles gesagt habe, das hat eben primär mit normalen Websites zu tun. Es gibt vielleicht immer Spezialfälle wie News-Websites und so, wo es vielleicht alles ein Tacken anders läuft. Also wenn du im News-Traffic gefunden werden willst oder in Discovery, mag das was anderes sein. Ich habe jetzt wirklich heute das gesagt, was im normalen Google Index passiert. Und wie gesagt, da ist es wichtig, dass du klein anfängst und dich ganz langsam hocharbeitest.

 

Fokus?

Leider ist es wirklich so, dass viele auf dem Weg dahin das Ziel aus den Augen verlieren. Dass sie sagen, drei Monate habe ich jetzt geackert und es hat immer noch nichts gebracht. Ja, das ist leider so. Das ist zum Teil wirklich ein weiter Weg.

Und gerade, wenn es konkurrenzstarke Suchbegriffe sind, dann hat man wirklich einen Weg vor sich. Und eben gerade dieses Thema Linkaufbau, da wollte ich heute nicht so drauf eingehen, weil das haben wir schon vorher mal gemacht, das darf ich natürlich auch nicht vergessen. Also es wird mir nicht gelingen, einfach nur, indem ich 1000 grandiose Mega-Abnehmen-Artikel schreibe, dass ich trotzdem dafür nach vorne komme, wenn ich das Thema Linkaufbau komplett linksliegen lasse. Und es wird ehrlich gesagt auch nicht passieren, dass wenn ich 1000 geniale Abnehmen-Artikel geschrieben habe, dass die Links schon irgendwie von selber kommen in der richtigen Größenordnung. Das passiert in der Regel nicht. Dafür ist das Internet einfach zu voll mit dem ganzen Content. Und dafür muss man auch sagen, werden Links heute eher da gesammelt, wo sie von Google eigentlich nicht gewertet werden, nämlich zum Beispiel in sozialen Netzwerken.

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

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