Recap: Das Online Marketing Rockstars Festival 2018

27. März 2018 | Von in Agenturleben

40.000 Besucher, mehr als 300 Aussteller, 120 Masterclasses, 300 Speaker und 2 Partys – und das alles in nur 2 Tagen. Am 22. und 23. März fand in den Hamburger Messe Hallen wieder das Online Marketing Rockstars Festival statt und es war abermals ein Festival der Superlative. Für alle, die dieses Event verpasst haben, gibt es hier eine kleine Zusammenfassung.

Die Qual der Wahl

Hätte man jedem Speaker auf der OMR lauschen wollen, so hätte wahrscheinlich das gesamte Bloofusion-Team anreisen müssen. Für den nächsten Teamausflug eine Überlegung wert – für dieses Jahr hatten Mandy und ich aber die Ehre Bloofusion zu vertreten.

Los ging es am Donnerstag mit der Expo. Schon die Größe der Eingangszelte und das aufwartende Personal verrieten, mit wievielen Besuchern gerechnet wurde. Waren es im letzten Jahr noch 25.000 Besucher, so wurden dieses Jahr 40.000 Teilnehmer erwartet. Die Veranstalter hatten dazugelernt, und im Vergleich zum letzten Jahr lief diesmal der Einlass reibungslos. Dank eigener OMR-App konnte man zudem gut den Überblick über die verschiedenen Angebote behalten und wurde immer über die wichtigsten News auf dem Laufenden gehalten. Auch zum Networken war die App äußerst praktisch. Die Strichcodes der anderen Teilnehmer konnten abgescannt werden und schon war man in der App vernetzt und konnte sich zum späteren Kaffee verabreden. Denn bei der Größe des Festivals sollte man nicht nur hoffen, sich noch einmal zufällig über den Weg zu laufen.

Das Festival-Programm fand diesmal in 4 Hallen und 2 zusätzlichen Bereichen für die Masterclasses statt. In den ersten beiden Hallen haben sich auf der Expo über 300 Aussteller präsentiert. Die Bandbreite reichte dabei von den Big Playern wie Google und Facebook bis hin zu verschiedenen Online-Marketing-Agenturen und Dienstleistern. Eine optimale Gelegenheit, um sich mit altbekannten und neuen Gesichtern der Branche auszutauschen. Parallel dazu konnte man auf zwei Bühnen Vorträgen von internationalen Top Speakern lauschen. Auf der Big Picture Stage ging es dabei eher um aktuell diskutierte Themen und zukünftige Entwicklungen, während auf der Deep Dive Stage vorrangig konkrete Tipps und Strategien vermittelt wurden. Parallel dazu liefen über 120 Masterclasses – ein 90-minütiges Seminarformat, in dem praktisches Wissen zu spezielleren Themen vermittelt wurde. Hier konnte ich drei Masterclasses von Google besuchen zu Google Shopping, Display und Double Click Search. Inhaltlich war hier leider nicht viel Neues dabei, aber manchmal ist es ja auch schön zu erfahren, dass man schon auf dem neuesten Stand ist 😊

In guter alter Online Marketing Rockstars Manier wurde natürlich auch am Abend ein Programm aufgefahren, das sich sehen lassen konnte. Oli P., Bausa und Fünf Sterne Deluxe haben die Expo-Halle in einen Konzertsaal verwandelt und die Menge ordentlich angeheizt.

Am Freitag begann dann das Herzstück des Festivals: Die Konferenz. In der riesigen Konferenzhalle gab sich hier das Who-is-Who der Marketing-Szene die Klinke in die Hand.

Den Auftakt gab OMR-Gründer Philipp Westermeyer mit dem „State of the German Internet“. Da dieser Vortrag die aktuelle Situation der Internetbranche in Deutschland gut verdeutlicht und manch unentdeckte Potenziale aufzeigt, möchte im Folgenden noch einmal näher darauf eingehen.

State of the German Internet

Wenn man einen Blick auf den aktuellen Stand der deutschen Digitalwirtschaft wirft, dann sieht es leider nicht gut aus. In 2017 hat Philipp Westermeyer den sogenannten GIX (German Internet Index) geschaffen, ein Index für alle deutschen börsennotierten Digitalfirmen mit einem Firmenwert über eine Milliarde Euro. Dieser Wert lag in 2017 bei 50 Milliarden Euro, in 2018 bei 65 Milliarden Euro. Das Wachstum hört sich zwar erstmal gut an, wirft man allerdings einen Blick in die USA auf die GAFA-Firmen (Google, Apple, Facebook, Amazon) dann wirkt dieser Wert im Vergleich verschwindend gering. Allein diese vier Unternehmen waren im letzten Jahr 1.900 Milliarden Euro wert und sind in diesem Jahr auf 2.400 Milliarden Euro angewachsen. Die deutsche Digitalwirtschaft passt also quasi acht mal allein in das Wachstum der GAFA-Firmen. Und selbst wenn man die DAX-Firmen als Vergleich heranzieht, haben die GAFA-Firmen allein im letzten Jahr einen halben DAX an Wert gewonnen. In China sieht die Situation der drei Internetgiganten Baidu, Tencent und Alibaba ähnlich aus.

Deutschlands digitale Firmen stehen also unter Druck. Was können Unternehmen  tun, um mithalten zu können? Laut Westermeyer ist das alles entscheidende Kriterium: Kundenzugang. An allen Stellen geht es um Kundenzugang und das macht letzten Endes die erfolgreichen Plattformen aus: AirBnB, Uber, Booking – alles Beispiele für Unternehmen, die nicht durch ein großartiges Produkt glänzen, sondern durch ihren Zugang zu den Kunden.

Um diesen Zugang zu gewinnen, sieht Westermeyer folgende fünf Hauptkritierien:

  1. Horizontalisierung: Zalando, Uber und Check24 machen es vor. Mit Schuhen angefangen, deckt Zalando mittlerweile alle Fashion-Kategorien ab. Uber bietet bald nicht nur den Shuttleservice an, sondern weitet sein Angebot auch auf Essenslieferungen aus. Check24 ist nicht mehr nur Vermittler für Versichungen, sondern für Alles.
  2. Retain: Wenn man einen guten Kunden hat, sollte man ihn mit aller Macht versuchen zu behalten. Zu allererst braucht man dafür natürlich ein gutes Produkt. Der Trend geht zudem zum Abo (Netflix, Spotify, Hello Fresh und mittlerweile selbst Audi und Porsche). Das größte Potenzial sieht Westermeyer allerdings im Customer Relationship Management, da es hier bisher kaum Positivbeispiele gibt.
  3. Herausragen: Zum Beispiel durch Provokation, wie es die Gründer von Naketano vorgemacht haben. Mit Pullovernamen wie „Bitches and Sons“ und „angeblichen“ Geschäftsaufgabegerüchten haben sie etablierten Fashionmarken das Wasser abgegraben in puncto Suchvolumen. Hinter jeden starken Marke steht auch ein starker CEO, der die Marke repräsentieren und kommunizieren muss. Nur wegen dieser Menschen sind diese Produkte so viel wert (Coco Chanel, Jeff Bezos).
  4. Digital-PR ganz neu denken: Die größte Chance sich zu differenzieren und herauszuragen. Als Beispiel dient hier Tesla. Mit der (eigentlich sinnfreien) Aktion, eine Rakete samt Tesla zum Mars zu schicken, konnten sie eine enorm aufmerksamkeitsreiche PR erzielen.
  5. Agilität auf Plattformen: Man sollte nicht nur auf Plattformen aktiv sein, sondern sich dort gezielt differenzieren. So sticht ASOS zum Beispiel in den Google Shopping Ergebnissen heraus, in dem sie nicht nur den reinen Schuh, sondern noch ein Teil des Models abbilden. Dieser simple Fakt reicht aus, um sich gegenüber zig anderer monotoner Shopping-Ergebnisse abzuheben. Ebenso gibt es auf Facebook noch das Potenzial der Facebook-Gruppen, welches meist noch ungenutzt ist, womit aber eine enorme kostenlose Reichweite generiert werden kann.

Für die deutsche Digitalbranche gibt es also noch Einiges zu tun. Hier heißt es also nicht nur zusehen, wie die GAFA-Firmen das Monopol innehalten, sondern versuchen durch innovative und kundenzentrierte Maßnahmen den Kundenzugang zu schaffen.

Erfolgsgeschichten von Asphaltgold und mymuesli

Wie diese Erfolgskriterien in der Praxis umgesetzt werden können, zeigten auf der Expo Deep Dive Stage unter anderem Daniel Benz von Asphaltgold und Hubertus Bessau von mymuesli. Was die Erfolgsgeschichte dieser beiden Unternehmen zeigt, ist, dass beide einen Zugang zum Kunden durch Authentizität und Liebe zum Produkt geschaffen haben. Asphaltgold fokussierte sich stets auf sein Spezialgebiet Sneaker, welches im Kontrast zu Westermeyers Ansatz der Horizontalisierung steht. Sie schafften es dabei durch hochwertigen Content und innovatives Marketing auf sich aufmerksam zu machen. Dies reicht von Podcasts mit Herrengedeck über einen eigens designten Smart mit einer Limited Sneaker Edition bis hin zur Fitting-Room-App, welche das Problem der unterschiedlichen Schuhgrößen verschiedener und auch innerhalb desselben Herstellers löst. Sämtliche Aktivitäten zahlen auf die Sneaker-Kompetenz von Asphaltgold ein, welches sich letzten Endes in einem treuen Kundenstamm auszahlt. Laut Daniel Benz ist aber vor allem eines die große Stärke von Asphaltgold: ein „geiles Team“.

Ähnlich sieht die Erfolgsgeschichte von mymuesli aus. Als Hubertus Bessau mit zwei Freunden die Idee zu mymuesli fand, startete er eine Umfrage unter Freunden und Bekannten. Das Ergebnis: 0 % würden Müsli online kaufen. Dies hielt die Gründer allerdings nicht davon ab, an ihrer Idee festzuhalten. So erreichten sie mit ihrer ersten Bestellung einen Marktanteil von 100 %, ganz einfach, weil sie eine neue Produktkategorie geschaffen haben. Mittlerweile hat sich mymuesli zu einem 800-Mitarbeiter-Unternehmen entwickelt. Laut Bessau ist das Erfolgsgeheimnis dabei vor allem eins gewesen: Liebe! Daher stand sein Vortrag auch unter dem Motto „How We´re Building a Love Brand“. Diese Liebe spiegelt sich nicht nur in der Liebe zum Produkt wieder, sondern umfasst auch die Kunden- und Mitarbeiterbeziehung und selbst aus Daten wurde Liebe gemacht. So hat mymuesli beispielsweise jedem seiner Kunden, trotz damals schon sechsstelliger Kundenzahl, ein persönliches Geburtstagsständchen gesungen.

Denn durch Analyse ihrer Kundendaten fanden sie heraus, dass der Großteil der Kunden den gleichen Vornamen hat. Dementsprechend konnten sie mit Geburtstagsständchen für die geläufigsten Namen die meisten ihrer Kunden abdecken. Bessaus Motto für Erfolg: Make It, Polarize It, Be It.

Und und und…

Wie eingangs erwähnt, alle Vorträge in diesem Recap abzudecken, ist leider eine Sache der Unmöglichkeit. Das Gute ist jedoch, sämtliche Vorträge des Online Marketing Rockstars Festival können auf YouTube abgerufen werden. Eine gute Möglichkeit also, den Vorträgen von Top-Speakern der digitalen Marketing-Welt wie Scott Galloway oder Zalando-Gründer Robert Gentz vom heimischen Wohnzimmer aus zu lauschen.

Das Finale

Die Online Marketing Rockstars wären nicht die Online Marketing Rockstars, wenn die Konferenz nicht noch mit einem fulminanten Finale enden würde. Oh Moment, ich vergaß. Da war ja noch die Lunch-Pause am Mittag. Dort stand als Pausen-Überraschungs-Act Marteria auf der Bühne und hat ordentlich Festival-Atmosphäre in den Konferenzsaal gebracht. Das Mittagessen war dann eher nebensächlich 😊

Aber genau, das Finale. Am Freitagabend wurde dann der Deep Dive Expo Saal zur Party-Location umgewandelt. Nachdem die Hamburger Goldkehlchen die Frauenherzen zum Schmelzen gebracht hatten, wurde der Secret-Highlight-Act erwartet. Mit Deichkind haben die Macher der OMR dabei voll ins Schwarze getroffen. Gummiboote, Hüpfburg, Planschbecken und Feder-Regen – natürlich gab es das volle Deichkind-Programm. Was bleibt also zur diesjährigen OMR 2018 als Fazit zu sagen?

 

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Ricarda Overbeck

Ricarda Overbeck ist Senior Online-Marketing-Managerin (SEA) bei der Online-Marketing-Agentur Bloofusion und schreibt schwerpunktmäßig über die Neuigkeiten in Google Ads.

Wenn sie nicht gerade für Bloofusion die Kampagnen ihrer Kunden optimiert, steht sie mit der Mistgabel im Hühnerstall oder versucht die ganze Welt zu bereisen.

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