Search Camp Episode 45: Der Sichtbarkeitsindex: 12 grundlegende Probleme – und wofür Du ihn trotzdem brauchst!

20. Februar 2018 | Von in Podcast "Search Camp"

Der Sichtbarkeitsindex ist aus dem SEO-Alltag kaum noch wegzudenken. Dennoch ist er als Werkzeug umstritten: Was kann man mit den Charts wirklich anfangen? Wo liegen die Grenzen der Sichtbarkeitsdaten? Sollte man auf SISTRIX, Searchmetrics, XOVI & Co. lieber verzichten? Dieser Podcast ist eine Anleitung für den kritischen Umgang mit Sichtbarkeitsindizes – und sagt auch, warum und wofür man die Daten natürlich trotzdem braucht.

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Shownotes:

Informationen von den Tool-Anbietern:

 

Transcript:

Moin moin, herzlich willkommen zu Search Camp, dem Online-Marketing Podcast. Mein Name ist Markus Hövener und mein Thema ist heute: Der Sichtbarkeitsindex – 12 grundlegende Probleme und wofür du ihn eigentlich trotzdem brauchst. Also das, was viele von uns Hardcore SEOs nutzen, Sichtbarkeitsdaten. Das Thema für den heutigen Podcast kommt aus einigen Seminaren und Workshops, die ich in den letzten Tagen hatte, wo wir relativ viel darüber diskutiert haben, was machen wir jetzt eigentlich mit diesem Sichtbarkeitsindex? Viele Firmen wissen noch nicht so genau, was sie damit anfangen sollen. Wo liegt die Aussagekraft? Was kann ich da auch an Sachen heraus ableiten? Deswegen heute das Thema. In ein paar Sekunden geht’s weiter.

Da sind wir doch. Sichtbarkeitsindex ist heute unser Thema. Ich hoffe, ihr seid alle hochmotiviert. Sichtbarkeitsindex kann man sich von verschiedenen Tools liefern lassen, die eigentlich allesamt kostenpflichtig sind. Hauptsächlich in Deutschland sind das Sistrix, Searchmetrics und Xovi und SEMrush. Wichtig ist, es gibt nicht DEN Sichtbarkeitsindex. Das heißt, wenn ich mir die angucke über die verschiedenen Tools, dann sind die nicht deckungsgleich. Die müssen nicht mal in die gleiche Richtung gehen. Es kann wirklich sein, dass der eine Sichtbarkeitsindex nach oben geht und für die gleiche Domain, für den gleichen Zeitraum und alles, geht er bei einem anderen Tool-Hersteller nach unten. Das heißt die funktionieren zwar alle recht ähnlich, aber dann kocht jeder doch wieder seine eigene Suppe. Das heißt die folgenden 12 Kritikpunkte, die ich heute auch äußern werde in diesem Podcast, die gelten natürlich nicht immer gleichermaßen für alle Tools. In die Shownotes gepackt habe ich euch mal, was Sistrix, Searchmetrics und Xovi eigentlich darüber sagen. Bei Sistrix ist es der Sichtbarkeitsindex, bei Searchmetrics ist es die SEO-Visibility und bei Xovi ist es der Online Value Index OVI. Erstmal alle haben was gemeinsam, nämlich keiner bietet in diesen Informationen wirklich eine konkrete Formel an. Also das kann ich nicht irgendwo nachrechnen. Was natürlich alle schon gemein haben, ist, alle diese Tools berechnen oder messen Rankings für Hunderttausende bis Millionen von Suchbegriffen, gucken dann, welche Rankings hat eine bestimmte Website und diese Rankings werden irgendwie bewertet und dann gewichtet in so einem Gesamtindex übernommen. Soviel erstmal die Gemeinsamkeiten. Auch vorab natürlich wichtig ist, gemeint ist immer die Metrik für die Sichtbarkeit in den organischen Suchergebnissen. Es geht wirklich um Sichtbarkeit, es ist kein Traffic-Index. Also es kann absolut gut passieren, dass der Index nach oben geht und der Traffic rauscht nach unten, überhaupt kein Problem. Es gibt zwar immer so Milchmädchenrechnungen, Faustregeln, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, aber schlussendlich muss man sagen, das ist hier nicht gemeint. Wenn das passiert, wenn das mal funktioniert, okay, dann soll es funktionieren, aber es ist wirklich ein Sichtbarkeitsindex und kein Traffic-Index. Traffic-Index, da schmeiße ich Google Analytics an oder was ich sonst so habe und für das andere nutze ich halt das, was die Tools liefern. Gucken wir uns das Thema ein bisschen genauer an. Der Sichtbarkeitsindex hängt also primär von den Suchbegriffen ab. Was haben wir zu Suchbegriffen? Wir haben einmal Ranking, wir haben Suchvolumen und wir haben auch eine zu erwartende Klickrate. Dann ist da natürlich wie schon gesagt ziemlich viel magische Soße drumherum. Aber im Endeffekt ist es das trotzdem, also Rankings angeguckt, Suchvolumen angeschaut, wahrscheinlich auch die Klickrate. Das irgendwie in so einem Gesamtindex reingesteckt. Da kann erstmal keiner was gegen sagen oder? Trotzdem glaube ich, dass es 12 Probleme gibt und die möchte ich jetzt gerne mal mit euch teilen.

Problem Nummer 1: Die Tools kennen nicht alle Suchbegriffe. Das können sie auch gar nicht. Auch das weiß man mittlerweile, dass es hinreichend viele Suchanfragen gibt, Google nennt da immer ein paar Zahlen, zwischen 15 und 20 Prozent Suchanfragen, die sie noch nie vorher gesehen haben und die sie wahrscheinlich auch nie wieder sehen werden. Das ist uns glaube ich allen klar. Die Hoffnung ist natürlich trotzdem, wenn man kleine Menge an Rankings hat, ist das repräsentativ für das Gesamtgebilde. Das funktioniert natürlich auch in gewissen Grenzen, aber man muss sagen, gerade im B2B-Umfeld oder auch bei hyperlokalen Unternehmen ist das einfach ein Problem. Wer wirklich mal hingeht und mal so guckt zum Beispiel bei lokalen Suchbegriffen, welche Suchbegriffe gibt es da so grundsätzlich und mit wie vielen Städte- und Kommunen-Namen und Bezirks-Namen und so kann ich das Ganze kreuzen. Wenn man dann noch nachguckt, wie viele Keywords beobachtet eigentlich so ein Tool-Hersteller, dann können die nicht alle Suchbegriffe drin haben. Haben die auch wirklich nicht. Kann man relativ gut nachgucken, haben die einfach nicht. Das heißt sie kennen nur eine kleine Menge und folgerichtig wird es auch immer Suchbegriffe geben, die sie einfach nicht kennen und die in diesen Sichtbarkeitsindex auch nicht hineinspielen.

Problem Nummer 2: Neue aktuelle Suchbegriffe rutschen nicht unbedingt rein. Der Großteil der Suchbegriffe ist sicherlich statischer Natur, das heißt die sind heute drin, die waren vor 5 Jahren und in 5 Jahren werden die auch noch drin sein. Das ist auch oft kein Problem, weil einfach viel Suchverhalten ist statisch. Ich weiß wie ich nach Socken suche, ich weiß wie ich nach Betten suche und anderen Sachen. Die Dinger heißen einfach so. Die Suchbegriffe bleiben einfach vollkommen statisch. Trotzdem gibt es immer Suchbegriffe, die mit Jahreszahlen kombiniert werden oder es gibt aktuelle Ereignisse, die irgendwas, die neue Suchbegriffe generieren. Das heißt je nach Art meiner Webseite kann das ein Problem sein. Natürlich hier klare Korrelation mit Problem Nummer 1. Die Tools kennen nicht alle Suchbegriffe und vor allem die neuen vielleicht auch nicht unbedingt.

Problem Nummer 3 ist ein Praxisproblem. Ich habe schon gesagt, Suchbegriffe und deren Suchvolumen werden irgendwie eingerechnet in diesen Index. Man findet das relativ oft, dass Rankings für hochvoluminöse Suchbegriffe den Sichtbarkeitsindex ein bisschen aufblähen, respektive, dass sie einen sehr hohen Einfluss auf den Sichtbarkeitsindex haben. Das heißt nicht mal, dass da unbedingt jemand draufklickt oder dass dieses Keyword wichtig ist. Aber dann hast du halt ein Keyword, was vielleicht stark schwankt. Das heißt der Sichtbarkeitsindex schwankt auch stark, obwohl das eigentlich gar nicht so unbedingt hier in diesem Fall wieder was mit Traffic zu tun hat. Haben wir am Anfang gesagt, ist kein Traffic-Index, aber trotzdem stört es natürlich, wenn man so ein Sichtbarkeitsindex nach oben und nach unten geht und das eigentlich nur, weil einige wenige hochvolumige Suchbegriffe sehr schwanken.

Problem Nummer 4: Es gibt Verbesserungen im Ranking, die schlagen nicht unbedingt auf den Traffic wirklich durch. Das heißt, ob ich jetzt auf Platz 24 oder auf Platz 19 stehe macht für mich eigentlich praktisch keinen Unterschied, kommt sowieso kein Besucher an. Es kann aber Einfluss auf den Sichtbarkeitsindex haben. Das hier auch wieder so ein Ding, Sichtbarkeit hat nichts mit Traffic zu tun. Aber trotzdem, ich kann Schwankungen haben in den Rankings, folgerichtig auch Schwankungen im Sichtbarkeitsindex, obwohl diese Rankings, die da Einfluss nehmen, für mich eigentlich faktisch nicht wirklich relevant sind.

Problem Nummer 5: Manche Suchbegriffe oder das hängt eher vom Tool-Hersteller ab, ob quasi saisonale Schwankungen mit reingerechnet werden. Es gibt immer Suchbegriffe wie Weihnachtsgeschenke oder Heuschnupfen, die sehr spezifisch zu ganz bestimmten Jahreszeiten gesucht werden und Weihnachtsgeschenke natürlich traditionell am 23. Dezember. Ich habe übrigens Freunde, die haben einen Schmuckladen, die wirklich da Horrorgeschichten erzählen können von Leuten, die wirklich jedes Jahr von Weihnachten überrascht sind. Streichen wir das Thema, aber grundsätzlich muss man sagen, das Suchvolumen ist einfach nicht statisch. In den Sichtbarkeit-Tools wird das allerdings oft statisch hereingerechnet. Das ist einfach eine Eigenschaft vom Sichtbarkeitsindex, aber zeigt natürlich auch nochmal, dass Traffic und Sichtbarkeit relativ wenig miteinander zu tun haben.

Numero 6: Ich habe gesagt, ich erwarte eigentlich auch, auch wenn das nicht alle so offenlegen, dass natürlich eine gewisse Klickrate auch reinzählen muss. Das heißt das Ranking zählt natürlich rein. Aber natürlich Ranking heißt auch irgendeine erwartete Klickrate. Das hängt aber von relativ vielen Faktoren ab. Zum Beispiel, wenn ich auf Platz 3 bin, dann kann das gut oder schlecht sein. Wenn direkt über mir Amazon und ein starker Preisvergleich ist, dann ist mein Platz 3 vielleicht einfach nichts wert. Wenn ich aber auf Platz 3 bin als Shop und über mir sind Wikipedia und YouTube, dann ist Platz 3 vielleicht ziemlich cool für mich. Ich bin mir nicht sicher, da lassen sich die Tools eh nicht in die Karten gucken, ob die das so richtig abbilden. Das heißt ich erwarte natürlich, dass es zwischen Ranking und der Klickrate eine relativ schwache Korrelation gibt, weil es immer vom Umfeld abhängt.

Punkt 7: Muss man auch nochmal sagen, es geht hier wirklich nur um Sichtbarkeit. Es geht nicht um Klicks und vor allem auch nochmal ganz wichtig, Klicks wäre auch keine relevante Messgröße. Es geht um Conversions am Ende des Tages. Ich habe ganz viele Kunden, die diesen Sichtbarkeitsindex angucken und sagen „ja, aber der ist jetzt gefallen“ und wir müssen sagen „ja, aber das wussten wir doch. Dafür sind Conversions nach oben gegangen. Was willst du denn eigentlich.“ Deswegen nochmal ganz wichtig, Sichtbarkeitsindex hat was mit Sichtbarkeit zu tun, nicht mit Klicks und auch nicht mit Conversions. Ich hatte gerade vorletzte Woche ein interessantes Projekt, wo ein Stammkunde uns gebeten hat die Sichtbarkeit seiner Webseite mit der eines direkten Konkurrenten zu vergleichen. Der Konkurrent hatte ihn jetzt überholt in der Sichtbarkeit. Das passte ihm so gar nicht und schlussendlich hat man gesehen: Ja, die haben eine höhere Sichtbarkeit, aber mehr auch nicht. Das waren keine Keywords, die für sie wirklich relevant waren. Zumindest nicht so kurzfristig. Deswegen, das muss man natürlich immer sehen. Es ist wirklich, Sichtbarkeit, das sind wirklich Rankings. Ob mir das was nützt, das steht auf einem ganz anderen Blatt.

Numero 8: Es ist eigentlich kein Problem des Sichtbarkeitsindex, sondern eher des Umgangs damit. Ich merke, dass es so ein klassisches Rot-Grün-Denken gibt. Wenn es nach oben geht mit dem Sichtbarkeitsindex, dann nimmt man das so hin, vielleicht eine leicht unterschwellige Freude, aber das wars auch schon. Aber wenn es nach unten geht, dann Aktionismus, Panik. Wir werden abgestraft, abgewertet durch Google. Was ist denn da passiert? Das halte ich nicht für sonderlich zielführend. Aber das machen solche Charts natürlich einfach. Es gibt einfach Bewegungen, die muss man sagen, die sind idiopathisch wie der Mediziner sagt. Das passiert einfach, so Rankings schwanken einfach. Das befeuern solche Tools dann natürlich, dass dann schnell irgend so ein Aktionismus passiert. Oh, wir haben die 2. Woche in Folge verloren, es geht uns ganz schlecht. Schlussendlich musst du sagen, ja, aber wenn ihr mal die letzten 5 Jahre zurückguckt, dann gab es hinreichend viele 2-Wochen-Paare, wo ihr nach unten gegangen seid und ihr seid trotzdem in der Folge oder in der Gesamtbetrachtung seid ihr tierisch nach oben gegangen. Deswegen da immer sehr vorsichtig sein.

Numero 9: Das ist eher ein Interpretationsproblem. Ich habe es mal übertitelt hier in meinen Notizen mit singulär, nicht aussagekräftig. Mein Sichtbarkeitsindex geht nach unten oder geht nach oben. Das kann was mit mir zu tun haben, dass ich besser oder schlechter eingestuft werde, aber es kann auch was mit meinen Konkurrenten zu tun haben. Mein Sichtbarkeitsindex geht nach unten, vielleicht ist die Konkurrenz besser geworden? Vielleicht aber auch nicht. Ich finde, da helfen die Tools nicht immer sonderlich gut. Es gibt zwar schon, je nach Tool natürlich, dass ich mir die veränderten Rankings angucken kann, aber es gibt zum Beispiel relativ wenig sinnvolle Auswertungen. Ich meine, wir haben uns so ein paar Sachen dann auch selbst gebastelt und greifen über die API zu. Dass man sieht, ich habe 2,4 Prozent verloren, aber wer hat die eigentlich jetzt bekommen, das, was sich da bei mir verschlechtert hat? Manchmal sieht man da ganz spannende Sachen. Nach oben oder nach unten, kann gut sein, kann schlecht sein, aber eigentlich muss man dann sehr genau hingucken, warum ist das passiert? Das ist erstmal über die Tools nicht leicht herauszubekommen und dann muss man auch noch sehr viele Interpretationsenergie reinstecken, um dann selbst, wenn ich jetzt so einen Verdächtigen identifiziert habe, der mir diese Sichtbarkeit quasi weggeschnappt hat, selbst dann muss ich noch verstehen, warum ist das eigentlich passiert? Da sind die Tools natürlich nicht wirklich hilfreich bei. Da stehen aber dann viele im Regen und wissen gar nicht, was sie mit diesen ganzen Daten eigentlich anfangen soll.

Problem Nummer 10: Die meisten Tools tracken Google. Das finde ich ganz spannend und auch sicherlich in Deutschland mehr als sinnvoll. Aber gerade, wenn ich international unterwegs bin, dann ist vielleicht ein Bing für mich interessant, dann ist vielleicht ein Yandex für mich interessant. Vielleicht ein Baidu, vielleicht gibt‘s auch in Aserbaidschan noch irgendeine Suchmaschine, die man kennen muss oder irgendwo in Südamerika irgendwas Lokales, was wir alle gar nicht auf dem Schirm haben. Wie gesagt, hierzulande oder auch überhaupt so für Kerneuropa natürlich kein Problem. Trotzdem glaube ich, wir betreuen viele internationale Kunden, für die ist es dann natürlich schon ein Thema auch dort Sichtbarkeitsindizes zu bekommen. Das heißt es darf eigentlich oder sollte eigentlich nicht immer nur diesen einen Sichtbarkeitsindex geben, sondern das ganze kreuz und quer über alle anderen relevanten Suchmaschinen auch. Ist natürlich ein Heidenaufwand, deswegen wird es in der Regel einfach nicht gemacht. Aber trotzdem wäre es eigentlich schöne.

Problem Nummer 11: Ist ein bisschen historisch bedingt. Früher war es so, es gab diese großen Updates wie Panda und Pinguin und wenn Google dann gesagt hat, so jetzt ist Panda Update Nummer 13 rausgekommen oder so und du siehst deinen Sichtbarkeitsindex minus 20 Prozent, dann wusstest du, du hast jetzt Panda. Jetzt ist es nur leider so in den letzten Jahren, Jahren kann man fast sagen, es gibt diese großen Updates gar nicht mehr. Google hat gesagt, wir nennen alles jetzt Fred, zumindest außer, wenn wir es irgendwann mal anders machen. Jetzt haben sie auch wieder gesagt, im nächsten Jahr wollen wir oder in diesem Jahr wollen wir Updates mal wieder ein bisschen größer ankündigen. Ja okay, so what. Diese großen Updates glaube ich, werden auch gar nicht mehr so unbedingt kommen. Vielleicht kommt mal singulär eins oder zwei. Aber dieses schöne Feature, was es eigentlich gab und was auch finde ich, lange ein Treiber war für Sichtbarkeitsdaten, das ist eigentlich weggefallen. Das ist eigentlich schade.

Dann gibts noch Problemfeld Nummer 12: Man kann nicht nur sich seinen eigenen Sichtbarkeitsindex angucken, sondern auch den von Konkurrenten. Das ist grundsätzlich gut und richtig. Man merkt nur in der Praxis, dass es gar nicht so richtig gut funktioniert, weil einfach Wettbewerber in der Regel nicht direkt vergleichbar sind. Die haben ja nicht die exakt gleichen Produkte, die exakt gleiche Anzahl an Rubriken. Die haben einfach unterschiedliche Inhalte, das heißt die Vergleichbarkeit auf Höhe des Sichtbarkeitsindex, die ist weggefallen. Es gibt natürlich immer Auswege, dass man sich einen eigenen Sichtbarkeitsindex aufbaut. Ist auch nicht immer so einfach, weil auch da kann ich mir nur einen kleinen Ausschnitt der Suchanfragen wieder herausholen und mir da was angucken. Aber dann hätte ich zumindest wirklich ein gleiches Spielfeld, wo ich sagen kann, das sind Suchbegriffe, auf die Ziele sowohl ich ab als auch alle meine Konkurrenten. Dann ist das Ganze natürlich gleich direkt ein bisschen vergleichbarer. Trotzdem muss man sagen, in der Praxis ist das natürlich wirklich schwierig, weil so viele Suchbegriffe kannst du gar nicht einbuchen, dass da was Gutes, Sinnvolles oder absolut Aussagekräftiges bei rauskäme.

Das war es für mich mit diesen 12 Problemen. Ich wollte auf jeden Fall nochmal darauf hinweisen bevor ich gleich eigentlich zu dem positiven Teil des Ganzen komme. Der Sichtbarkeitsindex ist für mich kein KPI. Es ist ein tolles Analyse-Tool, überhaupt keine Frage, aber es ist nach wie vor kein KPI. Es wird aber von vielen Unternehmen da draußen genutzt. Ich kenne relativ viele, die sich halt wöchentlich, monatlich so einen Report generieren lassen aus dem Searchmetrics raus, aus dem Sistrix und dann gucken sich alle den Chart an und sagen „ja, plus 7 Prozent ist ja cool“. Nein, ist nicht cool. Wie gesagt, das Ding kann nach oben gehen und der Traffic nach unten. Das sagt überhaupt nichts aus. Das ist so eine platte Metrik, so eine Führungsetagenmetrik, da klopfen wir uns alle auf die Schulter und alles ist cool. Aber am Ende des Tages ist es das eigentlich nicht. Jetzt haben wir lange genug auf den Sichtbarkeitsindex eingedroschen. Ich möchte natürlich nochmal sagen, das ist natürlich jetzt nicht böse gemeint, es gibt einfach hier auch keine gute Lösung dafür. Es ist jetzt nicht so, dass die SEO-Tool-Hersteller da seit 15 Jahren pennen oder seit 10 Jahren. Es ist einfach ein sehr komplexes Problem. Ich gucke mir immer nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit an und versuche daraus irgendetwas abzuleiten. Deswegen nicht böse gemeint. Ich persönlich gucke mir eigentlich täglich Sichtbarkeitsdaten an. Da könntet ihr jetzt natürlich sagen „he, was soll das? Er hat doch gerade irgendwie drauf rumgedroschen als gäbe es kein Morgen mehr. Er hat doch 12 Probleme genannt.“ Ja, habe ich. Aber es ist halt wichtig zu verstehen quasi, wo die Probleme liegen, um dann zu verstehen, was ich damit eigentlich wirklich anfangen kann. Meine tägliche Praxis, ich habe mir 5 Sachen angeguckt, wofür nutze ich eigentlich den Sichtbarkeitsindex?

Punkt 1: Vergleich zwischen verschiedenen Websites. Also wir haben es sehr häufig, es kommt zum Beispiel eine Neukundenanfrage rein und man steckt halt erstmal diesen Neukunden da hinein plus seine ganzen Wettbewerber und guckt mal wie ist so das Spiel. Wie groß ist der Abstand zur Konkurrenz? Was haben die einen gemacht, was haben die anderen gemacht? So eine grobe Konkurrenzsituation erstmal auszuloten, dass man erstmal guckt, habt ihr überhaupt eine Chance dahin zu kommen, wo die anderen sind oder nicht.

Praxis Nummer 2: Blick auf die Historie. Na klar. Ich hatte eben schon so ein bisschen über diese Google-Updates hergezogen, respektive die mangelnden Google-Updates. Trotzdem guckt man natürlich, gibt es diese ultimativen Schwankungen? Gerade einen Panda und einen Pinguin kann man immer noch ganz gut erkennen. Aber auch sonst so, gab es vielleicht ein Relaunch, der fürchterlich schiefgegangen ist? Gab es Erholungen in irgendeiner Weise, wo es einmal plus 50 Prozent nach oben ging? All das kann man sich da eigentlich relativ gut angucken und dafür super gebrauchen.

Praxis Nummer 3: Habe ich mal übertitelt mit, Aufschlüsselung auf Hosts oder Verzeichnisse. Das immer so hilfreich, um Entwicklungen von ganz bestimmten Seitentypen oder auch Bereichen zu erkennen. Angenommen da hat jetzt jemand blog.website.de aufgemacht oder website.de/magazin, das kann man relativ gut sich dafür einen Sichtbarkeitsindex holen und dann sagen, hier hat sich echt gut entwickelt, um dann natürlich weiter in die Analyse zu gehen. Aber trotzdem ist auch das manchmal schön, wenn man zum Beispiel mit dem Kunden zusammen jetzt so einen Magazin-Bereich aufgebaut hat und das einfach mal zeigen kann: Hier, wir zeigen euch natürlich später die konkreten Rankings, die ihr erreicht habt und den Traffic, aber trotzdem guckt mal hier, was ihr geschafft habt erstmal an Sichtbarkeit. Das ist für viele Unternehmen echt spannend.

Praxis Nummer 4: Relativ analog ist die Inspirationsphase. Auch das ist Gegenstand jeder Analyse, dass man guckt, welche Inhalte oder Strukturen nutzen eigentlich Wettbewerber, um Reichweite aufzubauen? Das kann sowas sein, dass man einen Blog erkennt oder ein Magazin oder einen FAQ oder ganz bestimmte Tag-Seiten oder ganz bestimmte Strukturen, ganz bestimmte Seiten-Typen. Das auswertet, um für den Kunden daraus Empfehlungen abzuleiten. Vor allem ist es dann immer auch schön drauf hinzuweisen, hier guckt doch mal, der und der Wettbewerber hat damit die und die Sichtbarkeit aufgebaut. Natürlich immer der Hinweis, Sichtbarkeit ist nicht alles. Aber häufig sieht man wirklich schon, dass andere da mit solchen Entscheidungen richtig Neuland gewonnen haben. Dann kann man so manche Unternehmen auch viel leichter dafür begeistern sowas auch zu machen.

Natürlich insgesamt, Praxis Nummer 5: Die Trendanalyse. Gibt’s auch zum Beispiel bei Sistrix ein schönes Whitepaper dazu, was man sich runterladen kann. Wie macht man aus dieser Zackenkurve, wie schließt man da irgendwas draus? Es ist weniger der absolute Wert interessant, sondern einfach zu gucken, geht es nach oben oder nach unten. Das jetzt nicht nur über den Verlauf von einer Woche oder zwei Wochen, sondern idealerweise über einen längeren Zeitraum. Wie gesagt, das ist immer auch was, wofür ich das nutze.

Damit sind wir auch schon am Ende heute. Wie immer kann ich euch nur motivieren alles kritisch zu hinterfragen. Also nicht einfach nur sagen, Sichtbarkeitsindex, hier so ist es und geiles Tool, geiler KPI. Nein, es ist kein KPI, es ist einfach ein Chart, der nach oben oder nach unten geht. Ihr müsst da selber noch erst was draus machen. Ihr müsst Sinn darin entdecken. Es ist ein Analyseinstrument. Es ist wie ein Börsenchart. Wenn der Börsenchart nach oben geht, dann sagt das nichts über die Nachhaltigkeit des Unternehmens aus, sondern vielleicht ist da gerade was passiert, was eben jetzt gerade irgendwie die Börse befeuert hat. Aber so ein Zacken nach oben oder nach unten, der ist es halt nicht, sondern hier geht’s wirklich immer um eine langfristige Sicht. Das war es. Danke fürs Zuhören für heute. Schön, dass ihr dabeibleibt. Wenn ihr Fragen habt oder auch überhaupt mal Themenvorschläge habt, schickt es mir immer. Ich habe da auch wahnsinnig viel bekommen in den letzten Tagen. Ich bin schon dabei das Ganze abzuarbeiten. Ich habe noch ein paar Themen vorbereitet. Habe auch noch ein paar Interviews in der Pipeline. Da wird noch eine ganze Menge kommen dieses Jahr. Freut euch drauf. Ansonsten genießt das Leben, genießt den hoffentlich bald kommenden Frühling. Ich sage einfach, Danke fürs Zuhören und bis bald. Ciao!

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

8 Kommentare zu “Search Camp Episode 45: Der Sichtbarkeitsindex: 12 grundlegende Probleme – und wofür Du ihn trotzdem brauchst!”

  1. Avatar-Foto Daniel Hess

    Hi Markus. Top Beitrag. Vielen Dank für die Mühe! Ich staune da insgesamt auch, dass dem Sichtbarkeitsindex eine so hohe Bedeutung zugesprochen wird – relativ kritiklos. Was mir in deinem Beitrag fehlte: Die Möglichkeit ein eigenes Keyword-Set anzulegen und dessen Sichtbarkeit zu verfolgen. Der ist vielleicht dann immer noch kein KPI, aber schon mal viel aussagekräftiger als der “normale” Sichtbarkeitsindex. Da fehlen zwar auch viele Keywords, aber zumindest hat man mal ein paar hundert für mein Business wirklich relevante Keywords. Zum Beispiel solche, die in der Vergangenheit zu Conversions geführt haben. Wie stehst du zu solchen Projekt-Sichtbarkeits-Indices? Grüsse aus der Schweiz.

  2. Avatar-Foto Sven

    Ebenfalls von mir ein Danke Markus für den Podcast! @disqus_VcfSbUzvZK:disqus bei dem Punkt mit dem eigenen Keywordset, stimme ich dir voll und ganz zu! Ist nicht die Welt, aber immerhin schon mal ein relevantes Stückchen davon. Grüße, Sven

  3. Avatar-Foto Bloofusion Germany

    In Problem #12 habe ich das kurz erwähnt. Klar, das ist eine Verbesserung – hat aber auch seine Grenzen, weil das Keyword-Universum so gewaltig groß ist. Wer 100 Keywords beobachtet, schaut sich nur einen Ausschnitt an, der natürlich trotzdem schon aussagekräftig sein kann.

  4. Avatar-Foto Julia

    Hallo Markus, vielen Dank für die gute Ausarbeitung. Ich habe auch schon seit längerem Zweifel am Umgang mit dem Sichtbarkeitsindex und du hast es nun super auf den Punkt gebracht. Die Frage, die ich mir stelle ist, ob es eine aussagekräftige Alternative gibt, um das Ranking einzelner Keywords für meine Website zu Monitoren ? Vielen Dank für deine Mühe und viele Grüße

  5. Avatar-Foto Bloofusion Germany

    Ganz ehrlich: eigentlich nicht. Das Suchuniversum ist so gewaltig groß geworden, dass das Monitoren einiger weniger Suchbegriffe nicht viel bringt. Das heißt nicht, das Ranking-Monitoring unsinnig ist: Wenn die kleine Menge der beobachteten Rankings alle nach unten rauschen, dann wird es wahrscheinlich auch so mit vielen anderen Rankings sein.

    Es gibt hier keine einfache Antwort. Man muss halt wissen, was man beobachtet, was man damit nicht beobachtet – und man muss auch wissen, was man dann mit den ganzen Daten anfangen möchte.

  6. Avatar-Foto Daniel Hess

    Zwar kein Monitoring einzelner Keywords aber ein gutes Gesamtbild zu Impressionen, Rankings, Klicks gibt natürlich auch die Google Search Console. Ist für mich ein wichtiges ergänzendes Tool um starke Schwankungen in Sichtbarkeitsindices zu überprüfen.

  7. Avatar-Foto Bloofusion Germany

    … oder eben Google Analytics.

  8. Avatar-Foto Rainer Ostendorf

    Auch ich habe das Gefühl, das die verschiedenen Tools zur Prüfung der Sichtbarkeit nur eine begrenzte Aussagekraft haben. Die Google Search Console ist ein gutes Instrument, auf das ich immer wieder zurückgreife. Schöne Grüsse aus Osnabrück

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