SISTRIX Sichtbarkeitsindex entschlüsselt: Insights von Johannes Beus! [Search Camp 352]

19. November 2024 | Von in Podcast "Search Camp", SEO

Der SISTRIX Sichtbarkeitsindex wird von sehr vielen Unternehmen genutzt, aber in der Praxis gibt es dann doch immer wieder viele Fragen. Wie wird der Sichtbarkeitsindex berechnet? Wie funktioniert er international? Wofür sollte man den eigentlich nutzen? Diese und noch viele weitere Fragen durfte ich „Mr. Sichtbarkeitsindex“ Johannes Beus stellen.

 

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SISTRIX Sichtbarkeitsindex entschlüsselt: Insights von Johannes Beus!

Markus Hövener: Es gibt erst mal nur einen Arbeitstitel zu dem Zeitpunkt, wo wir das aufnehmen, und der heißt „Sichtbarkeitsindex Extreme”. Gucken wir mal, wie der Titel später sein wird. Und ich freue mich sehr, dass wir den Johannes Beus von SISTRIX dabeihaben, der das Ding immerhin erfunden hat. Hallo, Johannes.

Johannes Beus: Ja hallo! Vielen Dank, dass ich dabei sein kann.

Markus Hövener: Ist mir immer eine Freude. Ich habe ganz viele Fragen hier aufgeschrieben. Sichtbarkeitsindex, glaube ich, das Thema an sich muss ich hoffentlich nicht mehr vorstellen – ansonsten seid ihr hier definitiv in der falschen Episode. Ich habe so gut 20 Fragen zusammengestellt und ich habe über LinkedIn noch mal gefragt: Habt ihr konkrete Fragen noch an Johannes? Da ist auch ein bisschen was zusammengekommen. Das heißt, das machen wir jetzt alles mal durch. Vielleicht kurzer Disclaimer von mir: Ich kenne eigentlich auf alle Fragen die Antworten, einfach weil, genau, Sichtbarkeitsindex nutze ich auch jeden Tag und mit Johannes habe ich auch ein paarmal im Jahr zu tun. Deswegen, ich frage für einen Freund, in diesem Fall für euch da draußen, und ich hoffe, für euch sind da viele Fragen dabei, die ihr euch vielleicht auch schon mal immer gestellt habt. Vielleicht einleitend die Frage, du giltst ja als Erfinder des Sichtbarkeitsindex – andere Tools haben das auch, aber du warst der Erste, der das gebracht hat –: Was war für dich die Idee dahinter?

Markus Hövener: Was war die Motivation, das zu machen?

Johannes Beus: Wir machen das ja schon relativ lange jetzt, schon irgendwie seit 2008. Da merkt man erst mal, dass man doch langsam alt geworden ist, aber davor war ja der Status quo von Erfolgstracking bei Google oder Erfolgstracking für SEO, dass man eine Desktop-Software hatte, man hat da selber eigene Keywords angelegt. Und seit dem Zeitpunkt, wo man die Keywords angelegt hat, seit dem Zeitpunkt wurden dann die einzelnen Keyword-Rankings getrackt. Dann hat man halt irgendwie 48 Seiten PDF-Report bekommen mit einer riesengroßen Tabelle, mit ganz vielen einzelnen Rankings, was aber am Ende sich keiner mehr angeguckt hat, und hat natürlich zwei Probleme gehabt. Zum einen war es einfach sehr, sehr viel an einzelnen Rankings, und so einzelne Rankings helfen einem ja dann oft gar nicht so. Und zum anderen gab es keine rückwirkende Betrachtung. Deswegen war dann damals die Überlegung: Ich fange einfach mal an, von mir aus sehr viele verschiedene Keywords zu tracken, also ohne, dass man die selber anlegen muss, sondern einfach auf Vorrat, speichere die jede Woche einmal. Und um dann diesen riesen Datenwust, den man hat, nicht in einer Riesentabelle sich angucken zu müssen, gab es eine Aggregation, und das war dann der Sichtbarkeitsindex, wo einzelne Rankings für jede Domain gewichtet aufsummiert wurden.

Markus Hövener: Was uns ja prima gleich zur ersten Frage führt, wie der wirklich berechnet wird. Wo kommt der her?

Johannes Beus: Er kommt direkt aus den Google-Suchergebnissen. Also es gibt ja relativ viele so SEO-KPIs, die quasi parallel zu Google existieren, wo dann Anbieter eigene Link-Indizes bauen und sagen: Das ist genau das, wie Google es macht. Das ist halt beim Sichtbarkeitsindex nicht so, sondern alles, was an Daten einfließt, komplett eins zu eins aus den Google-Suchergebnissen, wird eins zu eins direkt bei Google gemessen. Der aktuelle Stand ist, dass wir 1 Million Suchbegriffe in jedem Land tracken, also 1 Million Suchen durchführen, uns die ersten 100 Suchergebnisse angucken, die gewichten wir dann nach Suchvolumen und Klickwahrscheinlichkeit und summieren das dann. Je nachdem, was du dir angucken willst, ob du eine Domain, einen Hostnamen, Verzeichnis oder eine einzelne URL checken willst, summieren wir das auf und zeigen dir dann damit einen Indexwert dafür an.

Markus Hövener: Jetzt zählt ja laut eurer Dokumentation nicht nur Suchvolumen und Klickwahrscheinlichkeit rein, sondern auch der Search Intent. Welchen Einfluss hat der dann auf die ganze Gleichung?

Johannes Beus: Genau, der Search Intent ist bei uns so eine Art Verständnis-Proxy dafür, dass die Klickwahrscheinlichkeit je nach Suchintention, oder genauer gesagt je nach SERP-Layout, sehr unterschiedlich ist. Wenn du dir so Klickwahrscheinlichkeitsstudien oder Klickwahrscheinlichkeitsanalysen anguckst, dann siehst du ja häufig eigentlich nur die Klickwahrscheinlichkeiten für rein organische Suchergebnisse, also wo rein zehn Google-Treffer drauf sind und keine anderen Elemente. Das entspricht ja gar nicht mehr so der Realität bei den meisten Google-Treffern, sondern du hast ja bei den meisten Keywords mittlerweile 10, 12, 15 verschiedene Google-Elemente drin, und die haben dann einen sehr großen Einfluss auf die Klickwahrscheinlichkeiten. Und das ist bei uns die Visualisierung dafür, dass wir individuelle Klickwahrscheinlichkeiten für unterschiedliche SERP-Layouts haben. Wir haben mehrere zehntausend verschiedene SERP-Layouts getrackt und können dafür unterschiedliche Klickwahrscheinlichkeiten angeben.

Markus Hövener: Okay, jetzt gibt es ja nicht nur den Sichtbarkeitsindex, sondern es gibt einen wöchentlichen, es gibt einen täglichen und es gibt auch noch die Live-Daten. Kannst du uns das mal auseinanderdröseln? Wo unterscheiden die sich?

Johannes Beus: Ja, sehr gerne. Das ist so ein bisschen historisch bedingt. Wie gesagt, ganz am Anfang haben wir einmal die Woche alle Daten getrackt, die wurden dann verarbeitet und wurden immer gegen Ende der Woche oder Anfang der nächsten Woche veröffentlicht. Das heißt, das waren dann die wöchentlichen Daten. Dann kam irgendwann der Zeitpunkt, wo die Nachfrage nach aktuelleren Daten da war. Dann haben wir gesagt: Okay, dann machen wir es nicht mehr wöchentlich, dann bauen wir unsere Server-Farm ein bisschen aus und machen das Ganze täglich. Und dann noch ein bisschen später haben wir Datenbanken so weit umgestellt, dass wir nicht nur täglich die Daten berechnen konnten, sondern sogar sofort, wenn sie reingekommen sind. Also wenn wir von einem Keyword neue Suchergebnisse gemessen haben, wurden die sofort in die Datenbank geschrieben und waren sofort verfügbar. Und das sind dann die Live-Daten, die wir jetzt alle fünf Minuten zur Verfügung stellen. Es ist aber alles die gleiche Berechnungsgrundlage, ist alles der gleiche Sichtbarkeitsindex. Und der aktuelle Modus ist so, dass wir aus den Live-Daten einmal am Tag einen Snapshot nehmen, immer so gegen Mitternacht ungefähr, kurz vor Mitternacht, damit quasi um 0 Uhr am nächsten Tag die Daten da sind.

Johannes Beus: Und der Snapshot, der dann von Sonntag gemacht wird, der sind dann die wöchentlichen Daten, die wir auf längere Sicht auch aufbewahren.

Markus Hövener: Jetzt gibt es ja, ich sage mal den öffentlichen Sichtbarkeitsindex. Ich kann mir aber auch einen eigenen Sichtbarkeitsindex, nämlich mit einem eigenen Keyword-Set anlegen. Die Werte da sind aber ganz anders. Werden die ganz anders berechnet?

Johannes Beus: Genau, in den Projekten kannst du dir einen eigenen Projekt-Sichtbarkeitsindex anlegen. Der basiert dann nur auf den Keywords, die du selber angibst. Die Berechnung an sich funktioniert gleich, also es werden der gleiche Algorithmus genutzt, es wird das gleiche Vorgehen genutzt. Nur dadurch, dass du natürlich wahrscheinlich 100 Keywords angibst oder 500 Keywords, oder irgendwie so die Größenordnung, und nicht 1 Million Keywords, kommen für einzelne Domains ja andere Werte raus. Außerdem haben wir es im Projekt-Sichtbarkeitsindex ein bisschen hochskaliert. Im normalen, öffentlichen Sichtbarkeitsindex gibt es ungefähr 100.000 Punkte je Land zu verteilen. Das ist so ungefähr der Wert, der verteilt wird. Bei deinem eigenen Projekt-Sichtbarkeitsindex ist es 1 Million Punkte, die verteilt werden, 1 Million Projekt-Sichtbarkeitsindex-Punkte. Das führt dazu, dass du nicht mehr ganz so viel Nachkommastellen brauchst – ist aber dann eher eine optische Geschichte, aber die Berechnung an sich funktioniert gleich.

Markus Hövener: Dann gibt es ja auch noch den Desktop-Sichtbarkeitsindex und den Mobile-Sichtbarkeitsindex. Ich glaube, es ist klar, wo da die Unterschiede liegen. Aber ich habe auch gelesen, bei neuen Ländern macht ihr das gar nicht mehr, sondern wenn jetzt ein neues Land dazukommt, macht ihr nur noch Mobile-Sichtbarkeitsindex. Wie ist da so die Idee dahinter?

Johannes Beus: Genau, also angefangen haben wir 2008 natürlich mit Desktop-Ergebnissen, also haben uns die Google-Desktop-Ergebnisse angeguckt. Dann kam ja irgendwann der Punkt, wo es mehr Suchen auf dem Handy gab, also mehr Mobile-Suchen als Desktop-Suchen. Dann haben wir angefangen, beides parallel zu machen, haben Desktop-Ergebnisse und Mobile-Ergebnisse getrackt. Mittlerweile machen wir in den großen Ländern weiter beides, also da kannst du weiter zwischen Mobile und Desktop hin und her switchen, während der Standard aber Mobile ist. Und alle neuen Länder, die wir jetzt hinzufügen, da machen wir ausschließlich Mobile. Das liegt natürlich auch daran, dass Google selber keine großen Unterschiede mehr macht. Also früher gab es einen Google-Desktop-Crawler und es gab einen Google-Mobile-Crawler. Dann hast du, wenn du auf dem Desktop gesucht hast, die Wikipedia-Desktop-URL bekommen. Wenn du auf dem Handy gesucht hast, hast du die Wikipedia-Mobile-URL bekommen. Google hat jetzt ja vor einiger Zeit komplett das Crawling auf mobile-only umgestellt. Das heißt, die Notwendigkeit dafür ist gar nicht mehr da.

Und nach vorne raus macht es für uns keinen Sinn mehr, diese Desktop-Geschichten groß fortzuführen und da viel Energie reinzustecken, und deswegen haben wir den Fokus auf Mobile-Suchergebnissen.

Markus Hövener: Ihr habt jetzt aber keine Pläne, den Desktop zeitnah abzuschalten und nur Mobile zu machen?

Johannes Beus: Genau. Also da, wo wir den aktuell noch unterstützen, unterstützen wir den weiter, so als eine Art Legacy-Index, weil der natürlich auch die Historie seit 2008 hat, was ja in manchen Fällen schon ganz schön ist, dann einfach mal zurückzusehen, was hat sich seit 2008 getan. Aber es ist schon so, dass wir sehr klar beobachten, dass Google auch alles zuerst in den Mobile-Ergebnissen macht. Also alle neuen Elemente, alles, was sich tut, sehen wir in den USA-Mobile-Ergebnissen, und das kommt dann irgendwann später in die europäischen Mobile-Ergebnisse und noch irgendwann später in die Desktop-Ergebnisse. Das heißt, es macht auch unter dem Interesse, die neuesten Entwicklungen zu sehen, gar nicht so viel Sinn, sich die Desktop-Ergebnisse anzugucken. Gleichwohl verstehe ich natürlich, dass es einzelne Bereiche gibt, wo noch mehr auf dem Desktop gesucht wird, ist zum Beispiel jetzt ganz persönlich bei uns, für unsere Webseite auch so: Leute, die SEO-Tools nutzen wollen, machen das in der Regel auf einem großen Desktop-Computer oder mindestens auf dem Laptop und nicht auf dem Handy, weil es natürlich einfach oft eher komplexe Interfaces sind.

Das sind typische B2B-Anfragen, das passiert eher auf dem Desktop. Aber wir sehen ganz klar, dass Mobile die Zukunft ist.

Markus Hövener: Und dann gibt es den Sichtbarkeitsindex ja nicht nur auf Domain-Ebene, sondern auch auf Subdomain-Ebene, auf Verzeichnisebene und auf URL-Ebene. Ist alles das gleiche Spiel, wird alles gleich berechnet?

Johannes Beus: Genau, das ist alles das gleiche Spiel. Du kannst eigentlich sogar so sagen: Die Summe aller einzelnen URLs, also die Summe des Sichtbarkeitsindexes aller einzelnen URLs einer Domain ist die Domain-Sichtbarkeit. Das ist in sich alles schlüssig. Also wenn eine Domain einen Sichtbarkeitsindex von 1 hat und du hast zwei verschiedene Subdomains, dann ist die Summe dieser beiden Subdomains 1. Und wenn du dir die Summe aller Verzeichnisse anguckst, dann kommst du auch auf diese Summe der Domain. Also in sich ist das alles schlüssig und rechnet sich – je nachdem, runter und hoch – korrekt zusammen.

Markus Hövener: Wie sieht es international aus? Also es gibt ja einen Sichtbarkeitsindex für Deutschland, dann gibt es einen für Österreich und so. Wie vergleichbar sind die untereinander? Wenn ich einen Sichtbarkeitsindex von 5 in Deutschland habe und 5 in Österreich, ist das gleich gut, oder anders?

Johannes Beus: Wir haben ja mit dem deutschen Sichtbarkeitsindex angefangen und haben relativ bald auch damit gestartet, andere Länder mit aufzunehmen, und haben uns dafür entschieden, dass wir in jedem Land gleich viel Sichtbarkeitsindexpunkte verteilen. Das heißt, es gibt in Deutschland ungefähr diese 100.000 Sichtbarkeitsindexpunkte, die gibt es in Österreich auch und die gibt es in Liechtenstein auch. Das heißt, wenn du in Österreich einen Sichtbarkeitsindex von 5 hast, dann bist du in Österreich so sichtbar wie in Deutschland mit einem Sichtbarkeitsindex von 5 – du wirst aber natürlich weniger Besucher in Österreich erhalten, weil einfach weniger Suchen in dem ganzen Land stattfinden. Aber unter dem reinen Gesichtspunkt des SEO-Erfolges kannst du sagen, du bist in beiden Ländern gleich sichtbar. Dass natürlich in einem Land dann diese Sichtbarkeit in weniger Besucher konvertiert und dann wahrscheinlich auch in weniger Umsatz und weniger Gewinn und so weiter, das liegt, glaube ich, dann eher an dem Land als am Sichtbarkeitsindex.

Markus Hövener: Gerade bezogen auf Lichtenstein ist das natürlich ein reales Thema, ja. Ich denke, ihr müsst ja mit der Zeit auch euer Suchbegriff-Set anpassen. Jetzt in diesem Jahr habe ich vielleicht die Olympischen Spiele 2024 gesucht, in drei Jahren sucht das vielleicht niemand mehr, oder das iPhone 7 ist gerade auch nicht mehr so ein wahnsinnig beliebtes Produkt. Wenn ihr das anpasst, das Keyword-Set, ändert sich dadurch nicht auch der Sichtbarkeitsindex, ohne dass sich meine Website verändert hat?

Johannes Beus: Genau, also wir passen das Keyword-Set insofern an, als dass Keywords aufgenommen werden, die langfristig Suchvolumen haben, und es fliegen Keywords raus, die langfristig kein Suchvolumen mehr haben. Wir haben generell schon den Ansatz, dass nichts aufgenommen wird, was kurzfristig relevant ist. Also so was wie jetzt „Olympia 24“ zum Beispiel wird nicht reinkommen, weil es einfach nur für einen relativ kurzen Peak interessant ist. Also da ist so ein bisschen die Sichtweise drauf: Es muss mindestens zwei Jahre lang ein relevantes Suchvolumen haben, um bei uns aufgenommen zu werden, und muss zwei Jahre lang kein relevantes Suchvolumen mehr haben, um rauszufliegen. Und das sind dann gar nicht so viele Keywords, die neu reinkommen und die rausfliegen. Da ist natürlich irgend so ein iPhone dabei, „iPhone 16“ hat bestimmt jetzt dann zwei Jahre ein relevantes Suchvolumen. So einzelne Sportereignisse oder einzelne Konzerte oder einzelne Fußballspiele zum Beispiel kommen nicht rein, sondern wir versuchen da schon den Blick darauf zu haben, dass SEO ja in der Regel recht langfristig ausgerichtet sein sollte und langfristigen Erfolg haben sollte, und gucken, dass das Keyword-Set auch eher langfristige Nachfrage abbildet.

Markus Hövener: Saisonalität ist so ein schönes Thema auch. Man wundert sich immer, wenn man so eine Website hat wie weihnachtsgeschenke.de, die hat das ganze Jahr über einen sehr schönen Sichtbarkeitsindex, aber natürlich zwischen Januar und Oktober sucht keiner nach Weihnachtsgeschenken. Ist das so sinnvoll, oder könnte man das nicht mal machen mit der Saisonalität?

Johannes Beus: Könnte man machen, aber dann könntest du halt auch irgendwie Wetter einrechnen und könntest auch irgendwas anderes einrechnen. Also die Idee, beim Sichtbarkeitsindex ist ja schon, möglichst SEO-Erfolg messbar zu machen, ohne externe Einflussfaktoren. Also wenn du SEO-Erfolg mit allem messen willst, dann kannst du in dein Analytics gucken, und guckst, wie viele Besucher kommen eigentlich von Google. Und die Idee hinterm Sichtbarkeitsindex ist ja schon: Du willst wissen: Ich habe zwar gerade mehr Besucher – liegt das aber daran, dass einfach das Wetter wie aktuell total mies ist und die Leute mehr drin sitzen auf der Couch und mehr suchen? Oder liegt das daran, dass die Saison für irgendwie Winterreifen gerade beginnt? Oder liegt das daran, dass ich wirklich besser ranke? Und das kannst du ja in deinen Analytics-Zahlen oder in deinen Google-Search-Console-Zahlen so oft gar nicht richtig rauslesen, weil da ist alles vermischt. Du siehst am Ende, dass es besser wird, aber die einzelnen Faktoren, warum es besser wird, kannst du gar nicht so richtig trennen. Und die Idee hinterm Sichtbarkeitsindex ist halt schon, dass du sehen kannst: Ranke ich im Schnitt mit dem, was ich da habe, besser?

Und deswegen sind keine saisonalen Geschichten mit drin. Wir könnten das machen, keine Frage, ich sehe allerdings halt den richtigen Nutzen nicht so richtig.

Markus Hövener: Ähnliches Thema ist ja vielleicht lokales Targeting. Ich tippe einfach mal „Hotel“ ein, und ich sehe in Hamburg andere Ergebnisse als in München. Das bildet ihr auch nicht ab, sondern ich sehe immer das sehr neutrale Bild auf Deutschland, oder?

Johannes Beus: Genau, also der allgemeine Sichtbarkeitsindex zeigt ja deutschlandweite Treffer. Da gibt es keine Lokalisierung bei uns in den gemessenen Suchergebnissen, sondern wir messen halt das, was du ohne Lokalisierung hast. Da ist mein Blick darauf, dass das der Durchschnitt aller lokalen Treffer ist. Das heißt, wenn du eine große Hotelkette bist und in Köln und München und Emsdetten gut rankst, dann wirst du auch in den deutschlandweiten Suchergebnissen gut ranken. Und das ist das, was wir im allgemeinen Sichtbarkeitsindex abbilden. Wenn dir allerdings lokale Ergebnisse wichtig sind, dann kannst du den in dem Projekt-Sichtbarkeitsindex, wo wir gerade schon mal drüber gesprochen haben, abbilden und kannst sagen, ich will jetzt halt „Hotel“ für 10 verschiedene oder 50 verschiedene einzelne Städte messen, und kannst dir dann da deinen eigenen, sehr individuellen Sichtbarkeitsindex mit dem lokalen Tracking zusammenstellen.

Markus Hövener: Es kann ja manchmal passieren, dass ein sehr hochvolumiger Suchbegriff einen sehr starken Einfluss auf den Sichtbarkeitsindex nimmt – hatten wir auch schon mal so einen konkreten Fall, wo einer für einen sehr generischen Suchbegriff gut gerankt hat, der hat dem eigentlich nichts gebracht, hat aber den Sichtbarkeitsindex stark beeinflusst. Ist das sinnvoll? Ich meine, ihr rechnet das ja einfach nur aus und rein theoretisch kommt dieser Traffic rüber. Ist das sinnvoll oder sollte man da irgendwie noch mal so einen Dämpfer draufsetzen?

Johannes Beus: Also es ist ein Dämpfer drauf – also sehr hochvolumige Suchbegriffe schlagen nicht zu 100 % durch, sondern es ist schon ein Dämpfer drauf. Es ist aber natürlich auch so, wenn du dir mal die Verteilung von Suchvolumina anguckst, dann machen überraschend wenig Keywords schon einen relativ großen Teil der Suchnachfrage aus. Und jetzt zu sagen, wir bilden das nicht ab oder wir regeln die zu weit runter, würde natürlich die Realität auch sehr stark verfälschen. Also ich glaube, es gibt für beide Sichtweisen gute Gründe. Wir haben halt so einen Mittelweg gewählt, dass wir sagen, also sehr hochvolumige Suchbegriffe schlagen nicht zu 100 % durch; wir wollen sie aber auch nicht so stark runterdämpfen, dass sie keinen großen Einfluss mehr haben, weil natürlich, wenn du für so was wie Routenplaner rankst auf Platz 3, dann kommen da schon sehr viele Besucher drüber.

Markus Hövener: Google sagt ja auch immer, 15 % der Suchanfragen haben wir noch nie vorher gesehen. Das heißt, das sind so Sachen, die wirklich ein Mensch auf dem Planeten einfach mal eintippt und danach nie wieder und davor auch nie jemals jemand. Das heißt, so eine Keyword-Auswahl kann ja nie vollständig sein. Ihr habt natürlich ein relativ großes Set, aber trotzdem ist es natürlich endlich. Und wie aussagekräftig ist dann überhaupt der Sichtbarkeitsindex?

Johannes Beus: Genau, also man wird nie eine hundertprozentige Abdeckung aller Keywords haben. Das hast du ja sogar in der Google Search Console nicht. Da hast du ja schon relativ große Lücken mittlerweile, wo Google sagt, aus Datenschutzgründen oder so zeigen wir das gar nicht an. Ich glaube, viel wichtiger ist, dass man ein repräsentatives Keyword-Set auswählt. Und ich glaube, da machen wir einen relativ guten Job drin, dass wir sagen, diese 1 Million Keywords, die wir in jedem Land abbilden, die spiegeln das Suchvolumen in diesem Land sehr gut wider. Und dass man dann nicht jeden einzelnen Suchbegriff kennen muss, das ist, glaube ich, klar. Das ist dann quasi simple Statistik. Ich sehe es als sehr aussagekräftig. Natürlich gibt es immer wieder einzelne Fälle, wo Leute einen sehr geringen Sichtbarkeitsindex haben und sagen: „Ich hätte aber gerne einen höheren“ – kann ich verstehen, aber dann liegt es vielleicht auch manchmal an den eigenen Rankings, die man hat, oder an den gewählten Themen, wo einfach sehr wenig Suchnachfrage ist.

Markus Hövener: Ihr messt ja primär erst mal die Position in den Suchergebnissen, aber es gibt ja so Themen wie Pixel Rank, also was hilft mir meine erste Position, wenn über mir noch 1.000 Pixel anderes Gedöns sind? Bildet ihr das in irgendeiner Weise ab? Ist das ein Thema?

Johannes Beus: Na ja, wie gesagt, wir haben ja sehr gute und umfangreiche und komplexe Modelle für die Klickwahrscheinlichkeiten, in Abhängigkeit des SERP-Layouts. Eigentlich war so unsere Vorstellung, wir gucken uns mal die verschiedenen SERP-Layouts an, und da gibt es wahrscheinlich zehn relevante verschiedene. Am Ende sind es halt ein paar zehntausend, die Google da hat. Also man kann nicht sagen, dass Google so ein paar feste Schemata hat, wie SERPs zusammengestellt werden, sondern es ist in der Tat sehr individuell und sehr dynamisch. Und deswegen haben wir halt ein paar zehntausend verschiedene SERP-Layouts mit Klickwahrscheinlichkeiten. Und ich glaube, dass das der bessere Ansatz ist, um das Thema zu verstehen, als der Pixel Rank, also um einfach zu zählen, wie weit von oben entfernt ist mein Treffer.

Markus Hövener: Noch eine Frage, die wir beide in der Tat mal zusammen hatten, nämlich: Wie geht ihr eigentlich mit zweisprachigen Ländern um – zum Beispiel Belgien, wo es ja einen niederländischen Teil gibt und einen französischen Teil?

Johannes Beus: Genau, ich meine, da gibt es ja ein paar Beispiele. Schweiz wäre noch extremer mit drei Sprachen oder Kanada, wo auch noch ein Teil französisch ist. Wir haben uns da jeweils für eine Sprache entschieden, haben theoretisch die Option, auch noch das Land dann zu doppeln und eine andere Sprache zu machen. Dann kommt es aber relativ schnell auch oft in so einen Bereich, wo es gar nicht mehr so viele Menschen sind, die das betrifft. Und deswegen haben wir uns jetzt im ersten Schritt darauf fokussiert, die größte Sprache in dem Land abzudecken. Das ist, glaube ich, soweit für uns erst mal in Ordnung, aber haben theoretisch die Möglichkeit, dann auch noch weitere Sprachen als eigenes Land mitzumachen.

Markus Hövener: Kommen wir zum Themenblock Nutzung. Eine sehr allgemeine Frage, aber wofür sollte der Sichtbarkeitsindex von SEOs eigentlich primär genutzt werden?

Johannes Beus: Ich glaube, SEO-Erfolgsmessung, also ist das, was ich da mache, unabhängig von externen Einflussfaktoren wie Saisonalität, wie Wetter, wie sonst irgendwas, entwickelt sich das in die richtige Richtung? Ich glaube, das ist in der Tat der Hauptanwendungsfall, dass ich draufgucken kann und sehr prägnant in einer Kennzahl sehe: Ranke ich heute besser als gestern mit dem, was ich mache? Und nicht so sehr: Liegt es an externen Einflussfaktoren?

Markus Hövener: Jetzt gibt es auch immer Schwankungen im Sichtbarkeitsindex. Wäre schön, wenn man so eine gerade Linie hätte, aber es geht mal leicht nach oben, mal leicht nach unten. Ab welchen Schwankungen sollte man sich Sorgen machen oder Gedanken natürlich, viel besser? Welche Schwankungsbreite ist vielleicht normal innerhalb eines bestimmten Zeitraums?

Johannes Beus: Ja, es ist in der Tat so, dass Schwankungen da sind. Ich glaube, Google ist auch in den letzten Monaten dazu übergegangen, ein bisschen mehr Dynamik in die Suchergebnisse zu bringen. Dann gibt es einige Projekte, die echt sehr stark am Schwanken sind. Ich glaube, die Schwankungsbreite hängt in der Tat so ein bisschen von der Größe der Domain ab. Also wenn du schon eine relativ etablierte Domain mit einem Sichtbarkeitsindex von 10 hast und die hat übermorgen nur noch einen Sichtbarkeitsindex von 6 oder 7, dann würde ich schon mal genauer gucken, was sich da getan hat. Wenn du jetzt eine Domain mit einem Sichtbarkeitsindex von 0,3 hast und die geht jetzt von 0,3 auf 0,28, dann liegt es wahrscheinlich eher an genereller SERP-Dynamik als an einem Problem mit deiner Domain. Also ich glaube, ich würde es in Abhängigkeit von der eigenen Domain machen, von der Größe der eigenen Domain, und wahrscheinlich auch so ein bisschen von dem, was man in der Vergangenheit sieht. Es gibt schon Projekte wie eher so News-relevante Projekte, die relativ starke Schwankungen haben, weil die halt mal mit Begriffen reinkommen, mal wieder rausfliegen.

Auf der anderen Seite gibt es wieder viele Projekte, die eine sehr statische Sichtbarkeit haben. Und wenn sich dann da was Größeres tut, dann sollte man schon anfangen, die Ursachen sich anzuschauen.

Markus Hövener: Blicken wir ein bisschen in die Zukunft. Im Moment wird ja nur Google abgefragt, was in Deutschland ja auch überhaupt kein Thema ist. Jetzt gibt es noch ein paar andere Suchmaschinen, Yandex für Russland, Baidu für China. Beide Länder deckt ihr sowieso nicht ab – deswegen, das ist jetzt, glaube ich, nicht so euer Thema. Aber zum Beispiel Bing ist nicht mit drin. Und glaubt ihr, dass sich das irgendwann ändern könnte? Wie ist da eure Perspektive?

Johannes Beus: Also meine Perspektive darauf ist, dass wir da sind, wo relevante Suchnachfrage ist. Und als unabhängiger Marktbegleiter würde ich mich freuen, wenn Bing relevante Marktanteile gewinnt oder irgendeine andere Suchmaschine. Ich muss aber halt gerade auch sehen, dass Google weiter bei 95 % Marktanteil ist und dass das, was bei Bing passiert, leider nicht wirklich relevant ist. Wir hatten jetzt ja vor anderthalb Jahren so ein bisschen die Hoffnung, dass durch die AI-Suche bei Bing sich was tut. Ich glaube, wenn wir alle relativ ehrlich mit uns sind, müssen wir sagen: Da ist nichts passiert. Also sobald Bing oder eine andere Suchmaschine relevant Marktanteile hat, dann nehmen wir die gerne mit auf und werden das machen. Aktuell sehen wir das nicht. Was wir aber natürlich machen: Wir sehen, dass sich Suche in manchen Bereichen sehr stark verschiebt. Also wer jetzt heute einen Fernseher kaufen will, geht halt nicht mehr zu Google, sondern geht zu Amazon. Und für Amazon ermitteln wir ja schon seit einigen Jahren einen Sichtbarkeitsindex. Das heißt, du kannst die Amazon-Suche schon seit einigen Jahren mit dem Sichtbarkeitsindex für Amazon analysieren und kannst verstehen, welche Marken sind da groß, welche Händler sind groß, wie entwickelt sich das.

Also das heißt, sobald relevante Suchnachfrage in so einem System da ist, bilden wir das mit ab, und macht uns auch Spaß und ist, glaube ich, auch so ein bisschen das, was natürlich die Weiterentwicklung ist. Jetzt müssen wir mal gucken, die Marktmissbrauchsverfahren gegen Google, was die uns in den nächsten Monaten bringen. Vielleicht bringen die ein bisschen mehr Dynamik in die ganze Geschichte rein. Aber solange Google weiter bei 95 % Marktanteil ist, macht es weder für uns noch für die Nutzer viel Sinn, das auszuweiten.

Markus Hövener: Wenn wir jetzt bei Google sind, ist natürlich eines der Themen, mit denen sich die SEOs viel beschäftigt haben, vor allem in diesem Jahr, die AI-Overviews. Zu dem Zeitpunkt, wo wir das ja aufnehmen, haben wir die in Deutschland und Europa immer noch nicht. Gleichwohl, ihr seid ja in Ländern unterwegs, wo es die gibt. Wie geht ihr damit um?

Johannes Beus: Genau, also in den USA gibt es die, in England messen wir sie, ich glaube, Brasilien jetzt schon anfangs, da erfassen wir sie und machen sie auswertbar. Ich glaube, jetzt in England und USA sind wir bei ungefähr 4 % der SERPs, die so ein AI-Overview haben. Ich glaube, in der Auswirkung sind die relativ nah an den Featured Snippets und werden vermutlich, also das ist so meine Sichtweise drauf, werden Featured Snippets langsam graduell ersetzen. Also wir sehen das in UK und sehen das in den USA, dass die Anzahl der ausgespielten Featured Snippets langsam abnimmt, während die Anzahl der AI-Overviews zunimmt. Und ich könnte mir vorstellen, dass das so der Weg ist, den Google da geht. Dann gibt es halt nicht mehr das eine Featured Snippet mit der einen URL, wo die Inhalte herkommen, sondern es gibt halt die AI-Overview-Box mit fünf URLs. Und das tracken wir auch schon. Also Google gibt ja schon für die AI-Overviews Quellen an, und das tracken wir und haben wir auch schon auswertbar gemacht.

Markus Hövener: Jetzt gibt es ja auch die neuen Themen, gerade vor allem der Platz hier, Perplexity. Du hast eben von Relevanz gesprochen, da kann man sagen, ja, sollte man sich mal angucken, aber von der Traffic-Relevanz natürlich jetzt minimalst. Aber trotzdem, dieser ganze Trend vielleicht hin zu AI-Suchergebnissen, weg von Suchmaschinen, hin zu Antwortmaschinen – beschäftigt ihr euch damit? Macht euch das irgendwie Sorgen?

Johannes Beus: Also Sorgen weiß ich nicht, aber wir beschäftigen uns natürlich damit. Also als ChatGPT aufkam oder OpenAI, haben wir uns schon Gedanken gemacht, wie können wir so Volltextantworten, die nicht mehr klassische zehn Treffer sind, auswertbar machen, und haben da auch schon intern eine Demo, wie wir Volltextantworten nach Entitäten durchsuchen können und nach Empfehlungen, nach Nennungen durchsuchen können und wie wir das auswertbar machen. Also ich glaube, nur weil Suchergebnisse künftig vielleicht nicht mehr zehn blaue Links sind, wie wir es so kennen, sondern dass Suchergebnisse vielleicht eher Fließtext sind mit Empfehlungen und Marken-Nennungen, das macht, glaube ich, für unser Modell gar keinen riesengroßen Unterschied. Also natürlich wird der Teil, wo wir das Suchergebnis verstehen, also wo wir sagen, das ist ein Treffer, das ist ein Treffer, das ist ein Treffer, der wird ein bisschen anders funktionieren müssen. Aber ich glaube, im Prinzip und in der Herangehensweise tut sich da gar nicht so ganz viel.

Markus Hövener: Also eine Konsequenz könnte ja sein, glaube ich, zu einem ganz gewissen Grad, Perplexity wird natürlich sehr longtailig gesucht. Also wenn man auf einmal anfängt, natürlich sprachliche Fragen da einzutippen, ist es natürlich was anderes, als wenn Leute jetzt einen Zwei-Wort-Suchbegriff eintippen.

Johannes Beus: Ja, da bin ich gespannt. Es gab ja auch schon vor einigen Jahren die Idee, dass Voice Search ein sehr großes Thema wird. Ich glaube, sind wir uns einig, dass es das nicht geworden ist. Ich bin gespannt, was AI-Suchen angeht, ob wir da nicht die Faulheit der Menschen überschätzen. Also ich glaube, der Anteil der Suchenden, die bereit ist, so einen halben Absatz als Anforderung da einzutippen, ist gar nicht so groß, sondern man sieht es ja bei Google ganz gut, dass gerade die ganzen Suggest-Features sehr stark genutzt werden. Also alles, was einem die Suche schon leicht macht, wird stark genutzt. Und das kanalisiert natürlich die Suche am Ende auch wieder sehr stark auf wenige Begriffe. Also ob wir da mehr Richtung Long Tail kommen, werden wir sehen.

Markus Hövener: Habt ihr insgesamt noch weitere Länder auf der Roadmap? Ihr seid ja schon sehr gut verbreitet.

Johannes Beus: Also wir haben intern eine Liste mit Ländern, die wir noch machen wollen, aber nix, was jetzt ganz akut gemacht wird. Wenn Nutzer da Anforderungen haben, bitte gerne beim Support melden. Also wir sind da relativ offen – wenn es da eine gewisse Nachfrage von mehr als einem Nutzer gibt, dann machen wir das. Aber es muss sich natürlich irgendwie auch lohnen. Also der Vatikanstaat wird es wahrscheinlich nicht.

Markus Hövener: Wobei gerade da würden mich die Suchanfragen jetzt mal sehr interessieren.

Johannes Beus: Ich glaube, manche Sachen will ich gar nicht sehen.

Markus Hövener: Nein, nein, nein. Okay, ich habe noch zwei Nutzerfragen mitgebracht.

Johannes Beus: Ja, sehr gerne.

Markus Hövener: In diesem Fall muss ich es nicht mal gendern, weil es sind wirklich zwei Kerle – einmal der sehr geschätzte Simon Griesser aus der Schweiz von DEPT. Da geht es um die Product Grids. Da haben sich die Suchergebnisse ja im E-Commerce-Bereich sehr verändert, dadurch dass auf einmal diese Produkte auftauchen, was ja auch eine gewisse Verschiebung der SEO-Strategie vielleicht beinhaltet. Also Frage von ihm ist: Product Grids, inwiefern wird deren Einblendung in den Sichtbarkeitsindex eingerechnet? Er unterscheidet dann noch zwei Fälle – wenn die Domain für ein Keyword nicht im Product Grid gelistet ist, aber für das Keyword klassisch rankt, oder wenn die Domain für ein Keyword im Product Grid gelistet ist, aber für das Keyword und für das Keyword klassisch rankt.

Johannes Beus: Genau, also bei diesen Product Grids – oder auf Deutsch heißt es ja „Produkte“, die Box – ist es so, dass die aktuell keinen organischen Treffer verdrängen. Also wir schauen uns bei der Bewertung dessen an, ob ein Element einen Sichtbarkeitsindex bekommt, gucken wir: Sieht Google das als organisches Element an? Das sind normale klassische Treffer. Aber zum Beispiel die Newsbox ist auch so ein Treffer. Wenn es zehn organische Treffer auf der Suchergebnisseite gibt und dann kommt die Newsbox dazu, dann gibt es nur noch neun organische Treffer plus die Newsbox, und deswegen kriegt die Newsbox bei uns Sichtbarkeit, weil sie quasi einen organischen Treffer verdrängt. Das ist aber bei den Produktelementen aktuell nicht so. Also die werden zusätzlich hinzugefügt, verdrängen aber keinen organischen Treffer. Und deswegen kriegen die derzeit keine Sichtbarkeit oder wird kein Sichtbarkeitsindex an diese Produktboxen umverteilt. Wir haben das Thema aber im Blick und wenn sich das ändert, dann werden wir es entsprechend auch anpassen.

Markus Hövener: Die zweite Frage ist vom Julian Harzer. Ich ahne die Antwort, aber gibt es Überlegungen, den historischen Index doch eines Tages zu erweitern? Er meint, dass der historische Index bei einer Million Keywords liegt und der nicht-historische um ein Vielfaches höher.

Johannes Beus: Genau, ist richtig. Also der nicht-historische sind in Deutschland, ich glaube, über 100 Millionen Keywords mittlerweile, 101, irgendwie so die Größenordnung. Die Frage ist so ein bisschen, also wir berechnen schon seit vielen Jahren so eine Art vollen Sichtbarkeitsindex auf allen Keywords, die wir tracken intern. Wir sehen aber auch ehrlicherweise keine großen Qualitätssprünge dadurch. Es ist nicht so, dass wir sagen können, nur weil es jetzt hundertmal so viele Keywords sind, ist die Qualität der Ergebnisse, also der Sichtbarkeitsindex besser, und deswegen gibt es bei uns aktuell keine Überlegungen, den zu erweitern. Also wir haben das Thema auf dem Schirm, gucken uns das an, aber sehen einfach nicht die Verbesserungen dadurch, dass dann die Qualität des Sichtbarkeitsindex stark steigt, oder überhaupt steigt. Also wir tracken das selber mit, also vergleichen den historischen Sichtbarkeitsindex mit diesem vollen Sichtbarkeitsindex auf diesen 100-irgendwas Millionen Keywords – aber solange da keine signifikanten Unterschiede in der Qualität sind, macht es aus unserer Sicht gar nicht so viel Sinn.

Markus Hövener: Okay, ich bin am Ende meiner Fragen. Vielen Dank für die vielen Antworten. Haben wir noch irgendwas übersehen oder fällt dir noch was ein, was du gerne noch kommunizieren möchtest?

Johannes Beus: Ich glaube, das war schon relativ umfassend. Wenn noch irgendwem was einfällt jetzt beim Zuhören, meldet euch gerne bei mir. Ich freue mich immer über neue Fragen, habe in den letzten 15 Jahren schon ganz viele Fragen zum Sichtbarkeitsindex gehört – wenn irgendjemand was Neues hat, sehr gerne, irgendwas zum Drübernachdenken, bin ich sehr gern dabei, Sparring-Partner, hin und her überlegen, was müsste man machen. Meldet euch gerne.

Markus Hövener: Ich bin auch persönlich immer wieder überrascht, wie so deine Antwortzeiten manchmal sind auf E-Mails. Also es geht immer sehr, sehr schnell, obwohl ich immer denke, du musst aber auch ein ziemlich volles E-Mail-Postfach haben. Ja, finde ich immer cool. Also wenn ihr da draußen Fragen habt an Johannes, kontaktiert ihn gerne. Falls ihr noch Fragen habt, dann nutzt gerne die Chance. Ansonsten kann ich einfach nur noch Danke sagen für die vielen Insights.

Johannes Beus: Sehr gerne.

Markus Hövener: Ich hoffe, ihr da draußen habt noch was Neues mitgenommen. Ist ja auch immer interessant, bei einigen Fragen sind es ja wirklich konzeptionelle Themen, also zum Beispiel Saisonalität, zählt die rein oder nicht. Man könnte in beide Richtungen gehen, und ihr habt euch was dabei gedacht. Oder manche Sachen sind natürlich auch in Bezug auf den erhöhten Rechenbedarf vielleicht einfach auch nicht sinnvoll. Klar, wäre schön, in allen Ländern aktiv zu sein, aber wirtschaftlich am Ende des Tages natürlich auch nicht. Also deswegen fand ich an vielen Stellen wirklich auch deine Perspektive noch mal interessant – ich hoffe, ihr da draußen auch.

Markus Hövener: Dann schließen wir hiermit für heute. Und ich hoffe einfach nur, dass ihr nächste Woche wieder einschaltet und dass ihr gut durch den Spätherbst/Winter kommt und jetzt auch schon langsam gut auf die Weihnachtszeit einschwenkt. So, in diesem Sinne, ich wünsch’ euch was. Vielen Dank, bis bald und tschüss.

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

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