Wie wichtig ist die URL in Bezug auf SEO? [Alles auf Start 97]

30. November 2023 | Von in Podcast "Search Camp", SEO

Der URL bzw. dem URL-Pfad wird oft eine gewisse SEO-Wirkung zugesprochen. Ist das wirklich so? Welche Grundregeln gelten für URLs? Sollte die komplette Website-Struktur in der URL abgebildet werden? Oder doch besser ein ganz flaches URL-Schema?

 

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Wie wichtig ist die URL in Bezug auf SEO?

Erstmal: In der Regel ist die Frage falsch. Denn in der Regel geht es gar nicht um die URL. Wenn wir uns mal angucken, so eine URL, das ist das, was oben in dem Browser drinsteht, fängt vorne an mit HTTPS. Und die hat einen definierten Aufbau. Das heißt, am Anfang kommt immer erst das Protokoll. Da steht in der Regel “https”, dann kommt „://“ und dann kommt etwas, was in der Regel mit „www,“ anfängt. Das ist der sogenannte Hostname, der Host, die Domain, der Fully Qualified Domain Name (FQDN), wie auch immer man das nennen mag.

Und danach kommt in der Regel etwas, was mit einem Slash anfängt. Wenn man auf eine Startseite geht, steht da einfach nur Slash. Wenn man auf die deutsche Startseite geht, steht das zum Beispiel /de/. Und das, was hinter dem Domainnamen anfängt, das nennt man den URL-Pfad, der hat auch noch paar Stückchen, aus denen er bestehen kann. Das ignorieren wir an dieser Stelle mal. Das heißt, in der Regel meine ich gar nicht die ganze URL. Das, was mich wirklich in der Regel interessiert, das ist das, was danach kommt, also der URL-Pfad.

Jetzt könnte man auch noch kurz sich der Frage stellen: W ist denn mit dem davor? Also zählt das mit dem Hostname, mit der Domain, zählt das auch für das Ranking? Und das war früher durchaus so, da war Google relativ empfänglich da, früher, wenn man so ein Keyword in der Domain drin hatte, ist mittlerweile nicht mehr das Thema. Deswegen kann man das eigentlich ausklammern. Das heißt, wir reden eigentlich wirklich nur noch über den Pfad.

 

Allgemeine Regeln für den URL-Pfad

Und da gibt es erst mal ein paar Regeln dafür. Das heißt, da kann nicht alles einfach nur wild drinstehen, sondern idealerweise keine Umlaute, keine Sonderzeichen. Und das heißt, im Großen und Ganzen dürfen halt Buchstaben drin vorkommen, A bis Z. Und Zahlen null bis neun. Und ein paar Satzzeichen wie ein Bindestrich oder ein Slash. Aber wie gesagt, eigentlich keine Umlaute. Das heißt, wenn man so eine Seite hat wie „Lösungen“, dann sollte sie eben nicht /lösungen heißen, sondern /loesungen So wäre es eigentlich richtig.

Und trotzdem muss man sagen: Auch wenn jedes SEO-Tool Zeter und Mordio schreit, Google, respektive auch das komplette Internet kommt mit diesen Umlauten eigentlich relativ gut zurecht. Aber trotzdem, die reine Lehre ist, dass man es doch idealerweise sein lässt. Das heißt, wenn du es irgendwie machen kannst – und die meisten Content Management Systeme, die meisten Shopsysteme, machen das vollkommen automatisch für euch.

Was gibt es noch in der reinen Lehre? Wenn man Wörter voneinander trennen möchte, also ich habe zum Beispiel eine Kategorie, die heißt “blaue Sofas”, dann sollte in der URL das auch getrennt sein. Da sollte ein Bindestrich dazwischen. Das ist ganz wichtig. Vor allem auch kein Leerzeichen, denn ein Leerzeichen darf in der URL eigentlich sowieso gar nicht vorkommen. Das hat technische Gründe. Wenn es trotzdem drinstehen sollte, kann man das kodieren, aber auch das würde jetzt zu weit führen. Also, wenn du Wörter voneinander trennst in der URL, nimmst du immer einen Bindestrich, idealerweise keinen Unterstrich. So. Das macht das Content Management System in der Regel auch für dich.

Dann gibt es die alte Frage mit Klein- und Großschreibung. In der Regel muss man sagen, ist das alles kein Thema. Trotzdem, wenn du es irgendwie regeln kannst, mach einfach alles in Kleinschreibung, dann können einfach grundsätzlich keine Fehler passieren. Ideal ist es natürlich auch, wenn du deine Keywords in der URL unterbringst. Früher hatte man so ganz kryptische URLs, aber heute ist es normal, dass man sogenannte sprechende URLs hat, also sowas wie /blaue-sofas/. Das heißt: Meine Keywords, um die es in der Seite geht, stehen in dem URL-Pfad mit drin.

Und dann gibt es noch in der reinen Lehre, dass man versucht, unnötige Füllwörter zu vermeiden. Also angenommen, du hast eine URL für eine Seite wie “SEO für Hotels in Berlin”, fünf Wörter. Da sind aber zwei Füllwörter dabei, nämlich “für” und “in”. Und da, in diesem Beispiel, spart man da nicht viel, wenn man die rauslässt. Aber im Allgemeinen sollte man solche unnötigen Füllwörter oder überhaupt unnötige Wörter in der URL vermeiden, und deswegen bieten viele Content Management Systeme auch die Möglichkeit an, dass man diesen URL-Pfad, den sogenannten Slug, dass man den auch selbst anpassen kann. Das heißt, wenn du das tun kannst, macht das. Und das ist eben leider manchmal so, wenn man zum Beispiel einen Blogartikel schreibt, und man hat – weiß nicht – eine Überschrift, die besteht aus zehn Wörtern, dann ist die URL in der Regel – oder der Pfad dann auch etwas, was aus zehn Wörtern besteht. Davon sind aber vielleicht nur drei oder vier wirklich relevant im Sinne des Artikels. Na, also, wenn man sowas hat, eine Überschrift – jetzt habe ich das nicht vorbereitet, aber warum man ganz einfach SEO machen kann, dann sind da sehr viele unnötige Wörter dabei. Und dann kann man durchaus eine URL haben wie “SEO machen”. Und das, “Warum man”, ganz einfach, danach sucht sowieso niemand, das sind keine Suchbegriffe im klassischen Sinne, dann sollte man die da einfach rausnehmen.

Also, das sind so die üblichen Regeln und im Allgemeinen würde man eben sagen, dass die gängigen Systeme das auch alles relativ gut out-of-the-box für euch abbilden. Da gibt es manchmal ein paar Probleme dabei. Ich hatte eben gesagt, zum Beispiel Umlaute. Die meisten Contact Management Systeme werden das für euch automatisch anpassen, werden den Umlaut entfernen. Das ist nicht immer so. Wenn du zum Beispiel Deine PF-Datei hochlädst, und die heißt eben “Lösungen” mit “Ö”, dann ist es leider oft so, dass in vielen Systemen dann der Umlaut in die URL übernommen wird. Also auch da bitte einmal genau hingucken. Am besten lädt man einmal eine PDF-Datei hoch, in deren Dateiname sowohl ein Leerzeichen drin vorkommt als auch ein Umlaut, und dann guckt man mal nach dem Hochladen, ob die URL immer noch diesen Ansprüchen genügt. Wenn, dann hast du Glück gehabt. Falls nicht, solltest du beim Hochladen eigentlich aufpassen und diese URL vielleicht vorher anpassen. Das erst mal so ein bisschen das Vorgeplänkel, auch wichtiges Wissen dabei.

 

Wie sollte man den URL-Pfad aufbauen?

Aber häufig geht es dann irgendwann um die Frage, okay, wie sollte ich meine URLs aufbauen? Und da ist das Stichwort URL-Schema. Angenommen, du hast verschiedene Strukturen oder du hast verschiedene Rubriken. Du hast einen Onlineshop für Herrenmode und du hast eine Kategorie für kurze Hosen. Diese Kategorie für kurze Hosen, die hat aber noch Oberkategorien. Und eigentlich, die URL würde dann heißen: /herren/herrenmode/hosen/kurze-hosen. Das heißt, man hat so einen relativ langen Rattenschwanz davor. Wenn ich das habe, wäre es nicht besser, wenn ich diese lange URL vermeide und stattdessen lieber einen kurzen Pfad mache, also zum Beispiel nur /kurze-hosen. Wäre das nicht besser für SEO? Und da gibt’s jetzt eine dreigeteilte Antwort drauf.

Antwort Nummer eins: Diese Struktur abzubilden, sollte man dann vermeiden, wenn es eine sehr tiefe Struktur ist. Das heißt, wenn du zwei oder drei Ebenen hast, würde ich sagen, ist das ganze ziemlich egal. Wenn du sieben Ebenen hast, dann würde ich sagen, kürze das Ganze lieber ein oder arbeite daran, dass du es einkürzt. In der Regel haben die meisten Menschen nicht sieben Ebenen. Ich kenne ein paar, die das haben, manchmal auch aus historischen Gründen, wie auch immer, und dann entsteht eine sehr, sehr lange URL oder ein sehr langer URL-Pfad. Und deswegen, das würde ich eher vermeiden.

Antwort Nummer zwei ist, das, was in dem URL-Pfad drinsteht, ist sehr, sehr unwichtig für Google. Ich sage nicht, dass es komplett unwichtig ist, aber unter allen Rankingfaktoren nimmt es nicht gerade die Topposition ein. Das heißt, wenn du jetzt so eine URL hast, wie ich das eben mit den kurzen Hosen hatte, und du kürzt die jetzt ein, dann wirst du den Effekt davon sehr wahrscheinlich gar nicht bemerken können. Du wirst ihn – wenn es ihn überhaupt gibt, ist er so gering, dass du ihn nicht messen kannst. Und dann ist natürlich die Frage, sollte man diesen Aufwand überhaupt gehen?

Und dann gibt’s noch Antwort Nummer drei. Wenn der URL-Pfad schon für SEO so unwichtig ist, dann muss man gleichzeitig sagen, für andere Zwecke kann er sehr wichtig sein. Es gibt zum Beispiel im neuen Screaming Frog SEO Spider, die Möglichkeit, Segmente zu bilden, zum Beispiel anhand der URL. Ich kann also, wenn ich eine URL habe wie /Pressemitteilungen, /Meldung, irgendwas, kann ich sagen, okay, alles, was in der URL /Pressemitteilungen beinhaltet, ist eine Pressemitteilung. Und dann kann ich intern in meinem Tool danach segmentieren. Oder auch in der Search Console kann ich dann schnell auf Sachen zugreifen, wenn ich anhand der URL weiß, was das für ein Seitentyp ist oder wo in der Struktur das Ding angesiedelt ist. Und deswegen ist es oft eine gute Idee, in der URL nicht einfach nur in Keywords zu denken, sondern eben auch in Seitentypen.

Und deswegen kann man die Frage nicht nur im Blick auf SEO beantworten, sondern ich persönlich finde es eine schöne Eigenheit, wenn man in der URL irgendwie erkennen kann, entweder welcher Typ das ist oder auch, wo es hingehört. Das heißt, wenn wir uns nochmal unsere Kurze-Hosen-Rubrik von eben nehmen (/herren/kurze-hosen), dann kann ich anhand der URL zumindest sehr schnell erkennen, dass es in der Kategorie der Herrenmode liegt und nicht der Damenmode. Und, wie gesagt, für das Segmentieren und so ist das eine schöne Sache.

 

Und jetzt?

Das war eine dreigeteilte Antwort. Bei ganz vielen Websites muss ich sagen: Lasst die Finger von der URL, denn Änderungen sind immer riskant. Wenn ich die URL verändere, dann muss ich eine 301-Umleitung einrichten, sonst kann man sich sehr schnell aus dem Index entfernen. Und inklusive der ganzen Historie kann das sehr, sehr schädlich sein. Das heißt, man hat hier ein gewisses Risiko. Das ist nicht ultimativ hoch und es gibt manche Systeme, die zum Beispiel beim Verändern der URL automatisch diese Umleitung einrichten. Also, auch da muss man wieder bei jedem gucken, wie hoch ist dann das Risiko? Weil auch das habe ich schon erlebt, dass Leute die URL-Struktur geändert haben, hatten dann Fehler bei den Umleitungen und haben sich damit einmal komplett aus dem Google Index entfernt, inklusive der kompletten Historie. Sind also quasi bei null wieder angefangen. Ziemlich schlecht das Ganze. Und deswegen würde ich grundsätzlich sagen, lass die Finger von der URL.

Außer natürlich, wenn du vielleicht einen Fall hast, wo du die URL sowieso anfasst. Also angenommen, du machst einen Relaunch, und zum Beispiel, weil du ein neues System verwendest, ändern sich die URLs sowieso. Oder natürlich gibt es auch den Fall, du machst die Webseite komplett neu, dann wäre es auch gut, da drüber nachzudenken. Aber gehen wir mal kurz davon aus, dass du schon eine Website hast, dann würde ich die URL in der Regel nur dann verändern, wenn du sie sowieso gerade anfasst. Weil sich eben zum Beispiel durch den Systemwechsel die URLs verändern. Und dann kann man es in diesem Rutsch natürlich auch gleich richtig machen.

Also, wenn wir nochmal zurückkommen zu der Ausgangsfrage dieser Episode, die war ja: “Wie wichtig ist die URL in Bezug auf SEO?” Da muss man sagen, erst mal ist sie unglaublich wichtig, denn die URL ist ein Schlüssel im Google Index. Das heißt, diese URL sollte eigentlich möglichst konstant sein, denn ich habe eben schon gesagt, wenn ich die ändere und keine Umleitung habe, fliege ich einmal raus und wieder rein, und das ist schlecht.

Aber ansonsten, wenn die Frage gemeint ist, wie wichtig ist die für mein Ranking, dann muss man sagen: In der Regel sehr, sehr unwichtig. Wenn es natürlich immer mal SEO-Tools gibt, die dann da irgendwelche Vorschläge machen oder Empfehlungen machen, weil sie zum Beispiel sagen, da kommen Umlaute drin vor oder der Pfad ist zu lang, muss man im allgemeinen sagen: Das Ganze hat nicht den Hebel, den viele sich erhoffen, und zeitgleich habe ich ein großes Risiko, wenn ich meine URL verändere, wenn ich sie anfasse, und deswegen lieber in der Regel die Finger davon.

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

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