Wir haben ganz viele Domains. Bringt das was für SEO? [Alles auf Start 35]
Viele Unternehmen haben nicht nur eine Domain reserviert, sondern ganz viele – vor allem für bestimmte Keywords. Was kann man damit in der SEO-Praxis wirklich anfangen? Sollte man die nutzen? Oder können die weg?
Hinweis: Von unserem Podcast "Alles auf Start" werden leider keine neuen Episoden mehr veröffentlicht (letzte Episode: Dezember 2023). Mehr SEO auf die Ohren? Dann können wir Dir natürlich unseren Podcast Search Camp empfehlen!
Wir haben ganz viele Domains. Bringt das was für SEO?
Moin! Herzlich willkommen mal wieder bei „Alles auf Start“! Heute mit einem Thema aus der Praxis, und zwar geht’s um viele Domains. Ich habe das relativ oft, gerade wenn ich so bei einem Mittelständler bin und der Mittelständler sagt: Ja, ihr solltet eigentlich nur meine eine Website oder Domain hier optimieren, aber ich habe noch ganz viele andere. Was machen wir damit jetzt für SEO? Weil die Frage eigentlich, ich sag mal, fast jedes Mal kommt, habe ich gedacht, ich beantworte die jetzt mal.
Beispiel: Du bist die Firma schraubenmaxe.de und du stellst blaue und rote Schrauben her. Deswegen hast du dir vor Urzeiten einfach mal die Domains blaueschrauben.de und roteschrauben.de gebunkert. Das hast du natürlich auch noch gemacht mit .com, .at, .ch und wo immer noch du glaubst, dass du jetzt gerade aktiv sein wolltest. Und dann hast du dir natürlich auch noch andere Schreibweisen wie blaue-schrauben.de gebunkert.
Jetzt ist die Frage des Kunden, und die vollkommen zu Recht: Kann ich SEO-technisch da was mit machen? Ich habe eben schon gesagt, es ist oft so ein Mittelstandsthema, oft ein B2B-Thema, die irgendwie, weiß nicht, 20 verschiedene Produktkategorien haben, und für die haben sie sich einfach mal die Domains gebunkert. Die liegen da so rum. Und nicht selten sind es 100 Stück und mehr. Wäre ja eigentlich schön, was man daraus machen kann, wenn man daraus was machen könnte. So ist der Satz. Bevor wir zu der Antwort kommen, vielleicht drei Sachen, die man wissen sollte.
Aspekt #1: Exact Match Domains und SEO
Punkt 1: Früher war es so. Früher hatten Exact Match Domains einen Rankingvorteil. Das heißt, wenn du keyword.de hattest oder .com oder sowas, hattest du eine höhere Chance, damit für Keyword zu ranken. Also du hattest blaue-schrauben.de, also hattest du einen Vorteil, um für blaue Schrauben zu ranken. Das sind eben sogenannte Exact Match Domains.
Heute ist das nicht mehr so. Und oft kommt diese Idee daher, dass jemand sagt, ich habe das mal gehört, das soll SEO-technisch echt was bringen, wenn man Keyword als Domain hat. Ja, hat auch mal was gebracht, ist jetzt aber auch wahrscheinlich schon gute zehn Jahre her, bringt aber dafür nichts mehr. Also jetzt nicht nur, weil du die Domain hast, rankst du für das Keyword auf einmal deutlich besser oder überhaupt irgendwie.
Aspekt #2: Jede Domain ist ein Einzelkämpfer
Das Zweite, was du natürlich beachten musst, ist: Jede Website wird separat gewertet oder jede Domain wird separat gewertet. Und vor allem eben hinsichtlich der Backlinks, also hinsichtlich der externen Verlinkungen. Das heißt, wenn du 100 Domains aufmachst, musst du natürlich auch 100 Domains extern verlinken. Jetzt könnte man natürlich auf die trickige Idee kommen: Ich verlinke einfach meine 100 Domains alle untereinander. Dann hat ja jede quasi 99 eingehende Links, dann muss das ja super funktionieren. Muss man auch sagen: Ja, auch auf die Idee ist bei Google schon jemand gekommen, funktioniert nicht. Das sind quasi alles interne Links, die werden einfach rausgerechnet. Geht nicht. Gute Idee, klappt nicht.
Aspekt #3: Wertiger Content
Das Dritte, was man natürlich immer noch sagen muss, eine Website, die du irgendwo aufmachst, wo nur Duplicate Content drauf ist, also Content, den es auch woanders gibt auf einer anderen Website, wird in der Regel nicht so gut funktionieren. Weil ansonsten könntest du ja sagen: Hey! Du hast schraubenmaxe.de, du nimmst einfach den gleichen Content und kopierst den rüber auf blaueschrauben.de, roteschrauben.de und so weiter. Wird einfach nicht funktionieren.
Was folgt daraus?
So! Das waren so die 3 Aspekte, die man wissen muss. Deswegen muss man ganz klar sagen: Mit so einer Domain, so einer Keyword-Domain oder auch einer anderen Domain, kann man faktisch nur dann in Bezug auf SEO positiv etwas machen, wenn
a) du darauf unique Inhalte ablegst, die auch wirklich was mit dem Thema der Domain zu tun haben, und
b) wenn du es schaffst, diese Websites auch extern zu verlinken, und zwar nicht nur aus deinem Netzwerk.
Ist das realistisch?
Da muss man dann sagen: Daran scheitert es in der Regel. Also viele Mittelständler haben schon Schwierigkeiten ihre primäre, ihre eigene Domain zu verlinken, über zehn Domains oder 100 müssen wir da gar nicht erst sprechen. Das funktioniert einfach nicht.
Jetzt könnte man natürlich trotzdem viel machen. Man könnte wirklich sagen: Für blaue Schrauben mache ich jetzt wirklich eine Website. Ich baue ein eigenes FAQ-Portal daraus, was nur Fragen rund um blaue Schrauben beantwortet. Yo! Kann ich machen. Dann brauche ich aber trotzdem nach wie vor, habe ich eben schon gesagt, du brauchst immer noch Backlinks.
Wenn du das hinkriegst, super Sache, dann kann das nach Branche sogar gut funktionieren. Aber du hast halt einen sehr hohen Aufwand durch die ganze Sache. Und ob sich das dann rentiert, gerade wenn es um Schrauben geht, weiß ich nicht.
Wenn du natürlich ein Produkt hast, du bist ein B2B-Unternehmen und du verkaufst ein 10-Millionen-Euro Produkt, oder wir hatten mal im Medizinbereich einige Anfragen, wo es Produkte waren, die unglaublich teuer waren, was weiß ich, irgendein MRT oder sowas, eine Maschine, die dann irgendwie schon 5 Millionen kostet, dann kann man natürlich sagen, manche Strategien könnten sich dann lohnen. Dann kannst du wirklich hingehen und sagen: Zum Thema blaues MRT mache ich jetzt eine eigene Website auf, besorge mir ein paar Backlinks. Und lass es irgendwie 10.000 Euro kosten, es ist egal, weil ich natürlich hinten heraus immer noch genug Geld kriege. Plus, in diesen Themengebieten vielleicht der Konkurrenzgrad nicht so hoch ist, dass das Ganze auch noch funktionieren kann.
Das mag manchmal so sein, aber in der Regel muss man sagen, dass viele B2B-Unternehmen mit ihrer eigenen Website schon sehr gut ausgelastet sind und manchmal auch zumindest beim Thema Linkaufbau auch sicherlich ein bisschen überfordert sind, und dass sie sowas zumindest aus eigener Kraft vielleicht nicht unbedingt gut hinbekommen. Dass man das an eine Agentur abgibt und denen das als Spielwiese lässt, darüber kann man immer noch streiten, aber selber in der Regel nicht.
Separat oder alles auf ein Konto?
Ja, was gibt’s noch? Was man natürlich auch noch wissen muss, auf so eine Website zahlt alles auf ein Konto ein. Das heißt, angenommen du baust jetzt so einen FAQ-Content auf für blaue Schrauben. Jetzt könntest du den einmal auf die Domain blaueschrauben.de packen oder du packst ihn auf deine primäre Domain. Sehr wahrscheinlich ist es so, dass dieser Content auf deiner primären Domain erst mal viel besser rankt, aber auch dadurch, dass du hochwertige Inhalte geschaffen hast, den Rest der Website auch noch mit nach oben zieht. Das könnte wieder ein Argument dafür sein, dass du sagst: Wenn du schon Content produzierst, dann doch eher alles auf eine Domain.
Es gibt natürlich immer so Spezialfälle. Angenommen du hast jetzt wirklich in deinem Portfolio, also unter deinen 100 Domains hast du wirklich Domains, die haben jetzt auch gute externe Links, vielleicht weil sie die vorher schon hatten. Das kann alles passieren. Oder manchmal ist natürlich so eine Domain auch gut für Type-Ins, das heißt, jemand tippt einfach mal blaueschrauben.de in den Browser ein und guckt mal, was passiert. Das mag alles in Einzelfällen so sein, aber in der Praxis, von allem, was ich bisher eigentlich gesehen habe, ich kann mich nicht an einen, also zumindest unter Mittelständlern kann ich mich nicht an einen guten Fall erinnern, wo es so war, dass man aus diesem Link-Portfolio, was man hatte, irgendwie sinnvoll Energie schöpfen konnte.
Was mache ich jetzt mit den Domains?
Dann ist natürlich nach wie vor die Frage: Wenn es so ist, angenommen, ich habe jetzt diese 100 Domains, soll ich die alle jetzt wieder freigeben oder soll ich überhaupt, wenn ich am Anfang stehe, überhaupt so viele Domains reservieren?
Erstmal muss ich noch mal sagen, in Bezug auf SEO hat das Ganze wahrscheinlich wirklich keinen Wert. Aber SEO ist ja nicht das Einzige. Vielleicht hast du andere Gründe, warum du blaue-schrauben.de haben möchtest.
Zum Beispiel, weil du es für eine Marketing-Kampagne brauchst. Es mag 1000 Gründe geben, warum du die haben möchtest, oder erst mal nur, dass du sie hast, damit sie kein anderer hat. Auch das geht natürlich, wobei ich finde, dass dieses Argument angesichts der vielen Top-Level-Domains, die wir mittlerweile zur Verfügung haben, eigentlich immer weniger greift.
Ich würde natürlich trotzdem, wenn ich jetzt so keyword.de oder keyword.com, also ich sag mal die für deutsche Websites wichtigsten Domaintypen, wenn ich die kriegen kann, dann würde ich die auch reservieren, überhaupt keine Frage. Ob ich das Ganze dann noch für .at und für .ch und .fr und .it und so machen müsste, da müsste ich noch mal, also in der Regel würde ich es eher nicht machen.
Finale
So! Das war ehrlich gesagt auch schon das, was ich euch mitgeben wollte. Vielleicht Zusammenfassung: Wenn ihr so ganz viele Domains habt, in der Regel könnt ihr da mit SEO-technisch nichts anfangen. Vielleicht könnt ihr das für was anderes nutzen und vielleicht, wenn ihr jetzt wirklich sagt, ihr habt vielleicht einen sehr geringen Konkurrenzgrad innerhalb eurer Thematik, oder ihr könnt unendlich viel verdienen an so einem Kunden, dann kann sich das Ganze natürlich lohnen einfach auf einer Domain, die man hat, jetzt ein Infoportal aufzubauen, ein FAQ-Portal, einen Shop oder was auch immer. Aber nochmal: In der Regel funktioniert das Ganze für euch nicht. Gut! Das war, was ich euch mitgeben wollte. In diesem Sinne hoffe ich natürlich, dass ihr weiterhin gesund bleibt, dass ihr gut durch den Frühling und den Sommer kommt, und dass wir bald alle hier wieder fröhlich zusammen an einem Grill hocken und Spaß haben. Bis dahin! Ich wünsch euch was. Ciao!
Markus Hövener
Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.
Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.
Neueste Artikel von Markus Hövener (alle ansehen)
- Die SEO-für-Startups-Woche: 5x SEO-Tipps für junge Unternehmen - 11. November 2024
- SEO-Monatsrückblick Oktober 2024: AI-Suchmaschinen, Product Grids + mehr [Search Camp 346] - 5. November 2024
- Linkaufbau macht man nicht nur für Google! [Search Camp 345] - 29. Oktober 2024
- Re-Ranking und Twiddler: Wie gewinnst du das Rennen? [Search Camp 344] - 22. Oktober 2024
- Die B2B-SEO-Woche bei Search Camp: On- und Off-Page-Technik-Content + mehr - 7. Oktober 2024
Mai 18th, 2021 at 15:20
Sehr interessante Podcastfolge. Ich denke es wurden einige Fragen beantwortet, die man sich als Unternehmen mit ein paar mehr Domains irgendwann immer stellt: “kann ich da SEO-technisch was machen”. Ich denke die Folge zeigt ganz gut, dass es mit einer erfolgreichen SEO-Strategie nicht unbedingt viel zu tun hat, aber per se auch nichts schlechtes ist.
Danke für die spannende Folge!