SEO + Umleitungen: Warum die soooo wichtig sind! [Alles auf Start 56]

10. März 2022 | Von in Podcast "Search Camp", SEO

In dieser SEO-Einsteiger-Episode geht es um das wichtige Thema „Umleitungen“. Warum 301 und nicht 302? Warum braucht es überhaupt Umleitungen? Und wie prüft man, ob alles korrekt ist?

 

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SEO + Umleitungen: Warum die soooo wichtig sind!

Heute Episode 56 mit dem Einsteigerthema „Umleitungen“. Und ich wähle dieses Thema absichtlich, weil oft gerade von Einsteigern dazu viele Fragen kommen, viele Unsicherheiten da sind. Und deswegen machen wir heute mal eine schöne Episode für Einsteiger, wo es eben um Umleitungen geht. Und vor allem, warum sind die so wahnsinnig wichtig?

 

Warum braucht man Umleitungen für SEO?

Fangen wir mal vorne an. Was soll das eigentlich mit diesen Umleitungen? Also wann immer irgendeine Ressource oder eine Seite abgerufen wird im Internet, dann sprechen zwei Seiten miteinander, nämlich der Client und der Server. Client, das ist der Browser, den ihr benutzt und der Server ist halt, ja, der Server, den ihr da anspricht. Das kriegt ihr natürlich alles gar nicht mit, weil der Browser das für euch einfach schön versteckt. So, das heißt nochmal, was immer ihr anfragt, der Server antwortet. Und da schickt er nämlich nicht nur das mit, was angefragt wurde, sondern auch noch einen sogenannten Status Code oder eine HTTP Response. Wir bleiben einfach mal beim Begriff Status Code. Und das ist eine dreistellige Zahl.

Und meistens ist das 200. 200 heißt, der Server sagt das, was du haben wolltest. Das, was du da angefragt hast bei mir, das habe ich. Ich weiß, wo es ist. Ich habe es ja zurückgeliefert. Dir einen schönen Tag. Und 200 ist eigentlich immer ein schönes Symbol, nämlich der Crawler, also Google greift ja auch auf eine Webseite zu und wenn der Server antwortet 200 bei einer ganz bestimmten Seite oder einem ganz bestimmten Bild, dann ist das quasi die Zugangsvoraussetzung, dass diese Seite oder das Bild oder was auch immer dann auch im Index landet. Also 200 ist gut.

Wenn du jetzt diese Seite löscht oder das Bild oder was auch immer und noch mal drauf zugreifst, dann antwortet der Server nicht mehr mit 200, sondern typischerweise mit dem Code 404. Habt ihr bestimmt schon mal gesehen. Heißt “not found”. Und ja, für den Crawler ist das dann die andere blöde Seite, nämlich wenn der Crawler versucht, eine ganz bestimmte Seite abzurufen und da steht als Ergebnis 404 auf dem Zettel, dann wird der Crawler die Seite aus dem Index entfernen, wenn sie denn vorher drin war. So, das ist die beiden, ja Situation.

Und jetzt kann es im Rahmen zum Beispiel eines Relaunch dazu kommen, dass sich die URL einer Seite ändert. Also ich hatte zum Beispiel vorher eine Seite /Vorteile und jetzt heißt die Seite /Benefits. Kann ja passieren. Anglizismen greifen um sich, deswegen auch dort. So. Was passiert jetzt?

Vor dem Go Live der neuen Website hatte die URL /Vorteile ein Code 200, also okay. Und die neue URL /Benefits hatte noch einen Code 404, die gab es nämlich noch gar nicht. Nach dem Go Live dreht sich das Spiel aber um. Nach dem Go Live der Website hat die URL /Vorteile den Code 404 und die neue URL /Benefits den Code 200. Was passiert jetzt also?

Na ja, die alte URL /Vorteile wird aus dem Index herausgenommen, denn dafür wird ja ein Code 404 generiert. Ja. Kann man jetzt erst mal sagen, ist nicht schlimm, denn Google wird über interne Verlinkungen auf der Webseite die neue Seite /Benefits finden und wird dort den Code 200 zurückkriegen, wird sie den Index packen. Alles gut? Nein, das ist eigentlich der worst case. Warum?

Google hat ja diesen alten Index-Eintrag für /Vorteile, hat ihn entfernt und hat einen komplett neuen angelegt für /Benefits. Die Historie ist also komplett verloren gegangen. Man muss sich das wie eine Karteikarte vorstellen. Es gab eine alte Karteikarte, da stand ganz viel drauf, die musste Google leider wegschmeißen und hat eine komplett neue Karteikarte ohne irgendwas darauf angelegt. Die Seite fängt jetzt also bei null an. Und das ist dann eben so, beim Relaunch geht quasi alles einmal auf Reset. Die Sichtbarkeit geht nicht ganz Richtung Null, aber schon ziemlich tief und auch ziemlich nachhaltig nach unten.

Und was auch passiert, dass externe Links ins Leere zeigen. Ich habe vielleicht eine andere Website, die verlinkt auf /Vorteile, also auf die alte URL. Ein Nutzer klickt da vielleicht drauf auf einem wichtigen Fachportal und sieht dann bei mir nur den Code 404. Und der Nutzer ist unzufrieden und Google ist es auch, weil sie diesen Backlink, der da eigentlich existiert, der verlinkt auf eine Seite mit Code 404 und dann schmeißt Google diesen Backlink einfach weg. Und Backlinks sind unglaublich wertvoll. Also: So wollen wir es auf gar keinen Fall machen.

 

Die Lösung: Umleitungen

Das Gute ist natürlich: Bis hierhin habe ich vielleicht für viele Leute was Altbekanntes erzählt, aber man muss sich das einfach nur noch mal klar machen, was da passiert – es gibt natürlich eine Lösung dafür und das sind sogenannte Umleitungen. Das heißt, man kann für eine alte URL /Vorteile eine Umleitung einrichten auf /Benefits.

Der Vorteil dessen ist, die Historie wird übertragen. Man nimmt sich also die alte Karteikarte, streicht oben /Vorteile durch und schreibt /Benefits drauf. Das macht Google aber nur dann, wenn die alte und die neue Seite eine hohe Überdeckung haben. Weil sonst könnte man ja einfach alle Seiten, die man nicht mehr braucht irgendwann oder die gelöscht werden müssen, leitet man einfach auf die Startseite um und dann rankt die Startseite auf einmal für alles. Aber das passt ja gar nicht.

Und dann ist natürlich die Frage, was meint er denn jetzt mit hoher Überdeckung? Man kann zum Beispiel ein iPhone 13 auf einen iPhone 14 umleiten. Aber man könnte jetzt wahrscheinlich eher nicht ein iPad auf ein Galaxy Tab umleiten, weil diese Seiten dann doch eben zu unterschiedlich sind

Wie genau hoch darf die Überdeckung sein? Muss man ganz ehrlich sagen, weiß man nicht. Es gibt nicht diese harte Grenze, wo man dann sagen könnte, ja, so ähnlich müssen die Seiten sein, damit das Ganze noch funktioniert.

Das Beste ist natürlich, wenn sie einfach komplett identisch sind. Das Gleiche kann übrigens auch passieren, wenn ich /Vorteile auf /Benefits umleite. Ich habe eben gesagt, dann wird die Historie kopiert. Ja, natürlich wird sie kopiert. Aber auch da gilt eben, wenn es eine hohe Überdeckung gibt. Das heißt, wenn die alte Seite wirklich auf Deutsch war und auf der neuen stehen ein paar englische Begriffe und ansonsten viele, viele Bilder, dann haben diese beiden Seiten einfach nicht mehr viel miteinander zu tun. Und dann wird Google quasi diese Umleitung einfach ignorieren und ja, dann einfach – ja, dann wird eben das passieren, was man eigentlich nicht wollte.

 

301 oder 302?

Wir müssen noch über eine Sache sprechen, nämlich 301 versus 302. Ich vereinfache das. Es gibt noch mehr solcher Codes, aber die typischen, die man so sieht, sind 301 und 302.

301 heißt, ich möchte eine permanente Umleitung einrichten. Das heißt, Google geht jetzt auf die alte URL, sieht, da ist eine Umleitung, sieht, das ist eine permanente Umleitung, also eine 301 Umleitung. Und Google kann sich sicher sein, dass auch morgen und übermorgen das immer noch eine permanente Umleitung ist.

Es gibt aber auch die 302 Umleitung, die sagt eben okay, die ist eben nur temporär. Das heißt jetzt in dem Augenblick, wo jemand darauf zugreift, ist das eine Umleitung, aber morgen kann es schon ganz anders aussehen. Und deswegen, diese 302 Umleitung, temporäre Umleitungen sind immer ein blödes Signal.

Weil eben dann unklar ist, wie ist denn das eigentlich gemeint mit dieser Umleitung? Jetzt sagt Google, wenn wir lange einen 302 Code sehen, also eine temporäre Weiterleitung, dann machen wir daraus implizit eine 301 Weiterleitung. Also eine permanente. Würde ich mich aber nie drauf verlassen. Und deswegen muss man sagen, man sollte eigentlich immer eine 301 Umleitung nutzen. Also bitte nie was anderes akzeptieren.

 

Wie richtet man denn Umleitungen ein?

Naja, also jetzt mache ich schon ziemlich lange SEO und man kann die wirklich codieren. Es gibt beim Apache Webserver eine Datei, die heißt .htaccess und dort kann ich mit einer Zeile Code oder mit zwei Zeilen Code kann ich diese Umleitung einrichten. Das ist allerdings hinreichend sperrig, deswegen macht man das heutzutage eher nicht mehr so.

Mittlerweile ist es so, dass viele Content Management oder Shop Systeme Möglichkeiten anbieten, dass man solche Umleitungen einfach im Backend einrichtet. Das heißt, dann kann man sich vielleicht ein Modul dafür installieren. Manche Systeme können das auch von Haus aus. Auf jeden Fall muss ich nicht mehr diese komische Datei öffnen und mir diese Codes merken und das konfigurieren.

Und manchmal können die Systeme das sogar implizit. Das heißt, wenn ich hingehe und ich benenne jetzt ein Produkt oder einen Artikel um und dadurch ändert sich die URL, dann richtet das System automatisch eine Weiterleitung ein, ohne dass ich irgendwas dafür tun muss. Das ist ja top.

Kann passieren, muss aber nicht. Deswegen muss man sich erst mal sein System sehr genau angucken und schauen, was das eigentlich so kann, ob es das kann. Und wie gesagt, viele können das mittlerweile. Aber auch da muss man immer erst mal genau hingucken.

Und deswegen sollte man es immer prüfen. Es gibt nämlich Tools, mit denen kann man diese Umleitung prüfen. Und eines meiner Lieblingstools ist das Tool httpstatus.io. Und da kann man eine URL eingeben oder auch gerne mehrere und kann dann eben diese Codes prüfen. Und das heißt, wenn man jetzt zum Beispiel diese /Vorteile-URL mal prüfen würde, dann würde man dort unten zwei Codes sehen auf der Seite. Nämlich einmal einen 301. Also es gibt eine Umleitung auf /Benefits. Und dann würde man Code 200 sehen. Das heißt, diese /Benefits Seite konnte positiv heruntergeladen werden. Also sehr gutes Tool, kostet nichts und nichts installieren, nichts registrieren, einfach ausprobieren. Und wenn ihr eine Umleitung eingerichtet habt und da steht 302, dann wisst ihr, das war’s jetzt nicht.

 

Wie lange müssen Umleitungen bestehen bleiben?

Google sagt: mindestens ein Jahr. Jetzt muss man das natürlich erst mal – das ist Pi mal Daumen und dann noch ein bisschen Feenstaub dazu, so ist es natürlich in der Praxis nicht. Es gibt nicht irgendwo einen Zähler bei Google, der sagt, okay, wenn 365 Tage vorbei sind, dann das. So funktioniert Google eigentlich im Allgemeinen nicht.

Und deswegen gibt es eigentlich keine sichere Lösung. Am besten ist es, wenn die Umleitungen einfach bis ans Ende aller Tage bestehen bleiben. Wie gesagt, man kann davon ausgehen, dass wenn man zum Beispiel 5 Jahre eine Umleitung drin hatte, dass Google das dann auch wirklich verstanden hat.

Warum stellt man sich diese Frage überhaupt? Naja, manchmal wird es halt schnell unübersichtlich. Ich hatte letztens auch wieder einen Kunden, der konnte Umleitungen im Backend einrichten, aber er hat quasi eine lange Tabelle gesehen aller Umleitungen. Und in der Zwischenzeit waren da 10,000 Umleitungen zusammengekommen. Das heißt, allein die Zeit, bis man diese Liste sehen konnte, ist schon relativ hoch gewesen und übersichtlich war das nicht.

Plus, es kann auch ein Laufzeitthema sein, das heißt, wenn ihr zum Beispiel wirklich diese .htaccess-Datei nutzt und das Zeile für Zeile für Zeile untereinander schreibt, kann das wirklich den Webserver ein bisschen ausbremsen. Da muss man schon einen ganzen Stapel Umleitungen einrichten, aber rein theoretisch kann das passieren.

 

Am besten: gar keine Umleitung!

Und dann bleibt mir eigentlich nur noch der letzte Punkt, nämlich das Beste ist immer, wenn’s gar keine Umleitung gibt. Angenommen ihr habt einen Wein Shop und ihr habt – ich weiß nicht, ob es das Produkt gibt, aber angenommen ihr habt einen Extremo Rosso 2020. Das ist ja häufig so eine Jahreszahl mit drin. Also der Jahrgang. Und wenn der 2020 ausverkauft ist, dann kommt nächstes Jahr der Extremo Rosso 2021 rein.

Und jetzt kann man natürlich zwei Sachen machen. Man löscht das alte Produkt, legt ein neues an und legt eine Umleitung an. Also vom 2020-er auf den 2021-er. Das kann man machen. Man kann es aber auch so machen, dass man direkt einfach eine URL hat, die immer konstant bleibt. Also zum Beispiel, man hat die URL /Extremo-Rosso, ohne die Jahreszahl. Dann kann diese URL ja konstant bleiben und das ist mit Sicherheit immer die einfachste und sicherste Lösung.

Das heißt, wenn man mal über so URL-Design nachdenkt, dann kann man da eben auch mal sich vielleicht Möglichkeiten überlegen, wie man Umleitungen vermeiden kann, weil man eben zum Beispiel konstante URLs für solche Fälle angelegt hat. Oder man veröffentlicht jedes Jahr die Frisuren Trends 2021, 2020, 2019, dann kann man die natürlich jedes Jahr neu anlegen und da mit Umleitungen arbeiten. Oder man legt sich einfach eine URL an, die die Jahreszahl in diesem Fall nicht beinhaltet.

 

Finale

Okay, das war eigentlich das, was ich euch zum Thema Umleitungen sagen wollte. Ich hoffe, da war für jeden Einsteiger noch was dabei, was ihr noch mitnehmen konntet.

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

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