SEO-Trainee-Programme: Ganz einfach SEOs ausbilden? [Search Camp 316]

16. April 2024 | Von in Podcast "Search Camp", SEO

Fachkräftemangel gibt es natürlich auch in der SEO-Branche. Genau aus diesem Grund haben viele Unternehmen und Agenturen eigene SEO-Trainee-Programme aufgelegt. Wie funktionieren die in der Praxis? Was müssen die Trainees lernen? Darüber spreche ich mit Julia Weißbach, die für dieses Thema bei der Agentur SYZYGY verantwortlich zeichnet.

 

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SEO-Trainee-Programme: Ganz einfach SEOs ausbilden?

SEO-Trainee-Programme: Ganz einfach SEOs ausbilden?

Markus Hövener: Ja, Moin. Herzlich willkommen zu Search Camp Episode 316. Und ja, heute geht es um so ein ganz komisches Thema, nämlich: Ja, wie macht man eigentlich SEOs? Wie bildet man SEOs aus? Wo kommen die eigentlich her? Das mache ich heute nicht alleine. Ich habe Julia Weißbach in der Leitung. Hallo Julia, grüß dich.

Julia Weißbach: Hallo.

Markus Hövener: Wer sie nicht kennt, was absolut schändlich wäre. Klar, stalke ich dich vorher. Genau, aktuell Head of SEO bei SYZYGY Performance Marketing GmbH. Vorher warst du auch bei Explido, iProspect und insgesamt seit zehn plus Jahren SEO. Man nimmt dich wahr, oder ich habe dich sehr oft wahrgenommen, dass du häufig auf vielen Veranstaltungen über dieses Thema SEO-Ausbildung gesprochen hast. Letztes Jahr noch auf dem SEO-Day im November habe ich dich gesehen und habe gedacht, da müssen wir mal im großen Rahmen drüber sprechen, weil wenn es eins, glaube ich, nicht im Überhang gibt, dann sind es aktuell SEOs. Also überhaupt haben wir sowieso Fachkräftemangel. Das Wort kann man ja schon nicht mehr hören, aber von den SEOs haben wir definitiv immer zu wenig. Und so ist das wahrscheinlich auch bei euch, oder?

Julia Weißbach: Ja, absolut. Deswegen ist das auch ein Thema, was mich sehr stark beschäftigt. Gerade vor dem Hintergrund des bösen Fachkräftemangels haben wir einfach mitbekommen, es macht total viel Sinn, selbst aktiv zu werden und SEOs auszubilden, SEO-Experten selbst zu schaffen.

Markus Hövener: Wie kamst du denn zu dem Thema? Ich meine, jetzt bist du Head of SEO, hat man da einfach nur gesagt, du machst es jetzt, weil du bist die Head of SEO oder ist es so, dass du grundsätzlich auch gerne Leute ausbildest und enablest?

Julia Weißbach: Ja, das ist natürlich meine Passion. Nein, aber SEO selbst ist meine Passion. Und ich glaube, wenn man so einen Fachbereich verantwortet, ist es einfach essentiell, dass man Leute hat, die wissen, was sie tun und denen man auch vertrauen kann. Und ich glaube, was mir dabei am meisten Spaß macht, ist, diese Begeisterung für den Bereich mitzuvermitteln. Dass man rauskommt aus diesem „Ein Job ist nur ein Job“, was letztendlich auch vielfach so ist, aber dass man eben auch mit Leidenschaft an das Thema geht.

Markus Hövener: Jetzt habt ihr ja ein Trainee-Programm. Viele Agenturen haben das auch. Wie sieht das bei euch so aus? Wie lange macht man das? Wie habt ihr es so strukturiert? Gibt mir einen kurzen Überblick dann und danach tauchen wir ein.

Julia Weißbach: Ja, die Traineeships gehen bei uns so zehn Jahre. Nein, kleiner Scherz. Bei uns ist es tatsächlich so, ich glaube, das kann auch komplett unterschiedlich sein, je nachdem, was du für ein Unternehmen hast oder für eine Agentur hast und auch ganz abhängig davon, wen du als Trainee bekommst. Das heißt, danach richten wir das immer. Wir machen vieles auch individuell an den Personen. Aber grundsätzlich würde ich sagen, so eine Ausbildung, jetzt unabhängig von Azubi, Trainee oder Junior, sollte schon so mindestens ein Jahr laufen, dass du auch dir die Zeit nimmst, in die unterschiedlichsten Bereiche wirklich auch mal einen Deep Dive zu machen.

Markus Hövener: Jetzt braucht man ja erst mal Humankapital, also irgendjemand muss man für dieses Traineeship gewinnen können. Wo findet ihr die Leute? Nach wem oder nach was sucht ihr?

Julia Weißbach: Ja, das ist halt so das Schöne, weil du hast es ja schon gesagt, eine der riesigen Herausforderungen, die wir einfach am Markt haben, eigentlich betrifft auch alle Bereiche, ist eben das Thema Fachkräftemangel. Und wir haben halt mitgekriegt, egal ob du da noch ein Einhorn hinterherwirfst und einen Topf voll Gold, du wirst niemals alle Senioren kriegen, die du brauchst. Und Trainees beziehungsweise auch einfach Anfänger zu finden im SEO-Bereich, gibt uns da ein bisschen mehr, sage ich mal, Angriffsfläche, weil was wir zum einen machen, ist viel Hochschulmarketing zum Beispiel. Dass du versuchst, wirklich Leute dort zu kriegen, wo sie eben auch gerade in der eigenen Findung sind. Was möchte ich eigentlich machen? Ich habe schon ein Interesse für Online-Marketing entwickelt, aber möchte jetzt eben mich entscheiden und gucken, welcher Bereich ist eigentlich was für mich. Und da haben wir mitgekriegt, wenn man da frühzeitig reingeht und sagt: „Okay, guck dir doch mal SEO an, das ist mega cool. Und bei uns kannst du es halt lernen.“ Da kriegt man viel Zulauf und das beginnt tatsächlich frühzeitig schon an den Unis oder Hochschulen.

Markus Hövener: Also hatten die Leute, die sich bei euch bewerben, zum Teil schon Berührung mit SEO oder Content oder PR oder solchen Themen?

Julia Weißbach: Tatsächlich in dem Feld, für das wir jetzt auch den Trainingsplan aufgebaut haben, weniger. Das sind wirklich dann Leute, die zum Beispiel frisch von der Uni kommen. Oder wir hatten auch, zum Teil kannst du in dem Feld auch noch, sage ich mal, Stellenanzeigen etc. also den traditionellen Weg gehen und kriegst auch Bewerbungen. Das ist natürlich noch mal was anderes, als wenn du ein Technical Senior SEO ausschreibst, die eine Bewerbung, die dann im Jahr reinflattert. Da hast du da noch einen anderen Zulauf. Und das ist auch der Grund, weshalb wir dieses Feld für uns entdeckt haben und gesagt haben, wir werden einfach selbst aktiv.

Markus Hövener: Also sucht ihr primär, ich sage mal, Studienabsolventen oder geht auch ein Studienabbrecher?

Julia Weißbach: Wir hatten tatsächlich jetzt meine Lieblingsazubis. Wir haben nur die beiden, deswegen kann ich es sagen. Die haben tatsächlich sich gegen ihr Studium dann entschieden, weil sie mitgekriegt haben, das ist einfach nicht meins, und haben dann eine Ausbildung gemacht und da sind wir innerhalb dieser Ausbildung aktiv geworden. Und das war auch super cool, weil die hatten zum Teil andere, haben IT mal angefangen oder eine Lehramtsausbildung. Das heißt, hatten schon in ganz anderen Bereichen so ein bisschen Erfahrung gesammelt und die dann für das ganze Online-Marketing-Feld fit zu machen, das war unglaublich spannend, aber auch cool.

Markus Hövener: Glaubst du, dass es für euch Studien-, sowohl Abbrecher als auch Absolventen, immer interessant sind oder kann es auch jemand sein, der in Anführungsstrichen nur einen Realschulabschluss hat oder vielleicht eine Ausbildung Bürokaufmann oder Bürokauffrau gemacht hat?

Julia Weißbach: Voll. Ich glaube, wir können ja mal realistisch in uns gehen, Markus, wie viel wir von unserem Studium jetzt hier im SEO einsetzen können. Also, mein tiefsinniges BWL-Studium hat sich wirklich krass gelohnt für SEO.

Markus Hövener: Ja, mega.

Julia Weißbach: Nein, aber ich glaube, man weiß auch, man lernt natürlich im Studium viele Aspekte und das ist natürlich für uns von Vorteil, wenn da so ein Online-Marketing-Studium im Background ist, weil das Verständnis dann einfach schon ein Stück weiter ist. Aber grundsätzlich können wir alles beibringen in diesem Feld, weil es ist auch kein Rocket-Science, muss man auch ganz ehrlich sagen.

Markus Hövener: Wenn ihr jetzt einen Bewerber habt oder eine Bewerberin natürlich auch, macht ihr einen langen Prozess, um erst mal herauszufinden, ob sich diese Person für SEO eignet oder wie lange braucht ihr, um festzustellen, ihr wollt es zusammen versuchen miteinander?

Julia Weißbach: Ja, grundsätzlich, wir gehen da schon ein paar Steps, jetzt auch nicht übermäßig sieben Runden, aber so im ersten Kennenlernen ist es ja oft auch so, dass du Leute hast, die sehen vielleicht SEO für sich oder vielleicht auch einfach Online-Marketing. Und dann ist erst mal so der Punkt, wo man abklopft: Okay, ist SEO denn überhaupt das Richtige für dich? Weil man muss ja auch verstehen, das sind zum Teil auch Menschen, die noch gar keine Berührungspunkte mit Online-Marketing hatten, die sich also gar die jetzt im Detail darunter vorstellen können, die einfach denken: Das klingt ganz cool und ich glaube, ich habe schon mal hier von meinem Nachbarn gehört, der hat da was gemacht, da hätte ich auch Lust drauf.

Julia Weißbach: Und dann kann es auch mal sein, dass man sagt: „Hey, alles, was du erzählst, auch von deinem ganzen analytisch getriebenen Wesen, wäre unser Data-Science-Team oder Data-Analytics-Team nicht eher was oder vielleicht auch SEA oder Display. Dass man wirklich guckt, sind das die Themen, die für dich spannend sind?“ Weil ich glaube, das ist sehr wichtig, dass man das am Anfang abklopft, weil man geht ja einen Weg zusammen, wo beide reininvestieren. Und da halte ich es für sehr wichtig, dass man am Anfang einmal schaut: Könnte dir das Freude bringen? Das vergisst man ja auch immer. Früher haben wir unsere Entscheidungen über unsere berufliche Zukunft nach dem Spaßfaktor gerichtet und ich glaube, das ist in dem Feld super wichtig.

Markus Hövener: Wenn der Spaßfaktor so wichtig ist und wir alle Hedonisten werden, ist Agentur dann für Leute noch interessant? Das riecht immer so nach unbezahlter Mehrarbeit, Durcharbeiten, keine Zeit haben.

Julia Weißbach: Ja, ich weiß, was du meinst, aber du darfst nicht vergessen, Markus, wir haben Freibier. Das ist natürlich ein extremer Vorteil im Bereich Hedonismus. Nein, aber ich glaube sogar, dass so für Neueinsteiger, sage ich mal, egal aus welchem Feld, sind Agenturen ein supercooler Start, weil du gleich ganz viele unterschiedliche Dinge kennenlernen kannst. Weil Agenturen mit unterschiedlichsten Branchen zusammenarbeiten, mit unterschiedlichsten Unternehmen zusammenarbeiten, meist auch ein bunter, hipper, cooler Haufen sind, die dann vielleicht nach der Arbeit auch noch mal darten. Und ich glaube, das ist so für den Berufsstart einfach unglaublich cool.

Julia Weißbach: Und das, was du sagst, mit der Mehrarbeit, womit man eigentlich auch so traditionell Agenturen verbindet. Wir sitzen hier alle bis um zehn und dann geht es weiter am nächsten Morgen um 7:30 Uhr. Das war früher tatsächlich so. Das ist auch eine unserer großen Herausforderungen, dieses ganze Prinzip „New Work“, was durch Corona natürlich auch noch mal so einen positiven Push bekommen hat, dass da auch Agenturen einfach mitgehen mussten und festgestellt haben: Okay, wir müssen auch diese Werte und Prinzipien, die jetzt einfach viel, viel wichtiger geworden sind, mit berücksichtigen. Und da zählt natürlich auch flexibler Arbeitsmodelle, flexible Arbeitszeiten, Ausgleich, Full Remote. All solche Dinge zählen da mit rein. Auch selbstgesteuertes, selbstbestimmtes Lernen, dass du nicht mehr wie früher einfach aufdoktorierst, so ist es jetzt, friss oder stirb und jetzt sei bitte fit im SEO. Bis 22 Uhr hast du Zeit. Das sind so Systeme, die würden gar nicht mehr funktionieren heutzutage.

Markus Hövener: Jetzt habt ihr wahrscheinlich einen Trainingsplan. Irgendwo steht drin, was so eine Person in diesen x Monaten dann alles lernen muss. Was steckt da bei euch alles so drin, grob strukturiert?

Julia Weißbach: Dieser Trainingsplan, das ist tatsächlich so ein, sage ich mal, riesen Konstrukt. Das setzt sich bei uns auch so aus unterschiedlichen Phasen eigentlich alles zusammen. Wir haben so diesen ganzen Bereich, bevor es überhaupt losgeht, vor der Reise, bevor wir überhaupt starten, dann den Bereich Onboarding. Damit verbinden wir bei uns so die ersten zwei Wochen. Und dann das ganze On-the-Job-Training. Und da ist dann so ein wirklich ganz detaillierter Trainingsplan, können wir auch gleich noch mal uns genauer angucken. Das sind so die drei Phasen. Da haben wir mitgekriegt, so dieses ganze Vor-der-Reise-Ding. Das ist das Simpelste, was es gibt. Aber wenn du es erst machst, wenn der Trainee schon mit einem Fuß durch die Tür ist, dann wird es richtig stressig und unorganisiert.

Julia Weißbach: Das heißt, solche Dinge wie Verantwortlichkeiten klären. Wenn du jetzt sagst: „Okay, wer hat denn eigentlich Lust, Mentor zu werden?“, dann gehen so wie im Film alle einen Schritt zurück und der, der geschlafen hat, der wird es dann. Das ist einfach so zeitaufwendig und auch so viel Verantwortung, dass wir für uns zum Beispiel mitgekriegt haben, dass wir das splitten müssen, dass wir diese Verantwortung und den Zeitaufwand aufteilen müssen. Und deswegen ist für uns ein Teil dieses Planes auch, dass wir Mentoren pro Themenkomplex haben und nicht Mentoren pro Menti, weil wir dadurch mitbekommen haben, zum einen teilt sich die Verantwortung und auch der Zeitaufwand, alles, was du rein intensivieren musst.

Julia Weißbach: Und auf der anderen Seite ist es für einen Trainee super hilfreich, weil er oder sie gleich mit unterschiedlichsten Leuten zusammenarbeiten kann. Zum einen gleich die Leute kennenlernen kann, was super hilfreich ist, und zum anderen aber auch unterschiedliche Arbeitsweisen, unterschiedliche Komplexe, unterschiedliche Herangehensweisen kennenlernt. Das ist so ein Feld von dem „vor der Reise“, was wir eigentlich so angehen. Wenn derjenige dann startet, dann fängt die zwei Wochen die heiße Phase des Onboardings statt.

Markus Hövener: Und Onboarding beinhaltet dann?

Julia Weißbach: Ja, Onboarding ist bei uns so dieses, sage ich mal, das wird immer so unterschätzt, weil das sind ja in Anführungszeichen nur die ersten zwei Wochen. Man muss ja ehrlich sein, in der Realität sieht das oft so aus. Man kommt zur Arbeit, dann ist wieder der Erste des Monats und irgendeiner sagt: „Warte mal, fängt heute nicht die Bianca an?“ Und alle fallen in Panik: „Okay, Rebekka, du zeigst erst mal drei Stunden die Kaffeemaschine. In der Zeit werfen wir irgendwas zusammen.“ Worst-Case-Szenario und natürlich völlig überspitzt, aber passiert halt in der Realität noch. Und das ist halt quasi diese zwei bestimmen, wie dich jemand sieht und ob die Person dir vertraut, ob sie dich für fachlich und menschlich kompetent hält oder sich vielleicht denkt: Habe ich hier die schlimmste Entscheidung meines Lebens getroffen?

Julia Weißbach: Und deswegen versuchen wir, das ganze Onboarding so organisiert wie irgendwie möglich zu machen. Und das startet bei uns immer mit der Wasserrutsche des Unternehmens. Wir fangen da ganz oben an. Das dauert so ein bis drei Tage, je nachdem, was du so zu erzählen hast. Aber da geht es erst mal beim Unternehmen los. Vielleicht hast du ja eine Vision und Ziele. Vielleicht gibt es, oh mein Gott, ja sogar ein Leitbild oder Werte, die nicht nur auf Tassen gedruckt sind, sondern die du wirklich auch lebst im Unternehmen. Dann wäre das ein guter Zeitpunkt, das mal zu erzählen. Wenn du da nichts hast, bist du natürlich in zehn Minuten durch. Aber im Bestfall kannst du da schon mal den ersten Blick in die Unternehmenskultur geben.

Julia Weißbach: Und dann rutschen wir sozusagen weiter und gehen in den ganzen Teamkosmos. Weil egal, ob Unternehmen oder Agentur, ist es erst mal super wichtig zu verstehen: Wie ist das denn aufgebaut? Gibt es hier eine Matrix-Organisation? Ist das noch so ganz linear? Ist das divisional? Gibt es einen Fachbereich? Gibt es einen Team-Bereich? Wer ist denn hier der End-Boss? Wer ist unser Geschäftsführer, der Marshmallow-Mann? Und dieses Konstrukt zu verstehen, ist nachher auch wichtig, um alle Prozesse nachzuvollziehen. Und dann rutschen wir noch mal weiter und gucken uns an, was gibt es dann auch für Fachbereiche? Das heißt, haben wir nur SEO? Sind wir zum Beispiel auch eine reine SEO-Agentur oder haben wir vielleicht auch andere Bereiche wie SEA, Display? Haben wir vielleicht eine IT-Abteilung, mit der du dich gut stellen solltest? Dass man erst mal feststellt, wo sind denn die Leute, wo ich später vielleicht auch so Schnittpunkte habe oder wo es dann an gemeinsame Strategien oder Synergien geht.

Julia Weißbach: Und dann schlussendlich sind wir am Ende angekommen und schlagen auf dem Boden auf, hätte ich fast gesagt. Nein, wir springen dann natürlich von der Wasserrutsche in den wunderschönen SEO-Pool und da gehen wir dann rein und sagen wirklich, wie ist SEO bei uns jetzt konkret, uns als Society, als Unternehmen, wie auch immer aufgebaut. Was für Bereiche haben wir? Was bilden wir überhaupt ab? Haben wir überhaupt Offsite bei uns? Haben wir überhaupt Tools, die wir zeigen müssen? Was gehört bei uns alles dazu? Und steigen dann davon ausgehend ein in: Wer sind die Mentoren? Was ist dein SEO-Team? Was haben wir da für eine Aufstellung? Haben wir vielleicht Junior-, Mid-Level, Senior-Hierarchien? Ist das vielleicht alles auf einem Level? Dass derjenige erst mal so diesen Komplex verstehen kann vom Unternehmen zum Online-Marketing, zum SEO.

Julia Weißbach: Und dann geht es eigentlich los. Das sind dann ein bis drei Tage, je nachdem, keine Werte, keine Vision, manchmal auch eine halbe Stunde. Und dann geht es quasi los in den Deep Dive. Und da fangen wir dann wirklich an, so diesen ersten Touchpoint mit SEO zu schaffen, weil das ist dann für den ganzen Trainingsplan wichtig, dass wir erst mal jemanden brauchen, der grob weiß, was SEO ist. Und das besteht bei uns eigentlich so aus drei Säulen. Wir haben da den Versuch gestartet – und das läuft eigentlich auch ganz gut –, dieses selbstgesteuerte Lernen, von dem alle sprechen, New-Work-Prinzipien mitzuintegrieren, dass quasi nicht der Fall ist, dass alle Trainees, alle Azubis immer auf dich warten, dass du mal bereit bist, dir Zeit zu nehmen für Einarbeitung, sondern dass es wirklich so ist, dass sie selbstgesteuert dieses erste Onboarding übernehmen können. Ist auch einfach der Herausforderung, wir haben keine Zeit, geschuldet.

Julia Weißbach: Und dafür haben wir natürlich ein grandioses Wiki. Jetzt verdrehen alle die Augen, wenn ich Konfluenz sage. Wir haben tatsächlich eine recht gute Wissensbasis aufgebaut, wo es erst mal wirklich so ganz rudimentär darum geht: Was sind denn eigentlich Keywords? Für was steht denn eigentlich SEO? Was bedeutet das? Wie reiht sich das ein im Gesamtkonstrukt? Wenn du das natürlich schön machen willst, dann haust du am Ende immer so ein paar Ankreuztests noch mit rein. Leute machen das tatsächlich gerne und da kannst du gleich so einen Fokus drauf steuern: Was sind denn die Infos, die du auf keinen Fall vergessen solltest? Und dann haben wir viele Aufnahmen. Da geht es darum, ich glaube, jeder von uns hat schon tausend Mal irgendwem erzählt: Okay, das ist SEO, das gehört dazu. Ja, so hat sich das entwickelt. Und wir haben irgendwann angefangen, das aufzuzeichnen.

Julia Weißbach: Wir nennen das SEO-Fachbereichswochen. Und da kann quasi jeder dann gucken: Okay, ich interessiere mich jetzt für was ist denn eigentlich eine Keyword-Recherche und-Strategie? Da ist ein Artikel dazu. Hier habe ich ein Video dazu. Hier kann ich die Infos zusammenkriegen. Und das ist natürlich gespickt mit sehr, sehr vielen One-to-Ones. Das heißt, die Leute laufen da auch nicht zwei Wochen alleine, sondern du bist immer an der Seite, um eben auch so Fragen abzuklären oder zu sagen: „Hast du was nicht verstanden? Wo möchtest du noch mal tiefer rein? Dann guck dir doch als Nächstes mal das ein.“ Aber es ist vom Zeitaufwand viel, viel geringer. Du hast ein gutes, selbstgesteuertes Onboarding und am am Ende hast du zwei Wochen gut und organisiert gefüllt und im Bestfall dann die Leute, die sagen können: „Okay, ich habe jetzt so ein ganz rudimentäres Basic-Wissen. Damit können wir jetzt on the Job gehen und ins reguläre Training, sozusagen.“

Markus Hövener: Du hast eben kurz gesagt, das Thema Offsite zum Beispiel, überlegen, ob man das überhaupt braucht. Also, wie geht ihr damit um? Weil ihr habt ja bestimmt einige Themen oder wir haben das zum Beispiel auch. Wir machen zum Beispiel unglaublich wenig für Publisher. Das heißt, Google News ist für uns eigentlich ein Thema, was sehr rudimentär aus uns herauskommen kann. Habt ihr auch solche Themen? Wie geht ihr damit um?

Julia Weißbach: Ja, das ist ja auch immer bei Agenturen sehr kundenabhängig. Da sage ich mal, wenn du jetzt keinen Kunden hast, der Amazon überhaupt nutzt, dann kannst du auch kein Amazon SEO machen. Das heißt, es ist immer so ein fließender Wechsel. Dann kriegst du vielleicht ein Jahr später wieder einen Kunden, der genau das macht. Das heißt, was wir machen und was wir auch in unserem Trainingsplan berücksichtigen, ist, dass wir jedes Thema abgreifen. Ziel ist immer, Theorie und Praxis zu verbinden, weil wir immer Hands-on-SEOs schaffen wollen. Aber jetzt bei manchen Sachen, zum Beispiel bei uns, sind das auch große Link-Kampagnen, wo auch viel Budget reinfließt. Die haben wir halt nicht einmal in der Woche. Das heißt, das sind manchmal so Themen, die kannst du dann zu dem Moment, wo du das Thema behandelst, nicht in der Praxis zeigen. Da kannst du noch mal in die Vergangenheit gucken. Aber wichtig ist dann da, dass zumindest das theoretische Wissen besteht und dann sollte das Thema mal kommen, dass man die Leute dann da auch mit in die Praxis reinholt. Aber in der Theorie greifen wir all diese Themen ab. Wir priorisieren sie dann nur nicht so hoch.

Markus Hövener: Heißt aber auch, die Trainees arbeiten auch immer an realen Kunden-Projekten oder gibt es auch so, ich sage mal, Fake-Websites: „Hey, mach mal einen Blog zum Thema Rasenmähen.“ Oder ist immer was Produktives, was dabei rauskommt?

Julia Weißbach: Rasenmähen ist natürlich das Thema. Wird jetzt wieder im Sommer sehr wichtig. Nein, tatsächlich haben wir das quasi so gemacht. Wir haben ein modulares Trainingssystem. Das heißt, wir haben wirklich mal den Themenkomplex Content, Technik, Offsite, SEO UX, solche Sachen. Und das würde ich auch jedem empfehlen, bevor man einen Trainingsplan macht, sich zu überlegen, was sind meine SEO-Säulen? Und da ist dann das Ziel, dass wir immer einzelne Tasks da drunter haben, sage ich jetzt mal im Bereich Technik, Crawling, Indexierung, Status-Code prüfen, Page Speed, wo jeder dann quasi entscheiden kann, okay, was möchte ich mir jetzt angucken? Ich möchte jetzt mal in das Thema Page Speed einsteigen. Und da ist das Ziel, dass du Theorie und Praxis verbindest. Das heißt, dass du auch ein Praxisprojekt hast. Ist natürlich so, dass wir die Trainees dann da nicht draufwerfen: „Viel Spaß. Das ist dein Kunde. Lernst du es einfach on the Job. In einer Viertelstunde hast du auch deinen ersten Call, viel Glück.“ Sondern, dass die mitlaufen. Aber es ist was ganz anderes, wenn du das auch praktisch mal anwendest und dich da praktisch ausprobierst, als wenn dir das nur jemand erzählt. Dann kannst du auch ein Buch hinlegen.

Markus Hövener: Aber das heißt, jeder Trainee bei euch lernt auch wirklich alles? Ich kann zum Beispiel nicht sagen: „Hey, ich finde das Thema Content so wichtig, weil Google sagt ja auch immer, Content ist total wichtig.“ Ich muss alles mal gesehen haben?

Julia Weißbach: Ja, was wir da machen, ist, wir haben quasi wie so ein Warenkorbsystem an Dingen, die du lernst. Wir haben so einen Trainingsplan pro Modul und da kann quasi jeder Trainee auswählen: „Okay, jetzt diesen Monat möchte ich mal das, das und das machen.“ Dann kriegen wir das zusammengestellt, sehen, der möchte jetzt mal den Themenkomplex Keyword-Recherche, Content-Optimierung, Content-Gap-Analysen sich angucken. Und dann gehen wir mit den jeweiligen Mentoren für den Themenkomplex ins Gespräch und gucken: Okay, was für Projekte haben wir gerade? Wo können wir den mit drauf nehmen? Wer kann dem das zeigen und wie strukturieren wir das in einem Monat? Das sagt aber auch, dass du in der Regel immer einen Monat Vorlauf brauchst, dass du gucken kannst, dass du das genug planen kannst. Der erste Monat ist immer sehr schwer, weil da hast du natürlich wenig Zeit und musst sehr top planen. Aber dann, dass du den Leuten die Chance gibst, sich selbst zu überlegen: Was gefällt mir? Was möchte ich jetzt mir mal angucken? Das ganze Thema Spezialisierung, das kommt bei uns dann, wenn das Traineeship abgeschlossen ist. Da gehen wir dann den Schritt weiter und sagen: „Okay, das sind deine Stärken. Da kannst du weiter reingehen.“

Markus Hövener: Ihr bildet aber grundsätzlich nur für intern aus. Also, ihr bildet Trainees aus, damit ihr sie später übernehmt? Ihr könntet ja auch für einen Kostenbeitrag X dem Markt welche zur Verfügung stellen. Das tut ihr nicht, oder?

Julia Weißbach: Das ist eine gute Idee, Markus.

Markus Hövener: Danke schön.

Julia Weißbach: Lass mich kurz mit meinem Geschäftsführer telefonieren.

Markus Hövener: Es gab solche Ideen ja schon.

Julia Weißbach: Das machen wir tatsächlich noch nicht. Ja, weil grundsätzlich, sage ich mal, die Ausbildung oder das Training, wie wir es machen, das fordert ja schon relativ viel Zeit. Dass man so sagt, du kannst auch mal jemanden haben, der nicht bei null anfängt, dann dauert das nur ein halbes Jahr, aber in der Regel so ein Jahr. Und das ist dann schon viel Zeit, die man auch reininvestiert. Da freut man sich dann natürlich auch drüber, wenn die Leute am Ende bei einem bleiben und noch tiefer einsteigen und ihren Expertenstatus noch weiter ausbauen. Solche Dinge wie für andere Unternehmen ausbilden, könnte man theoretisch auch machen, aber ich glaube fast, dass die Wartezeit von einem Jahr bis jemand dann das hat, wo wir ihn hin haben wollen, zu lang wäre, das wären dann eher Workshops. Dass man sagen würde, man holt mal Leute zu einem gewissen Thema, macht man einen Technical Workshop oder Content Workshop, so was.

Markus Hövener: Du hast eben kurz gesagt, ihr habt verschiedene Mentoren, also nicht Julia handelt dann die ganzen Trainees, sondern es gibt einen Page-Speed-Menschen und einen Offsite-Menschen. Wie viel habt ihr da so? Also, durch wie viele Hände gehe ich am Ende des Tages?

Julia Weißbach: 800. Wenn ich 800 SEOs hätte, Markus, dann hätte ich keine Probleme mehr. Wir brauchen kein Trainee-Programm mehr. Wir haben genug. Wir wissen gar nicht, wohin mit den ganzen SEOs. Nein, grundsätzlich ist das so, wir haben Mentoren pro Säule, sage ich mal. Es wird jetzt nicht so kleinteilig, dass du sagst, okay, das ist der Mentor jetzt für Page Speed, sondern du hast einen Mentor für den Bereich Technik oder einen Mentor für den Bereich Content. Und da haben wir dann meistens so vier bis fünf, die sich damit beschäftigen.

Markus Hövener: Jetzt seid ihr ja Agentur, aber es gibt ja auch Unternehmen da draußen, die auch Trainees ausbilden. Ich ahne die Antwort natürlich, aber wer bildet besser aus? Also, wo bin ich dann später ein besserer SEO, wenn ich dann da fertig bin?

Julia Weißbach: In die Falle trete ich nicht, Markus. Die Bärenfalle, die du gerade aufgestemmt hast. Nein, also ich bin auf Agenturseite. Deswegen ist, glaube ich, meine Meinung jetzt auch für keinen überraschend. Aber ich glaube, du lernst unterschiedliche Dinge, je nachdem, wo du anfängst und wo du bist. Agenturen bieten sich von daher sehr gut an, weil du gleich tausend unterschiedliche Sachen kennenlernen kannst, Branchen, Industrien, Kunden, aber auch Themen. Zum Beispiel entscheiden wir auch immer wieder, ob wir jetzt so ein universales Lernprinzip machen oder epochal. Das heißt, universal wie in der Schule, du hast jetzt mal ein Technikthema, ein Content-Thema, ein Strategie-Thema, alles in einer Woche, oder epochal wie so Blockunterricht, sage ich mal, das Waldorf-Prinzip. Du machst jetzt mal einen Monat nur Technik.

Julia Weißbach: Das kannst du natürlich bei vielen Unternehmen nicht machen, weil du vielleicht gar nicht so krass viele Technikprojekte hast, dass du damit einen ganzen Monat füllen kannst. Und entsprechend würde sich das da nicht lohnen. Bei einer Agentur wahrscheinlich schon eher. Da kannst du dann natürlich viel krasser in den Deep Dive gehen, weil du so spezifische, unterschiedliche Anfragen hast. Dafür kannst du auf Unternehmensseite manchmal schneller in die Umsetzung gehen. Kommt auf das Unternehmen an.

Markus Hövener: Wollte ich gerade sagen.

Julia Weißbach: Große Schiffe segeln langsam. Aber du kannst manchmal mehr involviert werden in die ganze Arbeit direkt im CMS zum Beispiel. Das ist ja was, wo man als SEO auch nicht immer einen Blick bekommt von seinen Kunden oder wo man manchmal gar nicht so tief reingehen kann oder was der Kontakt mit Technik-IT-Abteilung angeht. Manchmal kommst du nicht in den Genuss, dass du dann mal mit einem Techniker reden kannst und sagen kannst: „Versuch das doch mal so und so.“ Das ist auf Unternehmensseite meistens eine andere Nummer. Da bist du dann schneller in dem Bereich tiefer drin. Aber ich persönlich würde immer Agentur empfehlen.

Markus Hövener: Natürlich. Wenn die Zeit jetzt rum ist für den Trainee, gibt es dann irgendwie eine Art von Abschlussprüfung oder es gibt ja zum Beispiel auch dieses Fachkräftezertifikat vom BVDW. Macht ihr so was? Wie geht ihr damit um?

Julia Weißbach: Ja, wir lieben Zertifikate, Markus. Wir haben ein gutes altes deutsches Prüfsystem, der kreativste Ausdruck, den ich seit langem benutzt habe. Nein, tatsächlich haben wir irgendwann mitgekriegt, Deutsche stehen auf Zertifikate. Wir brauchen für alles ein Zertifikat und wenn es Operator auf Geschirrspüler ist, das unterstreicht so die Wertigkeit von Dingen. Das heißt, so was machen wir gern. Wir machen es nur ein bisschen entspannter, cooler, lustiger, dass du nicht so diesen krassen Prüfungsdruck hast, wie man es vielleicht von der Uni kennt, sondern da geht es wirklich darum, zum Beispiel machen wir viel so mündlichen Kram, dass du auch da reinkommst.

Julia Weißbach: Wir haben ja viel Kundenkontakt. Kundenbetreuung zählt bei uns auch mit zum Doing, dass du eben lernst, wie du locker Themen präsentierst. Zum Beispiel nach dem Onboarding haben wir so eine Abschlussprüfung, die heißt dann: Warum ist SEO der geilste Kanal? Und dann killen uns immer alle anderen Kollegen. Nein, am Ende, da gibt es kein richtig oder falsch. Da geht es nur darum, dass du mal so ein bisschen was zeigst und dich vielleicht selbst bestätigst. Und am Ende von der Traineeship haben wir so ein Abschlussprojekt – Ende ist vielleicht auch ein bisschen zu absolut gesagt – in der letzten Phase, wo es wirklich darum geht, meine eigene Seite aufzubauen und das von der Pike auf, vom Websitenamen, Hosting bis zu den Inhalten.

Julia Weißbach: Das sind jetzt keine 200 Landing-Pages. Manchmal sind es drei Seiten. Aber dadurch gehst du halt noch mal ganz anders ran und kriegst dieses Hands-on mit. Und das ist für uns zum Beispiel so eine Prüfung, die wir am Ende machen. Wo die Leute meistens auch sehr stolz drauf sind, weil sie da so ihr kleines eigenes Ding haben. Und manchmal arbeiten wir dann auch direkt an solchen Seiten, wenn die gut funktionieren, weiter. Wir haben so K wie Kegeln oder so was, solche speziellen Seiten, wo wir einfach sehr viel Spaß reininvestiert haben.

Markus Hövener: Habt ihr auch Leute, die ihr unterwegs verliert? Also habt ihr Abbrecher im Trainee-Programm?

Julia Weißbach: Niemals.

Markus Hövener: Das kann ja immer von beiden Seiten ausgehen.

Julia Weißbach: Nein, das kann ja auch immer mal wieder passieren. Ja, nein. Also grundsätzlich ist es so, das ist uns auch schon mal passiert. Gar nicht, dass wir die Person ganz verloren haben, sondern dass wir tatsächlich den Fachbereich immer gewechselt haben, weil wir einfach gesehen haben, okay, da ist irgendwie viel mehr Interesse da und das passt auch viel besser dazu. Da sind wir den Weg schon mal gegangen und haben da einen Umschwung gemacht. Grundsätzlich ist es aber so, ich bin ein großer Fan davon, gerade bei Trainee-Ausbildung, du kriegst hier keine fertigen Diamanten geliefert, sondern das ist ein Prozess, den du zusammengehst. Und wenn jemand Lust drauf hat, zu lernen und sich da auch zu engagieren, dann, glaube ich, findet sich immer ein Weg.

Julia Weißbach: Und wenn jemand da keine Lust mehr drauf hat, auch vielleicht aus total gerechtfertigten Gründen. Einfach gesehen hat, das ist gar nicht mein Ding und die SEOs hier sind alle total irre, ich halte das nicht mehr aus, dann versuchen wir, entweder hier bei uns einen anderen Weg zu finden oder man muss sich in die Augen gucken und auch sagen: „Okay, es hat nicht funktioniert. Wir hatten eine gute Zeit.“ Ziel sollte das niemals sein, aber das kann immer mal passieren, klar.

Markus Hövener: Dann lasst uns das Ganze mal doch zusammenfassen. Beende doch gerne mal umfänglich den Satz: „Ein gutes Trainee-Programm macht aus Punkt, Punkt, Punkt.“

Julia Weißbach: Umfänglich. Okay, ich hoffe, wir haben noch ein bisschen Zeit.

Markus Hövener: Ich meinte jetzt mehr als einen Satz.

Julia Weißbach: Ein gutes Trainee-Programm macht aus eine ordentliche und wirklich kleinteilige Planung. Das ist so meine Erfahrung. Wenn man dieses Vierer-Gestirn befolgt, egal wie man das individuell dann aufbaut, dann ist man eigentlich ganz gut aufgestellt, dass man sich überlegt vor der Reise: Was sind die Dinge, die ich vorher organisieren kann, um mir das Leben nachher leichter zu machen? Gerade vor Zeitmangel, Fachkräftemangel und all diesen Herausforderungen. Dann das Onboarding. Die ersten zwei Wochen, die müssen wirklich top und geil organisiert sein und auch darauf zu achten, du musst nicht immer den Vortänzer spielen. Es ist nicht notwendig, dass du 40 Stunden in der Woche da rein investierst, denn das wird immer dazu führen, dass es an dir scheitert, du das Bottleneck bist, alle auf dich warten, sondern versuch wirklich, einen Prozess zu finden, wo du den Leuten selbst gesteuertes Lernen ermöglichst, ihnen das Vertrauen gibst, ihnen die Flexibilität gibst, die sie brauchen, und dann fürs Onboarding wirklich einen Trainingsplan aufzustellen. Was sind die Module, die Säulen, die wir im SEO abgreifen? Was muss derjenige unter diesen Säulen können, damit wir sagen: „Für uns bist du ein guter SEO?“

Und diese Säulen dann eben und diese einzelnen Punkte wirklich das ganze Jahr über durchzugehen, Hands-on in der Praxis beizubringen, viel, viel, viel, viel zeigen und viel machen lassen und dann am Ende die letzte Säule, sozusagen die Weiterentwicklung. Dann nicht die Leute gehen zu lassen, in die du ein Jahr lang reininvestiert hast, sondern dann wirklich zu sagen: „Jetzt habe ich hier Stärken entdeckt und wenn du bei uns bleibst, stärken wir deine Stärken.“ Der schlimmste Satz aller Zeiten.

Markus Hövener: Hammer.

Julia Weißbach: Sehr plakativ, muss ich jetzt hier mal zugeben. Aber indem du das machst, schaffst du außergewöhnliche SEOs. Indem du sagst: „Ich bringe dir jetzt alles bei und du wirst in allem gut sein.“ Ja, weiß ich nicht. Weiß ich auch nicht, ob das so motiviert, irgendwo zu bleiben. Bleib bei uns und du wirst moderat und gut sein. Oder bleib bei uns und du kannst halt außergewöhnlich in gewissen Bereichen werden. Ist, glaube ich, cooler und besser. Und da dann die Spezialisierung zu fördern. Das ist dann der nächste Schritt. Aber wenn du das machst, dann hast du meiner Meinung nach ein erfolgreiches Trainee-Programm aufgebaut.

Markus Hövener: Cool. Vielen Dank für deine Zeit, Julia.

Julia Weißbach: Ich danke dir, dass ich dabei sein durfte.

Markus Hövener: Für neu gewonnene Fans von dir, sieht man dich in diesem Jahr noch irgendwo? Hast du schon irgendeine Konferenz eingestielt?

Julia Weißbach: Ja, ich bin tatsächlich jetzt im März auf der SMX mit Entwicklung einer AI-SEM-Strategie. Das wird spannend, für uns alle, glaube ich. Da freue ich mich, wenn ein paar mit vorbeischauen und vielleicht auch in die Diskussion einsteigen. Ich glaube, das ist einfach unser Dauerbrenner-Thema, was uns jetzt auch nicht mehr loslassen wird. Geht dann mal in eine andere Richtung als Training, aber nicht weniger spannend.

Markus Hövener: Okay. Ja, kann jetzt ein schlechter Werbeblock sein, weil wir haben das hier vor der SMX aufgenommen, aber erst nach der SMX ausgestrahlt.

Julia Weißbach: Oh no.

Markus Hövener: Vielleicht können wir darüber noch mal einen Podcast machen, damit ihr alle da draußen das mitbekommt. Oder für alle, die da waren, schön, dass ihr Julia gesehen habt.

Julia Weißbach: Es war so schön, euch dort alle zu sehen.

Markus Hövener: Es war toll.

Julia Weißbach: Danke.

Markus Hövener: Wir haben uns in den Armen gelegen, stundenlang und es war großartig.

Julia Weißbach: Es war fantastisch. Der Input, den ihr mir gegeben habt, hat mich beflügelt.

Markus Hövener: Sehr schön. Also noch mal vielen Dank, Julia. Vielen Dank euch da draußen. Ich hoffe, ihr habt was mitgenommen. Vielleicht habt ihr jetzt auch Bock darauf, ein Trainee-Programm aufzubauen oder vielleicht sogar selber Trainee zu werden. Das wäre noch cooler, wenn Sie jetzt Julia hier die Tür einrennen. Wenn das so ist, hätte ich gerne irgendwie-

Julia Weißbach: Ich bin bereit.

Markus Hövener:

-eine Kopfprämie auszuzahlen in gutem Rotwein.

Julia Weißbach: Auf jeden Fall.

Markus Hövener: Vielen Dank dafür.

Julia Weißbach: Genau.

Markus Hövener: Euch da draußen kann ich nur eine gute Zeit wünschen. Kommt gut in den Frühling rein und hoffentlich bis bald. Tschüss.

Julia Weißbach: Tschüss.

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

Ein Kommentar zu “SEO-Trainee-Programme: Ganz einfach SEOs ausbilden? [Search Camp 316]”

  1. Avatar-Foto Timo

    Danke Markus für diesen Beitrag! Man merkt, dass Julia aus Erfahrung spricht. Ein Trainee ist nicht einfach nach einem Leitfaden, es gilt die Stärken und Schwächen eines Auszubildenden zu erkennen und ihn hier zu unterstützen. Danke dafür!

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