Ist die Bounce-Rate ein Signal für Suchmaschinen?

13. Januar 2009 | Von in SEO

Ich bin am Wochenende über zwei interessante Artikel gestolpert:

Das ist alles mal wieder Kaffeesatzlesen, weil es zwar eine “Studie” gibt, aber die wirklich nicht sehr aussagekräftig ist. Die Frage, ob Google die Bounce-Rate einer Website als Kriterium nimmt, ist also derzeit nicht zu beantworten.

Warum sollte Google das überhaupt machen?
Nun ja, wenn Google weiß, dass 80% der Besucher, die eine Website betreten, diese sofort wieder verlassen, könnte das ein sehr gutes Zeichen sein, dass mit der Website etwas nicht in Ordnung ist (Spam, anstößige Inhalte – da gibt’s ja viele Möglichkeit).

Wie könnte Google die Bounce-Rate messen?
Es gibt viele Möglichkeiten, z.B. über die Google Toolbar oder Google Analytics, aber diese Daten stehen nicht flächendeckend zur Verfügung. Google Analytics hat eben nicht jede Website und die Toolbar hat auch nicht jeder.

Was Google schon messen kann sind die Klicks auf die Suchergebnisse. Wenn ein Google-Nutzer also auf drei Suchergebnisse klickt, könnte Google messen, wie viel Zeit zwischen dem ersten/zweiten und dem zweiten/dritten Klick vergangen sind und diese Zeiten dem ersten und zweiten Ergebnis zuordnen.

Helfen diese Daten?
Da werden sicherlich jede Menge Fehler drin sein, weil ja auch mal jemand zwischendurch zum Kaffeekochen geht und erst dann weiterklickt, aber ich denke, dass man das mit den Mitteln der Mathematik wohl glattbügeln könnte.

Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass die messbare Verweildauer natürlich stark von den Suchbegriffen abhängt.

Auch glaube ich, dass das Kriterium nicht fair wäre, weil vielleicht ein Blog (nur ein Beitrag zum gesuchten Thema) schlecht bewertet und dafür ein Portal (viele mäßige Beiträge) hoch bewertet würde.

Die Verweildauer könnte also bestenfalls ein Signal unter vielen sein. Vielleicht könnte man das auch manuell weiterverwenden: Wenn das Google-System merkt, dass eine Website eine sehr hohe Bounce-Rate hat, muss eben ein Quality Rater drüberschauen und das Ganze überprüfen.

Also?
Aktuell sehe ich keinen Anlass, sich bei einer schlechten Bounce-Rate Gedanken zu machen. Ich glaube aber schon, dass Google derartige Faktoren in Zukunft nutzen wird.

Vor allem könnte das Ganze ja ein Anlass sein, sich mit der Usability der eigenen Website auseinanderzusetzen. Eine schlechte Bounce-Rate ist ja nicht nur in Bezug auf SEO ein Problem.

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

9 Kommentare zu “Ist die Bounce-Rate ein Signal für Suchmaschinen?”

  1. Avatar-Foto Markus

    Google kann das schon sehr genau ermitteln, zumindest in Bezug auf die Suchmaschinenergebnisse. Wenn man sich die organischen Google-Ergebnisse mal genauer (im Quelltext) anschaut, stellt man fest, dass die externen Ergebnislinks bei Klick darauf eine JavaScript-Funktion aufrufen. Für das zweite Ergebnis sieht das so aus:

    onmousedown=”return clk(this.href,”,”,’res’,’2′,”)”

    Erfasst wird (vermutlich):
    * Welche URL wird
    * an welcher SERP
    * bei welchem Keyword aufgerufen.

    Wenn man bei Rückläufern den Referer auswertet oder/und auch das zuletzt geklickt Ergebnis berücksichtigt, kann man die scheinbar zum Keyword am besten passendste Webseite ermitteln.

    Problem: Manipulation. Wenn ich das als Websitebetreiber weiß, würden meine Praktikanten nichts anderes machen, als den ganzen Tag auf meine Websites in den Googleergebnissen zu klicken. Vielleicht würde ich auch eine Software schreiben, die das automatisiert erledigt.

  2. Avatar-Foto Markus

    Dass Google die Klicks zählen kann, ist mir klar. Aber ob man daraus legitime Schlüsse ziehen kann – da bin ich mir nicht sicher. Die Idee, dafür eine Software zu schreiben, ist jedenfalls gut 🙂

  3. Avatar-Foto Website Boosting

    Ich bin schon der Meinung, dass Google nicht auf dieses “Votum” der Nutzer verzichtet. Kommt jemand gleich nach einem Klick wieder zurück und klickt auf ein anderes Ergebnis, ist das doch eindeutig oder? Er hat beim ersten Klick nichts gefunden.
    Auch klar ist, dass das Wegbleiben bzw. “nicht-zurück-kommen” nach einem Klick nicht immer ein positives Votum ist. Beispiel wie “Kaffee holen” standen ja schon oben.
    Aber die (fast) sofortige Rückkehr ist schon recht eindeutig. Natürlich müssten das signifikant viele User machen, damit das statistisch auch aussagekräftig ist.
    Woran Google die Rückkehr eines User erkennen kann? IP und Browserfingerprint – kein Problem!

    In der Praxis kann man auch oft beobachten, dass gut rankende, aber für ein Keyword irrelevante oder inhaltlich verdammt schlechte Seiten sich meist nicht lange auf ihrer Position halten. Die wandern dann kontinuierlich nach unten. Woher sollen dei Faktoren für ein solchen De-Ranking sonst kommen – wenn nicht von der Bounce-Rate.

    Fazit: Negatives Signal ja, als positiv ist es nicht unbedingt zu gebrauchen. Und: Praktikanten auf die eigenen Ergebnisse klicken lassen? Gleiche IP, gleicher Browser = Immer der selbe. Glaube nicht, dass man das statistisch signifikant “prodizieren” kann…

  4. Avatar-Foto Markus

    Und da sind wir dann doch beim Kaffeesatzlesen gelandet 🙂

    Man müsste schon einen Test basteln: Website super gut anlinken und dann dort total schlechte Inhalte anbieten. Oder direkt den Besucher per JavaScript zurückschicken. Und dann mal schauen, was passiert…

  5. Avatar-Foto ema

    Das Thema ist gar nicht so einfach, denn für viele Punkte gibt es ein “Ja, aber…”. D.h. es gibt auch gute Gründe, warum jemand nur eine Seite anklickt und dann wieder verschwindet.

    Meine Gedanken dazu gibt es unter
    http://blog.techdivision.com/bounce-rate-als-ranking-faktor/

  6. Avatar-Foto Lorenz

    Was ist mit den Leuten die über einen Mailtauscher wie mailration Werbung machen?
    Da gibt es Punkte wenn man auf link klickt. Die Punkte kann man dann gegen Werbung eintauschen.
    Klar ist bei dieser Methode das viele nur wegen der Punkte klicken. Klar ist aber auch das man mit seinem Angebot nicht alle erreichen kann schließlich sind die Interessen zu verschieden.
    Die nun nur klicker stellen eine große Bouncerate dar. das kann von Angebot zu Angebot variieren.
    Dies nun als schlecht zu bezeichen oder als Indiz für für eine schlechte Seite..ich weiß nicht

  7. Avatar-Foto Markus

    Es geht ja hier nur um Besucher, die über Suchmaschinen kommen, also solche Besucher, die eine Suchanfrage stellen und dann auf Suchergebnisse klicken.

  8. Avatar-Foto Airding

    ich denke, dass die bounce-rate einen einfluss hat. wie bereits oben erwähnt gibt es gut rankende “schlechte” seiten, die nach einigen wochen wieder im ranking unten sind. Aus irgendwelchen faktoren muss dieses de-ranking ja vorgenommen werden. besucher wären aufgrund dem high ranking eigentlich da.

  9. Avatar-Foto derwolf

    Dieser Bericht ist ja schon wieder ein paar Jahre alt… Jetzt haben wir 2015 und ich kann sogar garantieren, dass google bereits seit längerem sehr wohl die Bounceraten auswertet und in die Webseitenbewertung (und somit in das Ranking) mit einfliessen lässt!

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