Google Sentiment Analyse, oder: Links haben auch Gefühle!

31. Juli 2013 | Von in SEO

Einige SEOs berichten von Gerüchten, dass Sentiment-Analysen beim nächsten Google Update zu einem Ranking-Faktor werden könnten. Das hieße, dass Links aus einer negativen Stimmung heraus (schlechte Rezensionen, Rants, Shitstorms usw.) abgewertet würden und neutrale und positiv gefärbte Verweise mehr Gewicht erhielten.

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Ist das realistisch?

Durchaus. Folgende Fakten weisen in genau diese Richtung:

  • Bereits im Jahr 2008 hat ein Mitarbeiter von Yahoo! eine wissenschaftliche Studie mit dem Titel “Meinungsauswertung und Stimmungsanalyse” verfasst (vollständiges PDF hier)
  • Google besitzt ein Patent namens “domainspezifische Stimmungsklassifikation” (hier nachzulesen)
  • Google besitzt ein weiteres Patent namens “großangelegte Stimmungsanalyse”. Dabei geht es um “eine Methode zur Ermittlung der Stimmung, die mit einer Entität verbunden wird. Dies enthält die Eingabe einer Vielzahl von assoziierten Texten, das Markieren von Signalwörtern in den Texten als positiv oder negativ, Bestimmung eines Schätzwerts aus der Vielzahl von Wörtern anhand der Markierungen, wiederholtes Auszählen und Bestimmung der Zahl von Stimmungswechseln, Bestimmung eines finalen Wertes […] und Ausgabe der mit der Entität assoziierten Stimmung” (vollständig nachzulesen unter http://www.google.com/patents/US7996210).
  • Google besitzt noch viele weitere Patente, die in eine ähnliche Richtung weisen, z. B. Reputations Management Systeme oder Erstellung von Snippets, die verschiedene Stimmungen und Meinungen abbilden.

Das Know-how ist also vorhanden. Sollte Google sich in naher Zukunft entschließen, den Ergebnissen einer solchen Stimmungsanalyse mehr Gewicht zu verleihen, müssen SEOs beim Linkaufbau ihr Selbstverständnis weiterentwickeln.

Eine neue Rolle für Linkbuilder?

Statt “Linkbuilding” muss die tägliche Arbeit vielleicht eher Online-Reputationsmanagement genannt werden. Das heißt, ähnlich wie bei der offline Presse- und PR-Arbeit sollten möglichst viele positive Erwähnungen (am besten mit Link) angeregt werden. Negative Erwähnungen dürften nicht ignoriert werden, sondern sollten im Stile eines Customer-Relationship-Managers in eine positive Erfahrung umgebogen werden. Der Online-Reputationsmanager hätte also das Ziel, dass Suchmaschinen und Menschen gleichermaßen positive Gefühle und Erfahrungen mit einer Marke oder einem Unternehmen verbinden. Wäre das nicht schön?

Update (7.10.2013): Stanford-Forscher öffnen Modell

Wie auf gigaom.com hier berichtet wird, haben Forscher der Stanford-Universität ein sehr erfolgreiches Modell zur Stimmungsanalyse entwickelt und sind bereit, es Interessierten zu zeigen (Paper als PDF). Ähnlich wie diverse Ansätze von Google & Co beruht es auf neuronalen Netzen.

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Andreas Schülke

Head of Agency bei Bloofusion Germany GmbH

Andreas Schülke leitet als Head of Agency die Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Er schreibt schwerpunktmäßig zu den Themen Content-Marketing, Linkaufbau und SEO.

Privat treibt er viel Sport und ist Spielertrainer beim Freizeitliga-Verein SC Münster United. Außerdem ist er Fan von Werder Bremen und musikbegeisterter Hobbykoch.

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10 Kommentare zu “Google Sentiment Analyse, oder: Links haben auch Gefühle!”

  1. Avatar-Foto Alexander Rosenthal

    Also in meinen Augen, wäre das für Google zumindest eine sinnvolle Richtung um das Thema Links weiter zubewegen und die Intention dahinter zu durchleuchten. Das Thema Spam und aktives Linkbuilding erwischt man so natürlich nicht, aber gerade im natürlichen Umfeld könnte man dadurch einige Erkenntnisse ziehen. Ich sehe hier auch querverbindungen zu dem Versuch aus Social Signals die wirkliche Intention der Nutzer auf einer Seite zu entschlüsseln.

  2. Avatar-Foto Sabrina von seo-diaries.de

    Für mich bewegt sich SEO schon etwas länger in diese Richtung. Zwar glaube ich nicht, dass Google so schnell eine Sentiment-Analyse integrieren kann, denn dies wäre wirklich aufwändig. Doch irgendwann wird dies sicher kommen. Doch denken wir nicht nur an Links, lasst uns lieber an die User denken. Für die ist Reputationsmanagement viel wichtiger.

  3. Avatar-Foto Andreas Schülke

    Hallo Sabrina. Danke für deinen Kommentar.
    Klar, das habe ich versucht ganz am Schluss zu betonen. Es wäre ja schön, wenn die Zukunft so aussähe: man schafft etwas online, das die User lieben und automatisch lieben Suchmaschinen es auch.

  4. Avatar-Foto André

    Wenn google den Usern das beste Ergebnis liefern möchte, dann ist das ein wichtiger Schritt. Gab es da nicht mal einen fall von einem amerikanischen Unternehmen, dass durch schlechte Bewertungen in Foren, etc. Links aufgebaut hat. Finde den Artikel leider nicht mehr…

  5. Avatar-Foto STephan

    Ich frage mich, wie Google Fälschungen in den Griff bekommen will? Sprich, wenn die positive Reputation Vorteile bringt, dann sorge ich eben für negative bei meinem Konkurrenten. (?)

  6. Avatar-Foto Andreas Schülke

    Hallo Stephan. Ein interessante Frage. Ich glaube allerdings nicht, dass negative Kommentare schädlich wären. Google würde diese Links einfach entwerten/ignorieren. Der Nutzen wäre eher, dass nicht durch schlechte Bewertungen o.ä. Links aufgebaut werden können, wie André es beschrieben hat.

  7. Avatar-Foto Marc-Michael Schoberer

    Wahrscheinlich macht es auch hier wieder die Menge. Es ist ja eine generelle Entwicklung, nicht nur im Bereich SEO, sondern auch Social Media. Immer mehr “Verhaltensmuster” aus der Offline-Welt, werden in Online transportiert. Siehe “AuthorRank” usw…

    Bin gespannt…

  8. Avatar-Foto chris @ seorithmics.de

    Sehr interessant und zwar aus einem sich geradezu aufdrängenden Grund: Um das Thema negative SEO in den Griff zu bekommen und den Wind nach vielen Updates wieder aus diesen Segeln zu nehmen, würde der Ausbau in diese Richtung einige Ruhe in dieses Fahrwasser bringen.

  9. Avatar-Foto Dominik Horn

    Ein guter Link soll nicht nur das Ranking beeinflussen, sondern auch Besucher auf die Seite bringen. Wie bekommt man Besucher auf eine Seite? Über eine Empfelung.

    Im Endeffekt tun wir das doch schon jetzt, ist also nichts neues, nur weil Google nun eventuell eine Sentiment Analyse einführt.

  10. Avatar-Foto Karo von cusati media

    Was ich mich jetzt frage: hat nur der direkte Content des Links etwas mit der Stimmung zu tun oder auch eventuelle Kommentare zu einem Beitrag mit Link? So könnten ja Links in einem Artikel, der danach heiß diskutiert wird, sowohl positive als auch negative Signale bekommen!? Bzw ein Artikel mit dem die Leserschaft so gar nicht einverstanden ist, kann abgewertet werden, obwohl er an sich positiv geschrieben ist…

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