SEO für Startups: Die fünf häufigsten Probleme aus der Praxis! [Alles auf Start 85]

1. Juni 2023 | Von in Podcast "Search Camp", SEO

SEO kann oft ein wichtiger Kanal für viele Startups sein. In der Praxis werden aber oft viele Fehler begangen, die verhindern, dass man kurz- und langfristig Erfolg hat. Von der Domain über das CMS bis hin zum Suchverhalten: meine persönliche Top 5 der häufigsten SEO-Fehler bei Startups.

 

Hinweis: Von unserem Podcast "Alles auf Start" werden leider keine neuen Episoden mehr veröffentlicht (letzte Episode: Dezember 2023). Mehr SEO auf die Ohren? Dann können wir Dir natürlich unseren Podcast Search Camp empfehlen!

 

SEO für Startups: Die fünf häufigsten Probleme aus der Praxis!

Ich arbeite relativ viel mit Startups, und letztens kam die Frage auf: Was sind denn die häufigsten Probleme, die Startups haben? Und da habe ich gedacht, mache ich noch eine Episode dazu. Ja, ich habe mal fünf Sachen aufgeschrieben.

 

Problem #1: Die Wahl der ersten Domain

Zunächst muss man sagen, für SEO ist die Domain eigentlich gar nicht so wichtig. Es gab früher sogenannte Exact Match Domains, das heißt, wenn du zum Beispiel Wandern.de hattest, dann hattest du eine gute Chance, für den Suchbegriff “Wandern” gefunden zu werden. Also diese Domain, das, was da an Kurs drinstand, das hat sehr auf das Ranking eingezahlt. Dieser Punkt ist vorbei, Geschichte, gibt’s nicht mehr!

Das heißt, wenn wir das mal außen vorlassen, kann man trotzdem noch wahnsinnig viel bei der Domain falsch machen. Und ehrlich gesagt, wir als Bloofusion, wir sind da das beste Beispiel dafür, denn damals haben wir ehrlich gesagt, auch nicht sonderlich groß, sowohl über die Brand als auch über diese Domain nachgedacht. Wir haben uns einfach zusammengesetzt und gesagt, ja, so soll das Ding heißen. Man sollte es immer trennen in – wenn man sich so eine Domain anguckt, die man gerne hätte – was steht eigentlich vor dem Punkt, und was steht hinter dem Punkt?

Und ein Problem, was ich sehe, erstmal bezogen auf das, was vor dem Punkt steht, ist, dass man sich oft Fantasienamen auswählt oder so Bezeichnungen, zum Beispiel Ketchup Express. Also angenommen, du machst einen Onlineshop, in dem du ganz besondere Ketchupe verkaufst, wenn das der korrekte Plural ist. Und du nennst das Ding eben Ketchupexpress.de. Eigentlich eine schöne Domain! Anhand der Domain erkenne ich erst mal, worum es eigentlich geht. Und dann kommt oft so ein Punkt, wo man, ja, sich damit eigentlich auch ein kleines Gefängnis geschnürt hat, weil irgendwann fängt man an und verkauft eben nicht nur Ketchup, sondern dann muss auch noch Mayonnaise her. Man heißt aber Ketchup Express. Und da gibt’s – da muss man gar nicht so weit suchen.

Ich finde zum Beispiel MyMuesli ist auch so ein Ding. Ein super Name, aber mittlerweile verkaufen die auch Porridge oder die verkaufen auch Tee. Das hat doch nichts mehr mit MyMuesli zu tun. Deswegen bin ich oft ein Freund davon, dass man eher einen Fantasienamen wählt oder sich eben mindestens nochmal sehr genau abklopft vorher, ist das wirklich exakt das, wo wir über Jahre und vielleicht Jahrzehnte drinstecken werden? Also ist das für uns eine große Wiese, oder ein potenzielles Gefängnis?

Das andere, was ich natürlich auch sehe, ist, ist das, was ich da schreibe, international vielleicht irgendwann mal ein Problem? Das hatte ich nämlich auch schon mal. Also ein Unternehmen wählt die Domain Ledergürtel.com. Erstmal ganz gut gewählt, denn wenn ich zum Beispiel später mal internationalisieren möchte, dann ist eine Punkt-COM in der Regel die bessere Wahl als eine Punkt-D.E. Also, eine generische Domain ist besser als eine länderspezifische Ledergürtel.com ist natürlich eine super Sache in Deutschland, weil man sieht die Domain und weiß, was es ist. Weiß ein Franzose, was ein Ledergürtel ist? In der Regel nicht. Also auch da wieder so ein ganz typischer Fall, ich habe vielleicht ein super Wortspiel auch entwickelt oder irgendwas ganz Geiles, was in Deutschland erstmal gut funktioniert, und ich habe vielleicht über die Internationalisierung gar nicht nachgedacht. Aber wenn das dann später mal nachgelagert kommt, dann muss ich wieder vielleicht die Domain wechseln. Und ein Domainwechsel ist immer ein Riesenproblem, ist immer ein Thema, da kann immer irgendwas bei schief gehen.

Übrigens: Bitte bündelt möglichst viel auf einer Domain. Auch das erlebe ich ab und zu. Dann hat man zum Beispiel eine WWW-Website für seine Brand und getrennt hat man noch einen Shop. Unter zwei verschiedenen Domains. SEO-technisch ziemlich blöd, kommen wir gleich beim Thema oder Problemfeld drei nämlich nochmal dazu. Also bitte, versucht, alles möglichst kompakt auf einer Domain zu bündeln. Wenn ihr euch irgendwann vorstellen könnt, irgendwann potenziell zu internationalisieren, dann bitte setzt ihr auf eine generische Domain, wie eine Punkt-COM. Und bitte achtet darauf, was davorsteht. Wie gesagt, ist das eine offene Wiese oder ist das ein potenzielles Gefängnis für euch?

 

Problem #2: Die Wahl des Content Management Systems/Shopsystems

Da erlebe ich oft, nimmt man das, was cool ist, oder man nimmt einfach das, was alle nehmen, zum Beispiel WordPress. Weil man einfach gar nicht so lange drüber nachdenken will. Man will jetzt loslegen, und ich habe das hier bei einem Freund gesehen, und das hat gut funktioniert. Und deswegen nehmen wir jetzt WordPress. Passt natürlich auch ein bisschen einfach zu der Situation, in der viele Startups sind, nämlich wir können am Anfang erstmal wenig investieren.

Leider habe ich es dann relativ oft erlebt, dass, wenn dieses Startup dann mal wächst, und da kommt noch irgendwie das dran und noch das und noch das, zum Beispiel die berühmte Internationalisierung, dann wird es aber schwierig. Entweder muss man alles neu bauen, weil das gewählte Content Management System das gar nicht kann, oder man pflanscht irgendwie immer mehr dran, und das ganze wird immer schwieriger zu händeln, es wird immer komplexer, immer unbeherrschbarer und irgendwann muss man es dann trotzdem komplett neu machen.

Und deswegen kann ich immer nur anraten, sich am Anfang mal ganz ehrlich in die Augen zu gucken und sich ganz genau zu überlegen, was könnten wir denn potenziell alles brauchen? Und selbst wenn das erst in drei Jahren ist, vollkommen egal, dass ich jetzt schon mal zumindest überlege, ob ich das später potenziell kann. Und wie gesagt, da gibt’s so ein paar Systeme, die sind natürlich total bequem. Ich empfehle zum Beispiel gerne auch Shopify als Shopsystem. Und da kommt man auch extrem weit damit. Aber trotzdem kam man natürlich später an einen Punkt kommen, wo bestimmt ganz – wo vielleicht einige Sachen, die man möchte, die gehen damit dann einfach nicht. Also, das sah am Anfang alles gut aus, aber hinten heraus kriegt man damit ein Problem. Natürlich kann ich nicht alles voraussehen, das ist klar. Aber nochmal, ich erlebe es oft, dass man zu wenig drüber nachdenkt, und deswegen verweise ich euch an dieser Stelle nochmal an Episode zwei von Alles auf Start, wo es nämlich genau um die Wahl des Content Management Systems geht.

 

Problem #3: Linkaufbau bzw. Backlinks

Ein Startup hat per Definition oft null Backlinks. Und wenn du null Backlinks hast, wirst du in der Regel auch null ranken. Ja, ist natürlich schwierig, man selbst ist unbekannt. Es hat sowieso keine Zeit, sich darum zu kümmern. Man hat oft auch, ehrlich gesagt, gar nicht das Wissen. Also auch das habe ich oft bei so Startup-Veranstaltungen, erlebt, dass über diese Thema Backlinks, da hatte man mal was drüber gehört, vielleicht, wenn’s richtig gut läuft, aber irgendwie denkt man dann auch, ja, da komme ich schon irgendwie drumherum, und – nein, kommst du nicht. Deswegen vielleicht auch nochmal kurz der Querverweis auf Episode vier von Alles auf Start. Da geht’s nämlich gerade um so ein Thema, wo kriege ich eigentlich meine ersten Backlinks her?

Und das ist ein Riesenproblem bei Startups, es bleibt ein Riesenproblem. Gerade wenn du den großen Etablierten, ja, SEO-technisch an die Karre treten willst, also du willst sie schlagen in den Rankings, du wirst es in der Regel nicht schaffen. Du wirst es in der Regel SEO-technisch nicht schaffen, wenn du nicht die nötigen Backlinks aufbaust.

Und ein Tipp, den ich immer geben kann, du hast als Startup auch einen Vorteil. Du kannst nämlich die Startup-Karte nutzen, die Underdog-Karte. Du kannst eben, indem du zum Beispiel ein bisschen PR machst, Backlinks kriegen von Startup Websites wie Deutsche-Startups.de oder Gründerszene.de.

 

Problem #4: Keine Suchnachfrage

Problem Nummer vier habe ich ein paarmal im Jahr. Ja, du bist ein total innovatives Startup, cool. Das ist echt schön. Auf was für Ideen manche Leute kommen, muss ich immer sagen, grandios! Aber SEO ist dann manchmal schwierig, weil es ist einfach manchmal so, es gibt kein Suchvolumen, keine Marktnachfrage in den organischen Ergebnissen. Weil einfach noch keiner weiß, dass es dein Produkt oder deine Leistung gibt.

Angenommen, du hast Schnürsenkel erfunden, die nicht schmutzig werden können. Die haben irgendwie eine spezielle Teflonbeschichtung, keine Ahnung, die sind immer strahlend weiß. Immer. Du kannst durch den tiefsten Dschungel laufen, die sind weiß. Super Produkt vielleicht! Aber es sucht keiner danach! Und dann ist SEO immer schwierig.

Du kannst dann natürlich manchmal den Ausweg finden, dass du problemzentriert schreibst. Also, jemand sucht vielleicht nach “Schnürsenkel sauber machen”. Eigentlich nicht dein Keyword, weil deine muss man nicht mehr sauber machen, aber dann schreibst du halt, hey, Schnürsenkel kann man so und so sauber machen. – Ähm, bin in dem Thema jetzt gerade nicht so drin. – Und dann sagst du halt, Okay, wenn du dir diesen Quatsch aber zukünftig sparen möchtest, dann habe ich hier ein schönes Produkt für dich. Ist natürlich immer wichtig, dass du eben den Search Intent trotzdem erfüllst. Also jemand, der Schnürsenkel sauber machen sucht, muss auch bei dir Informationen dann dazu finden. Also es reicht nicht, dann einfach nur zu schreiben, hey, meine Schnürsenkel werden nicht schmutzig.

 

Problem #5: Sprache der Kunden sprechen

Insgesamt muss ich oft sagen, was ich erlebe, ist, man ist oft sehr technik- oder produktverliebt. Man ist überzeugt von den Stärken seines Produkts, und das muss man natürlich auch sein als Startup. Und man ist so überzeugt von seinem Produkt, dass man vergisst, die Sprache des Kunden zu sprechen. Und gerade für SEO ist das wichtig. Dann hat man oft Inhalte, die eher schwach sind und die einfach auch nicht gut auf Suchbegriffe abgestimmt sind.

Ja, dann habe ich irgendwie so Anglizismen wie „Reinventing the Automobile“. Ja, das ist gut, aber danach sucht niemand! Sondern die Frage ist, was tippt dein zukünftiger Kunde in Google ein? Und das ist eine ganz klassische SEO-Thematik.

Finde Keywords, schreib dazu Inhalte. Und, wie gesagt, viele Startups, die nicht primär SEO-fokussiert sind, machen das einfach standardmäßig erstmal falsch. Sie haben in der Regel zu wenig Seiten. Die Seiten, die sie haben, sind gerne mal mit Anglizismen durchsetzt. Oder sie sind einfach sehr multithematisch, ranken deswegen auch nicht so wahnsinnig gut und gerade über so Content Bereiche nachzudenken wie ein FAQ, wie ein Blog, Magazin, Ratgeber, auch da habe ich hier ja schon diverse Informationen zu gegeben. Ja, das fällt denen dann – fällt den Startups leider oft schwer. Und deswegen kann ich persönlich immer nur dazu raten, wenn du Startup bist, dann hol dir bitte Beratung. Das muss nicht bei mir sein, das kann auch bei vielen anderen guten Kollegen da draußen sein, aber häufig müssen Startups die Webseite einfach zweimal machen. Also einmal wird sie selbst gemacht und das zweite Mal, wenn dann SEO irgendwann auf dem Plan steht, dann muss man das Ganze eigentlich komplett in die Tonne treten. Und das ist eigentlich schade, weil das kann man eigentlich, ja, kann man sich sparen. Man kann eigentlich alles in einem Rutsch direkt gut und richtig machen, indem man halt wirklich diese SEO-Brille dann auch aufhat.

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

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