SEO ist SEO? Nein. Wo die Unterschiede je nach Branche liegen!

2. August 2023 | Von in SEO

Google hat keine unterschiedlichen Algorithmen für bestimmte Branchen, also z. B. für B2B vs. B2C. Die Spielregeln sind eigentlich fast immer identisch, aber natürlich gibt es je nach Branche ganz unterschiedliche Problemfelder. Welche Problemfelder gibt es meiner Meinung nach? Und was folgt daraus für die tägliche Arbeit?

Im Folgenden habe ich für unterschiedliche Branchen, die von SEO deutlich profitieren können, zusammengestellt, wo meiner Meinung nach häufige Probleme zu finden sind. Denn nach jetzt mehr als 20 Jahren SEO-Erfahrung muss ich sagen: Natürlich ist jedes Unternehmen anders. Aber die grundlegenden Probleme sind dann oft doch sehr ähnlich innerhalb einer Branche.

 

B2B (Produkte, Dienstleistungen, Software …)

  • Häufig gibt es auf B2B-Websites viel Nicht-HTML-Content, also vor allem PDF-Dateien – mit ihren ganz eigenen Problemen (siehe „SEO und PDF-Dateien: Ein großes Problem?“). Das können Produktdatenblätter, Kataloge oder auch ganze Magazine sein.
  • Bei der Umsetzung der Internationalisierung gibt es oft Probleme. So finden sich nach wie vor nicht überall Hreflang-Tags. Aber auch die interne Verlinkung der internationalen Inhalte, die Ausrichtung auf länderspezifische Suchbegriffe oder der Backlinkaufbau in unterschiedlichen Ländern sind oft nicht trivial.
  • Bei produktzentrierten Websites sind die Produktdetailseiten häufig nicht gut auf spezifische Suchbegriffe abgestimmt (Eigenname wie „PowerSweep 3000“ vs. generische Bezeichnung wie „akku kehrmaschine“).
  • Auch bei redaktionellen Bereichen (Blog/Magazin/Ratgeber…) gibt es oft Probleme. Wenn es einen solchen Bereich überhaupt gibt, sind die Inhalte nur sehr selten auf Suchbegriffe abgestimmt oder Teil der Customer Journey.

 

B2C-Brands/-Hersteller

  • Nicht selten kommt es vor, dass B2C Brands primär über ihre Produkte sprechen und dabei SEO komplett außen vor lassen. So sind die Produktinformationen oft nicht auf das Suchverhalten abgestimmt. Wer also z. B. nach Informationen zur Nachhaltigkeit eines Produktes sucht, wird diese oft nicht finden können.
  • B2C-Brands ignorieren aber relativ häufig das Potenzial eines redaktionellen Bereiches, um potenzielle Käufer über generische Suchbegriffe zu erreichen. Wer also z. B. nach den Vorteilen einer bestimmten Produktart im Vergleich zu einer anderen sucht (z. B. „laminat oder vinyl“), wird dazu nur selten optimierte Informationen bei einer Brand finden.
  • Je nach Brand ist Linkaufbau zum Glück oft kein wichtiges Thema, weil starke Brands in der Regel einfach genügend organische Backlinks haben. Und doch gilt: Viele Unternehmen setzen stark auf PR, vergessen dabei aber oft, auch auf Backlinks zu achten. Wer PR und Backlinks zusammen denkt, kann hier auch nachhaltigen SEO-Wert schaffen.

 

Shops

  • Je nach Branche (z. B. Schuhe) ist der Konkurrenzgrad sehr hoch. Gleichzeitig haben aber gerade Shop-Betreiber nur wenig Interesse, sich mit dem Thema Linkaufbau zu beschäftigen. Leider ist gerade das oft nötig, um sich gegen die großen und etablierten Shops durchzusetzen.
  • Viele Shop-Betreiber erstellen zuerst den Shop und stellen dann oft viel zu spät fest, dass sie in Bezug auf SEO keine Chance haben. Durch eine geschickte Wahl des Produktumfangs und der Positionierung (siehe „Wie Du das SEO-Haifischbecken verkleinerst!“) hätten sie durchaus eine Chance auf gute organische Reichweiten, aber das Wissen dafür ist oft nicht vorhanden.
  • Kategorieseiten sind häufig suboptimal auf Suchbegriffe ausgerichtet; in vielen Fällen fehlen auch spezifische Kategorieseiten. Das betrifft übrigens nicht nur „klassische“ Kategorien, sondern auch z. B. Marken- und Sale-Seiten.
  • Gerade Produktdetailseiten sind oft sehr schlecht auf spezifische Suchbegriffe ausgerichtet, vor allem z. B. in den Bereichen Mode und Möbel. In relativ vielen Fällen (außer Mode) kann man hier durchaus signifikante Verbesserungen erzielen und auf eine Vielzahl an relevanten Suchbegriffen abzielen – was allerdings natürlich auch einen gewissen Aufwand bedeutet.
  • Redaktionelle Bereiche kleiner und mittelgroßer Shops sind oft nicht gut auf Suchbegriffe abgestimmt. Vor allem fehlt oft der Blick auf die Customer Journey, sodass man zwar vielleicht Klicks generiert, daraus aber keine Conversions ableiten kann.

Hinweis: Von mir gibt es auch das Buch „SEO für Onlineshops: Was Shop-Betreiber aus den SEO-Strategien von Zalando, Otto & Co. lernen können“. Wer also noch mehr über SEO für diese Branche lernen möchte, findet hier viele gute Impulse!

 

Local SEO

  • Leider gibt es bei lokalen Unternehmen (Hausarzt/Hausärztin, Bauunternehmen, Schreinerei …) oft keine Person im Unternehmen, die für SEO verantwortlich sein kann – wenn es denn überhaupt jemanden gibt, der sich primär um Marketing kümmert. Das führt natürlich häufig dazu, dass das Thema SEO vernachlässigt wird, obwohl es gerade im lokalen Kontext mit wenig Aufwand möglich ist, große Erfolge zu realisieren.
  • Nicht selten haben lokale Websites – vor allem in kleineren Städten – ungenügende Off-Page-Signale (vor allem Backlinks). Das liegt natürlich auch an der personellen Thematik. Gleichzeitig gibt es aber leider im lokalen Bereich oft auch nicht viele hochwertige Link-Potenziale.
  • Es ist sinnvoll, pro angebotener Leistung oder Produktkategorie eine separate Seite anzulegen. Nicht selten sind die Inhalte aber eher oberflächlich und bündeln viele Leistungen eher auf allgemeinen Seiten oder sogar auf der Startseite in Form eines One-Pagers (siehe „One Pager + SEO: Geht das zusammen?“). Das führt dann leider oft dazu, dass man eigentlich recht leicht zu hebende Potenziale (Suchbegriffe „leistung + stadt“) häufig nicht realisiert.
  • Übrigens: Es muss ja nicht unbedingt die eigene Website optimiert werden. Auch der lokale Eintrag (Google Unternehmensprofile) kann für viele Unternehmen schon viel bewirken – und das mit minimalem Aufwand.

 

Blogs/Medien/Publisher

  • Häufig haben z. B. Fachmagazine aus der Historie heraus viele Inhalte, die aber oft veraltet sind und daher nicht besonders gute Rankings erzielen. Auch ist es leider so, dass manche Inhalte nicht auf Suchbegriffe ausgerichtet sind, weil sie „print first“ erstellt wurden. Entweder sind diese Inhalte noch nicht auf relevante Suchbegriffe abgestimmt – oder aber es gibt keine Suchbegriffe, für die man sie optimieren könnte.
  • Kannibalisierung ist leider auch oft ein Thema. Wenn man schon lange über ein Thema berichtet (z. B. rund um den Suchbegriff „pellet preise“), gibt es häufig viele unterschiedliche Beiträge zu einem Thema, von denen Google sich dann für einen entscheiden muss. In diesen Fällen können Themen- oder Tag-Seiten durchaus helfen.

 

Organisationen (Verbände etc.)

  • Verbände haben oft ihre eigenen (zum Teil Zukunfts-)Themen, zu denen dann publiziert wird. Zudem haben sie dort dann noch ihren eigenen „Sprech“, setzen also z. B. auf Anglizismen. Gesucht wird nach diesen Inhalten dann manchmal gar nicht oder nur sehr sporadisch.
  • Häufig ist das Thema SEO in der Organisationsspitze nicht verankert und zum Teil nicht mal bekannt, sodass es auch hier schwierig ist, ein Umdenken (z. B. hinsichtlich der Inhalte) zu erreichen.
  • Inhalte stammen auch oft von den Mitgliedsunternehmen und sind deswegen manchmal auch kein Unique Content. Dann hat man zwar Inhalte, die aber zum Teil gar nicht mehr im Index landen, weil sie entsprechend kanonisiert werden.

 

Travel

  • Der Konkurrenzgrad im Reisebereich ist oft hoch, weil es viele starke Player im Markt gibt (zumindest, wenn es um allgemeine Reiseformen und Destinationen geht). Kleinere Websites oder Start-ups haben es daher oft schwer, eine relevante Reichweite zu erreichen.
  • Inhalte sind recht oft nicht gut auf Suchbegriffe abgestimmt. Wer eine Reise „Sportlich aktiv in Istrien – eine Traumreise für Genießer“ nennt, wird so einen Suchenden nicht erreichen können, der z. B. nach „sportaktivitäten istrien“ sucht.
  • Linkaufbau ist natürlich auch im Travel-Bereich oft ein Problem, weil es auf der einen Seite viele gut verlinkte Platzhirsche gibt und auf der anderen Seite Linkpotenziale wegen fehlender Strategie oder passender Inhalte nicht genutzt werden.

 

Was heißt das jetzt insgesamt?

SEO ist eigentlich für alle Branchen gleich:

  • Man muss Inhalte konsequent auf Suchbegriffe abstimmen, die Teil der Customer Journey sind. Dafür ist es oft hilfreich, in Suchmustern zu denken und dazu passende Seitentypen auf diese Suchmuster auszurichten.
  • Die technische Basis muss gelegt sein (Indexierbarkeit aller relevanten Inhalte, XML-Sitemaps, Page Speed, Markup …).
  • Die Website muss auch die nötigen Off-Page-Signale generieren. Darunter fallen insbesondere Backlinks.

Insgesamt ist daher vor allem eine solide SEO-Strategie wichtig – auch wenn diese in vielen Fällen auch gut auf einen Bierdeckel passen kann. Es wird nach wie vor zu viel Energie durch falsche (irrelevante oder sogar kontraproduktive) Maßnahmen verbrannt. Ebenso werden leicht zu nutzende Potenziale (z. B. eine gut optimierte Seite für jede Leistung) oft nicht gehoben. Eine Strategie kann hier also helfen, aus einem bestehenden Zeit/Geld-Budget den maximalen Ertrag zu schöpfen.

Vor allem ist jeweils auch die personelle Verankerung wichtig. Das bedeutet nicht, dass man unbedingt ein ganzes Team an Vollzeitkräften benötigt. Gerade im lokalen Bereich – also z. B. SEO für einen kleinen Weinladen – kann die nötige Arbeit (regelmäßige Pflege des Unternehmensprofils) auch mit 2 h/Woche erledigt werden. Trotzdem muss es jemanden geben, der diese Arbeit dann auch gesichert und mit dem nötigen Wissen übernimmt.

Und es gibt noch eine Konsequenz: Wer sich SEO-Beratung sucht, sollte auch jeweils prüfen, ob die Agentur in der jeweiligen Branche genügend Erfahrungen aufweist. Wir haben z. B. viel Erfahrung im Bereich B2C-Shops, sodass wir hier auch sehr gut einschätzen können, welche Maßnahmen wirklich zum Erfolg führen.

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

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