Auto-Applied Recommendations: Ein gutes Hilfsmittel für die Arbeit mit Google Ads?
Seit April 2021 gibt es die automatisch anwendbaren Empfehlungen bei Google Ads, die Werbetreibenden laut Google eine große Zeitersparnis bringen sollen. Doch was können sie wirklich? Welche Empfehlungen sollten automatisch angewandt werden und welche nicht?
Schon lange gibt es bei Google Ads den Tab „Empfehlungen“, in dem wir für verschiedene Bereiche Empfehlungen von Google präsentiert bekommen. Bisher konnte man hier einzeln überlegen und prüfen, welche der Empfehlungen man annimmt und welche nicht. Nimmt man die Empfehlungen an, verbessert sich der Optiscore. Der Optiscore widerum ist ein recht intransparenter Wert, den Google vergibt, um Kampagnen zu bewerten. Ein hoher Wert wirkt hier zwar super, zeigt aber am Ende nur an, wie sehr man Googles Wünschen nachkommt. Seit ca. 2 Monaten gibt es nun die Auto-Applied Recommendations (kurz AAR), die, wenn sie denn angehakt wurden, einen Teil dieser Empfehlungen automatisch umsetzen.
Wo finde ich die AAR?
Zu finden sind die automatisch anwendbaren Empfehlungen entweder im sogenannten Control Center oder aber direkt in der Google Ads-Oberfläche:
Nach Klick auf die Beta gelangt man direkt in den „Verwalten“-Bereich, in dem man pro Thema die verschiedenen Empfehlungen automatisieren kann:
Im „Verlauf“-Tab lassen sich anschließend die vorgenommenen Änderungen einsehen.
Welche Empfehlungen sollte ich übernehmen und welche nicht?
Wer schon länger mit Google Ads arbeitet und regelmäßig die Empfehlungen prüft, wird schon festgestellt haben, dass die Empfehlungen sehr große Unterschiede in ihrer Qualität haben. Einige sind völlig sinnlos, andere wiederum gute Ideen. Das Problem ist daher schnell ersichtlich: Man sollte eigentlich keine der Empfehlungen einfach übernehmen, ohne sie zu prüfen. Dies macht die Automatisierung dieser Empfehlungen natürlich sehr schwierig. Ein weiteres Problem ist zudem, dass Google die Empfehlungen anhand der Kampagnenziele auswählt. Hat man also kein Ziel oder ein nicht zu 100 % passendes Ziel ausgewählt, sind auch die Empfehlungen deutlich weniger passend.
Auch wenn sich keine für alle Unternehmen und Ziele passende Unterteilung finden lässt, haben wir versucht, eine Übersicht über sinnvolle und weniger sinnvolle Automatisierungen zu erstellen. Eins haben sie alle gemeinsam: Alles, was man automatisiert, muss definitiv geprüft werden!
Automatisieren:
- Zielgruppen für Berichterstellung hinzufügen
Automatisierung testen, aber genau prüfen und korrigieren:
- Responsive Suchanzeigen hinzufügen: Wer keine genauen Vorstellungen an das Wording hat, kann diese Funktion gut austesten.
- Auszuschließende Keywords hinzufügen
- In Konflikt stehende auszuschließende Keywords entfernen: Bei einfachen Kontostrukturen funktioniert es gut; hat man Keywords in verschiedenen Match Types eingebucht und entsprechend gegenseitig ausgeschlossen, sind die Empfehlungen oftmals sinnlos.
- Dynamische Suchanzeigen erstellen: Wer dynamische Suchanzeigen noch gar nicht nutzt, kann die Automatisierung gut testen. Oftmals möchte Google hier aber auch Seiten wie das Impressum etc. hinterlegen, welche man dann unbedingt anschließend aussortieren sollte.
- Redundante Keywords entfernen
- Mit Suchnetzwerk-Partnern von Google die Reichweite vergrößern: Die Anzeigenschaltung bei Suchnetzwerk-Partnern kann gut funktionieren, aber oftmals ist die Performance auch deutlich schlechter.
Nicht automatisieren:
- Verschiedenste Empfehlungen im Bereich Gebotsstrategien, unter anderem:
- Diese Empfehlungen sind zwar manchmal sinnvoll, allerdings sollten Gebotsstrategiewechsel genau beobachtet werden. Die Entscheidung zur Anpassung sollte also aktiv getroffen und nicht automatisiert werden. Zudem gibt es sowieso keine Zeitersparnis, da ein Gebotsstrategiewechsel auch nur mit einem Klick verbunden ist.
- Keywords ohne Anzeigenauslieferung entfernen: Diese Empfehlung lässt sich einfach automatisieren und ist zum „Aufräumen“ von Konten recht praktisch. Allerdings verursachen Keywords ohne Anzeigenauslieferung keine Kosten und man lässt sich die Möglichkeit offen, ausgespielt zu werden, wenn man sie nicht entfernt.
- Ausweitung der Ausrichtung verwenden: Kann schnell teuer werden, die Streuverluste steigen und vor allem bei klassischen Remarketing-Kampagnen ist diese Funktion völlig ungeeignet.
- Neue KW hinzufügen: Diese Empfehlungen sind zum Großteil völlig nutzlos und können sehr schnell teuer werden.
- Passende Wortgruppen oder weitgehend passende Varianten von Keywords hinzufügen: Diese Änderung ist einen Test wert. Allerdings kommen in den ersten Tagen und Wochen so viele unpassende Suchbegriffe rein, dass hier sehr viel manuelle Arbeit investiert werden muss und auch mit entsprechend hohen Kosten für unpassende Suchbegriffe zu rechnen ist. Die Automatisierung kann man sich daher absolut sparen, aber testen kann man sie auf jeden Fall.
- Optimierte Anzeigenrotation verwenden: Die Entscheidung, optimierte Anzeigenrotation zu nutzen oder eben nicht, sollte aktiv getroffen werden. Zudem ist auch diese Empfehlung selbst mit einem Klick umzusetzen, die Automatisierung kann man sich in diesem Fall sparen.
Unsere Einschätzung
AAR sind nicht der große Wurf, für den Google sie hält. Für diejenigen, die schon vorher Empfehlungen einfach übernommen haben, sind AAR natürlich eine Zeitersparnis. Für diejenigen, die sie regelmäßig prüfen, können AAR auch eine kleine Erleichterung darstellen, sofern man die Kontrolle der Änderungen in seine Routinen aufnimmt. Sehr viel Zeit spart man hier jedoch nicht und es besteht natürlich die Gefahr, dass eines Tages nicht mehr alles genau geprüft wird und somit Dinge im Google Ads-Konto passieren, die nicht passieren sollten. Zudem könnten unseriöse Agenturen ihr Geschäftsmodell darauf aufbauen, wenig Arbeit in die Konten stecken und dafür mit einem guten Optiscore belohnt werden.
Fazit: AAR können natürlich Zeit sparen, sie sind aber mit Sicherheit nicht die sinnvollste Methode, sein Geld bei Google Ads auszugeben.
Miriam Eilers
Miriam Eilers ist Teamleiterin und Online-Marketing-Managerin im Performance-Marketing-Team bei der Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Im Bloofusion-Blog berichtet sie über Google Ads und andere SEA-Themen.
Wenn sie nicht gerade die Konten ihrer Kunden optimiert oder sich um ihr Team kümmert, verbringt sie viel Zeit mit ihren zwei Kaninchen oder ist auf Reisen mit ihrem Bulli. Außerdem ist sie Fan von Werder Bremen und grundsätzlich immer viel und gerne unterwegs.
Miriam ist in den folgenden sozialen Netzwerken vertreten:
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Mai 9th, 2022 at 11:51
Danke für die Einschätzung. Das deckt sich sehr mit meiner persönlichen Sichtweise. Ich bin auch froh, dass jemand dieses Thema offen anspricht, da es aus meiner Sicht durchaus ein ernstzunehmendes Problem darstellt und von Google zur Kenntnis genommen werden sollte:
“Zudem könnten unseriöse Agenturen ihr Geschäftsmodell darauf aufbauen, wenig Arbeit in die Konten stecken und dafür mit einem guten Optiscore belohnt werden.”
Agenturen, die ihren Job gewissenhaft machen, werden implizit durch den Google Optiscore bestraft während Agenturen die einfach alle Recommendations blind abnicken mit einem positiven Optiscore belohnt werden. Wobei manche Optimierungsvorschläge eben definitiv nicht im Sinne des Kunden sind. Keine positive Entwicklung aus meiner Sicht …